16.11.2022 – Schleswig-Holstein

Ein Beispiel für viele: Der Hochaltar von St. Nikolai in Kiel

Eines von 5 Herzensanliegen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im aktuellen Monumente-Heft

In diesen Tagen erscheint die Dezember-Ausgabe des Magazins Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Beispielhaft werden darin fünf Förderprojekte vorgestellt, die für die rund 450 Restaurierungsmaßnahmen in diesem Jahr stehen. Über den Hochaltar von St. Nikolai in Kiel schreibt Julia Greipl:

„Winzig klein, umgeben von einem Strahlenkranz liegt er da – Jesus Christus, Gotteskind und Menschensohn. Maria Muttergottes blickt auf ihn hinab. Ihre Hände, zum Gebet gefaltet, werden von einem prächtigen, goldfarbenen Umhang freigegeben. Diese weihnachtliche Darstellung ist eine von 21 Szenen des doppelflügeligen Hochaltars in der Kirche Sankt Nikolai zu Kiel. Im geöffneten Zustand sind 20 Schnitzreliefs mit Darstellungen aus dem Leben Mariens und der Passion Jesu zu sehen, die das zentrale Feld mit Kreuzigung und Stifterfamilie umrahmen. In den Fastenzeiten hingegen zeigen sich auf 16 Gemäldetafeln Szenen aus dem Leben der Erzväter. Wenn der Altar in der Karwoche ganz geschlossen ist, sehen die Gläubigen zwei große Bildtafeln mit Heiligen in der Nachfolge des Franziskus von Assisi. Der Altar war ein Auftrag der Kieler Franziskaner.

Durch die Chorfenster dringt helles Sonnenlicht, es bringt die Goldauflage zum Strahlen – und schwächt das Holz. Hinzu kommen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen. All das trägt dazu bei, dass sich das Holz verzogen hat und sich dadurch großflächig Farbschichten vom Untergrund gelöst haben. Dies betrifft die Farbfassungen und die Vergoldung der geschnitzten Reliefs ebenso wie die Malereien auf den Holztafeln. Nun bedarf der Schnitzaltar von 1460 einer dringenden Restaurierung. Die Maßnahmen sind komplex, denn zunächst müssen die Chorfenster renoviert und mit Schutzglas versehen sowie die Heizanlage modernisiert werden. Während dieser baulichen Instandsetzungsphase sind die Schnitzreliefs ausgebaut und befinden sich bereits in der Werkstatt des Restaurators. Das Retabel selbst ist in der Zwischenzeit in Sankt Nikolai klimastabil eingehaust. „Schon jetzt empfinde ich das Fehlen des Altars als richtigen Entzug. Ostern wird er uns besonders schmerzlich fehlen“, sagt Pastorin Maren Schmidt.

Die dreischiffige Backsteinhallenkirche ist das älteste Gebäude im Zentrum Kiels. 1486 wurde sie wieder aufgebaut, nachdem die Vorgängerkirche von 1242 durch einen Blitzschlag abgebrannt war. 1877 folgte eine Umgestaltung im neugotischen Stil, Lettner, Emporen und Gestühl wurden entfernt. Der Altar ist Teil der ursprünglichen Ausstattung – und erst seit 1542 hier beheimatet, als sein bisheriger Standort infolge der Reformation aufgelöst wurde. …“