Am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, der 9. September 2018 um 16.00 Uhr besucht Patrik Burkhardt, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, in Begleitung von Dr. Markus Harzenetter, Leiter des Hessischen Landesamtes für Denkmalpflege, die weitgehend restaurierte Russische Orthodoxe Kirche in Bad Nauheim. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) unterstützt die Wiederherstellung der Reinhardskirche dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär sie seit 1991 ist, seit 15 Jahren mit insgesamt über 290.000 Euro. So konnte sie bei der Wiederherstellung des Turms, des Kirchenschiffs, des Dachs und des Chors, der Chorfenster der Nordfassade und insbesondere der wertvollen Ikonostase helfen.
Von 1732 bis 1733 errichtete der Baumeister Hermann einen kurzen Saalbau, der als evangelisch-lutherische Pfarrkirche diente. Den verputzten Außenbau mit Lisenengliederung und gotisierenden Fenstern überragt im Westen ein dreigeschossiger Turm mit einer verschieferten Schweifhaube. Im Grundriss sind die Ecken abgeschrägt, die Apsis schwingt nach Osten aus.
Von 1868 an diente der Bau der katholischen Gemeinde als Gotteshaus, seit 1905 wird er als russisch-orthodoxe Kirche genutzt. Im Zuge der Umnutzung durch die russische orthodoxe Gemeinde wurde das Kircheninnere umgestaltet und eine ins frühe 19. Jahrhundert datierte Ikonostase aus der ehemaligen Klosterkathedrale von Sarow eingebaut. Durch die Ikonostase wurde die Kirche zu einem Pilgerort des Heiligen Seraphim. Zarin Alexandra Feodorowna, zuvor großherzogliche Prinzessin von Hessen und bei Rhein, hatte das Patronat der Kirche inne. Einen vergoldeten, emaillierten Bronzelüster stiftete Zar Nikolaus II. bei seinem Besuch 1910 in Bad Nauheim.
Nachdem Dach und Dachkonstruktion sowie der Turm und das Hauptdach restauriert waren und die innere Raumschale nicht mehr absturzgefährdet war, konnte mit der Restaurierung der wertvollen Innenausstattung, insbesondere der Ikonostase, begonnen werden. Die Arbeiten zogen sich aufgrund massiver Schäden länger hin als erwartet.
Die Reinhardskirche, die als älteste Kirche Bad Nauheims zugleich die enge Verbindung des Hauses Hessen Darmstadt mit dem russischen Zarenhaus dokumentiert, gehört seit 2003 zu den über 200 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.