Langfassung: Der bundesweite Tag des offenen Denkmals am 10. September 2017 ist in besonderer Weise dem Thema „Macht und Pracht“ gewidmet. In Anlehnung an dieses Motto locken auch rund 50 geöffnete Denkmale nach Oldenburg, der Stadt, in der dieses Jahr die bundesweite Aktion offiziell eröffnet wird.
Hier ist am Denkmalsonntag auch die ehemalige Arbeitersiedlung in der Breslauer Straße geöffnet. Unter dem Motto „Solidarisches Miteinander und bezahlbarer Wohnraum“ statt „Macht und Pracht“ geben die Bewohner der Siedlungshäuser bei Kaffee, Tee und Kuchen Einblick in das Leben und die Organisation in der Eigentümer-Wohngenossenschaft HunteWoGen eG und berichten über ihre Bemühungen, Denkmalpflege und sozialverträglichen Wohnraum unter ein saniertes Dach zu bekommen. Die Siedlung im Stadtteil Osternburg ist Zeuge der Arbeitergeschichte Oldenburgs.
Das ansonsten nicht zugängliche Denkmal wird am Tag des offenen Denkmals von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr offenstehen. Bewohner der Straße führen um 15.30 und um 16.30 Uhr durch die Siedlung und die Gärten. Der in seiner Originalität weitgehend erhaltene Zeuge sozialer Bau- und Wohnkultur besteht aus Mehrfamilienhäusern für junge Arbeiterfamilien der Glashütte, Post und Bahn. Die Architektur orientierte sich an der Wohnreformbewegung dieser Zeit. Auf Licht, Luft und Grünanlagen wurde ebenso großer Wert gelegt, wie auf die „aesthetische Anmutung". Besonders charakteristisch für die Gesamtgestaltung ist die Verbindung von regionaler Bautradition, die Entscheidung für Walmdächer und breite Gauben und einer im Detail sachlichen und äußerst sparsamen Formensprache.
Entstanden sind die zwischen 23 und 55 Quadratmetern großen Wohnungen zwischen 1928 und 1935. Die Anlage besteht aus einer beidseitig schräg zum Straßenverlauf angeordneten Bebauung mit 27 freistehenden Wohnhäusern. Die 12 Mittelgebäude wurden zugunsten einer kleinen Allee mit platzartiger Erweiterung beidseitig aus der Fluchtlinie zurückgesetzt. Die einzelnen Häuser sind zweigeschossige Klinkerbauten für jeweils 4 bis 6 Familien. Einen Waschküchentrakt stellte man jeweils auf der Nordwest- und der Südostecke über Eck. Diese Überecksetzung trägt zur räumlichen und städtebaulichen Strukturierung bei, wie auch die straßenseitigen Vorgartenzonen, die kleine Erschließungswege trennen.
Das gut erhaltene und städtebaulich überzeugende Siedlungsensemble der späten 1920er Jahre zeichnet sich durch die erhaltene Originalität der einheitlichen und somit wesentlichen Gestaltungselemente aus. So blieb insbesondere die Fensteröffnungen, Haustüren, Dacheindeckungen und Dachöffnungen sowie die Eingangs- und Vorgartengestaltung original erhalten. Die Oldenburger Siedlung ist eines von über 360 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte. 18 davon befinden sich im Landkreis Oldenburg.