15.10.2020 – Nordrhein-Westfalen

DSD fördert die Mühle Kerssenboom in Kevelaer auch in diesem Jahr

Mühle Kerssenboom in Kevelaer © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schroeder

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Haube der Mühle Kerssenboom in Kevelaer © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schroeder

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Spenden und GlücksSpirale machen Windmühle wieder flott

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellt auch in diesem Jahr dank zahlreicher Spenden und der Erträge der Lotterie GlücksSpirale erneut Mittel für die Kellerholländermühle Kerssenboom in Kevelaer bereit. Die 45.000 Euro ermöglichen die Eindeckung der Haube mit Holzschindeln und die Restaurierung des Wellenrades. Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Windmühle ist eines der über 470 Objekte, die die DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel von WestLotto aus der Lotterie GlücksSpirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.

Die Kerssenboomsche Windmühle steht weithin sichtbar im Kevelaerer Ortsteil Winnekendonk. Das technische Denkmal entstand 1849 als Turmhölländer und wurde aus unverputztem Backsteinmauerwerk mit Stichbogenfenstern errichtet. Die Kellerholländermühle erhebt sich auf einem hohen Kellergeschoss, auf den der Mühlenschaft aufgesetzt ist. Den hoch gelegenen rundbogigen Eingang erreicht man über eine äußere Metalltreppe. Eine ursprünglich mit Holzschindeln gedeckte Kappe bekrönt den Bau. Hölzerne Gatterflügel, die einst mit Segeltuch bespannt wurden, und der Holzstert, mit dem die Flügel in den Wind zu drehen waren, sind erhalten. Auch ist die Mühlentechnik aus der Zeit um 1900 weitgehend vollständig original vorhanden.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte im vergangenen Jahr bereits 50.000 Euro zur Verfügung.

Anmerkungen zur Mühlenrettung

Die damals von der RWE angeführten Gründe für den Abriss der Immerather Mühle sind durchaus auf die Kerssenboomer Mühle übertragbar. Sie erfüllt das „Anforderungsprofil“ und sieht der Immerather Mühle im Schadensbild vergleichbar ähnlich. Und exakt diese eigentlich nicht mehr zu rettende Mühle wird nun exemplarisch durch die Eigentümer mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wiederhergestellt. Für einen Abriss war und ist an beiden Orten sachlich nachvollziehbar kein Grund vorhanden. Baudenkmale in vergleichbarem Zustand kann die DSD dank ihrer Förderer zum Glück jedes Jahr retten helfen.

Zum Schadensbild: Die Mühle in Kevelaer Winnekendonk war ähnlich der Immerather Mühle akut gefährdet. Durch die undichte, marode Haube und undichte Fenster drang Nässe in die Mühle ein und schädigte die Dachkonstruktion, die Technik und die Böden. Das Stertwerk war morsch. Wetterbalken, Flügel, Flügelkreuz, Balkenköpfe und Bodenbretter waren geschädigt. Die Treppen waren statisch gefährdet oder abgängig. Die Mauerwerksfugen war ausgewaschen und Steine brachen aus dem Verband.
Die jetzigen Eigentümer haben die Anlage, zu der auch ein Wohnhaus gehört, zu Wohnzwecken gekauft. Die Mühle blieb eine ungenutzte „Zugabe“. Das Angebot der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nach Rücksprache mit dem Rheinischen Mühlenverband und dem für den Niederrhein zuständigen Gebietsreferenten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege, Dr. Stürmer, sich zur Rettung der Mühle, ungeachtet weiterer Komplementärmittel, mit 50.000 Euro zu engagieren, ermöglichte 2019 den Abschluss eines Fördervertrages für einen ersten Bauabschnitt und stellte die Initialzündung für die Rettung der Mühle dar. Der erste Bauabschnitt umfasst die Instandsetzung der Haube. Ein weiterer Antrag für 2020 ist gestellt. Die Mühle wurde 1849 als Turmholländer in Backstein über einem hohen Kellergeschoss erbaut und war bis 1949 als Getreidemühle in Betrieb. Ihre vorhandene Technik stammt hauptsächlich aus der Zeit um 1900.

