Bevor am 1. November 1885 in dem neuen Leuchtturm auf offener See das Leuchtfeuer entzündet werden konnte, waren ein ganzes Jahr lang Vorarbeiten nötig. Denn den „Roten Sand“ rund 50 Kilometer in der Außenweser vor Bremerhaven auf der Untiefe gleichen Namens, Position 53°51'18,1'' N, 08°04'54,7'' in den strömenden Sand der Nordsee hineinzubauen, bedeutete eine Pionierleistung ohne Vorbild. Zehn Meter tief galt es eine eiserne Hülle im Meeresboden zu versenken, um dorthinein das Fundament bauen zu können. Die bahnbrechende Leistung verhinderte nicht, dass das Fundament mit der Zeit Schaden nahm. Doch der eigentliche Schicksalsschlag für das technische Denkmal mit einer Gesamthöhe von 53 Metern und 70 Tonnen Gewicht kam durch die Verschiebung des schiffbaren Wasserweges und die moderne Radartechnik, für die der „Rote Sand“ nicht mehr zu gebrauchen war. Ein neuer unbemannter Leuchtturm, die „Alte Weser“, wurde rund anderthalb Seemeilen östlich gebaut, das Leuchtfeuer des „Roten Sandes“ 1964 gelöscht, er selbst blieb den Fluten des Meeres überlassen.
Dagegen stand jedoch die große Zuneigung vieler Freunde des längst weltweit bekannten Seezeichens. In den Verhandlungen des Landes Niedersachsen und des Bundes als Eigentümer erbot sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), den Leuchtturm zu übernehmen, wenn denn das Fundament gesichert wäre. Im gleichen Jahr 1987 sorgte die Gründung der treuhänderisch von der DSD verwalteten "Stiftung Leuchtturm Roter Sand" dafür, die laufenden Unterhaltungskosten zu gewährleisten. In einer außergewöhnlichen und spektakulären Rettungsaktion bekam der Leuchtturm nun eine riesige Stahlmanschette übergestülpt, um den Senkkasten (Caisson) wieder zu sichern. Die Millimeterarbeit erforderte höchste Genauigkeit des Kranführers, der das zehn Meter hohe und 120 Tonnen schwere Stahlkorsett passgenau über den Leuchtturm hievte, und ein weitgehend ruhig bleibendes Meer. Die Aktion gelang, die „zweite“ Außenhaut wurde mit Beton hinterfüllt, der Turm wieder standfest. Das Küstenwahrzeichen blieb an seinem bisherigen Standort erhalten. Anschließend wurde die Außenhaut entrostet und mit einem neuen Schutzanstrich versehen. Das Innere des Turmes sowie die historische Technik und die nautische Ausstattung wurden bis 1999 behutsam restauriert.
Seit 1995 erleichtern Dalben die Anlegemanöver zunächst für die Handwerker, dann auch für Besucher des Leuchtturms. Um den fröhlich geringelten Turm zu erreichen, sind gute drei Stunden Fahrt auf einem Schlepper zurückzulegen, wobei der Wind nicht stärker als Windstärke 4 sausen darf. Wer das maritime Museum durch Vermittlung der BIS Bremerhaven Touristik jedoch betritt, bereut keinerlei Abenteuer. Er gewinnt bei dieser Stippvisite einen authentischen Eindruck von den Lebens- und Arbeitsbedingungen eines Leuchtturmwärters um 1964.
Der Standort auf offener See erfordert einen erhöhten Aufwand. Deswegen braucht der „Rote Sand“ viele Freunde für akute Hilfe und dauerhafte Pflege. Die alten haben sich für seinen Erhalt bereits eingesetzt, neue sind nötig, damit der Turm auch sein zweites Jahrhundert gut übersteht.