11.02.2019 – Schleswig-Holstein

Die Ledertapeten an der Kanzel der St. Willehadkirche in Groß Grönau

25 Einzelstücke und 16 kleine Bordürenteile

Am Mittwoch, den 13. Februar 2019 um 17.00 Uhr besucht Susanne Backhaus, Ortskuratorin Mölln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), Pastorin Samone (!) Fabricius, um sich bei einem Presse- und Fototermin vor Ort die anstehenden Arbeiten von Restaurator Eva Kümmel vor Ort erläutern zu lassen. Die DSD stellte – auch dank ihres Namenfonds Karin Pfeiffer – im vergangenen Jahr 9.000 Euro für die Reinigung, Konservierung und Retusche der etwas Besonderes darstellenden Ledertapeten an der Kanzel der St. Willehadkirche in Groß Grönau zur Verfügung. Die gut vorbereiteten Restaurierungsmaßnahmen der Ledertapeten im Kanzelaufgang schließen die Restaurierung des Innenraums der Kirche ab. St. Willehad gehört nunmehr zu den über 200 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden, Erträge ihrer Treuhandstiftungen und Mittel der Glücks-Spirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Schleswig-Holstein fördern konnte.

Die Holzkanzel in der St. Willehadkirche aus dem Jahr 1602 ist in ihrer Art etwas Nicht-Alltägliches. Im manieristischen Stil erbaut, sind der Kanzelkorb und die Kanzeltreppe mit Leinwandbildern geschmückt, die Propheten darstellen und auf Hermenpilastern die vier Tugenden caritas (Liebe), fides (Glaube), spes (Hoffnung) und humilitas (Demut). An der Innenseite der Kanzel und des Kanzeltreppengeländers befinden sich geprägte und punzierte Goldledertapeten aus dem späten 17. Jahrhundert. Farbiges Blattwerk und Blüten erscheinen auf goldfarbenem Grund, den Rocaillen und punzierte Muster verzieren.

Die Ledertapete besteht aus 25 Einzelstücken, die bis auf vier vollständige Karrees teilweise recht stark beschnitten wurden, und aus 16 sehr kleinen Stücken, die als Bordüre verwendet wurden. Gestiftet hat das Werk – so ist es auf der Außenseite der Kanzel festgehalten – Franz Erdmann von Sachsen-Lauenburg, der von 1665 bis 1666 Herzog von Sachsen-Lauenburg und kaiserlicher Generalfeldmarschall war.

Die Seltenheit und Außergewöhnlichkeit der Goldledertapeten, die sich in der damaligen Zeit nur wenige Menschen leisten konnten, legen die Vermutung nahe, dass die Kunstwerke zunächst andernorts angebracht waren.

Durch Verschmutzungen und Einlagerung von Feuchtigkeit sind Risse und Ablösungen bzw. Fehlstellen entstanden. Verformungen vergrößern die Gefahr des Abbrechens von Lederbestandteilen. Die Farben sind durch Lichteinwirkung stark ausgeblichen oder in Bereichen des Goldlacks geschwärzt.