Ein weiteres positives Rettungsbeispiel
Stiftung unterstützte die Rettung der Windmühle in Stommeln 2016 und 2017 einschließlich Ergänzungen mit insgesamt 310.000 Euro

Die Schadensbeschreibung der Holländer-Windmühle von Pulheim-Stommeln las sich erschreckend: statische Schäden im Mauerwerk, Ausbeulung des Mauerwerks, ausgewaschene Fugen, Risse und Vermoosung; statische Schäden am tragenden Holzwerk und Auflagerbereich sowie schadhafte Dielen und eine marode Dachdeckung. Die Gemeinde errichtete die Mühle 1860 an einem bereits im 16. Jahrhundert vorhandenen Mühlenstandort. Inzwischen gilt die bis 1975 betriebene Mühle als gerettet, denn aufgrund einer Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die weitere Fördermittel des Landes und des Bundes ermöglichte, konnten die wesentlichen Schäden behoben werden.

In einer konzertierten Aktion der engagierten Eigentümer, einem Rentnerehepaar, der Fördermittelgeber und der Denkmalbehörden konnte bei der Erhaltung der Mühle samt Mühlentechnik ein großer Schritt getan werden. Das ausgebeulte Mauerwerk wurde zurückgebaut und neu aufgemauert, das Mauerwerk wurde mit Edelstahlankern nach innen verankert. Über die gesamte Mauerwerksfläche wurde die schadhafte und zu harte Zementverfugung komplett ausgestemmt, beschädigte und gebrochene Ziegel ausgetauscht, die Geschossdecken zur statischen Sicherung saniert. Die Flügel der Mühle und die Mühltechnik wurde zunächst nur festgezurrt, eine Restaurierung steht erst im späteren Bauabschnitt an.

Die Arbeiten an der Mühle in Stommeln, die seit Generationen in Familienbesitz ist, belegen eindrucksvoll, dass auch schwer geschädigte historische Bauten erfolgreich gerettet werden können, wenn der Wille der Beteiligten dazu vorliegt. In der Bürgerschaft herrscht allgemeine Zustimmung zum Projekt und große Freude, dass die Landmarke gerettet ist.

Wenig anders klang die orientierende Begutachtung der Immerather Windmühle, am Rande des Braunkohleabbaugebietes Garzweiler II: lückenhafter Verlust von Holzschalung und Schindeln, ausgeprägte Verwitterungserscheinungen und Biegebrüche der Konstruktionshölzer, Veralgungen und Bemoosungen und Feuchteflecken des Mauerwerks mit stark durchfeuchtetem Putz. Auf dieser Grundlage haben die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE) die Immerather Turmmühle aus dem 17. Jahrhundert kurzfristig und ohne vorherige Information der Öffentlichkeit am 18. Oktober abgerissen. Die Vertreter von RWE sahen keine Möglichkeit der Erhaltung des Denkmals, sondern verwiesen auf den jahrzehntelangen Leerstand und das Gutachten des Sachverständigenbüros INEC Aachen.

Für ein Überdenken des vorgesehenen Abrisses der Immerather Mühle warb der Vorstand der DSD noch am 15. Oktober bei Vertretern der Abteilung Umsiedlung der RWE, Erik Schöddert und Elisabeth Mayers-Beecks. Die eng an der Abrisskante für Garzweiler II stehende Mühle hätte durch eine leichte Begradigung erhalten werden können. Es lag keine akute Gefährdung vor. Schon seit dem Verkauf der denkmalgeschützten Mühle durch die Gemeinde Immerath an den Konzern warnte in den letzten Wochen insbesondere der Verein „Initiative Kreativ gegen Kohle“ vor vorschnellem Aktivismus, der nun Fakten geschaffen hat. Stommeln beweist, dass es auch anders geht.