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„Entweder gedankenlos oder zynisch”

DSD setzt sich für den Erhalt des Generalshotels ein

Millionen Menschen feierten am vergangenen Sonntag den Tag des offenen Denkmals, an zahlreichen Orten mit politischer Prominenz. Für kurz danach, den 14. September, ist der Abriss eines besonderen Denkmals, eines Zeugnisses der deutschen Geschichte angekündigt: des Generalshotels auf dem Flughafen Berlin- Schönefeld. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) möchte dies verhindern.

Mit seiner Sorge um das Generalshotel wandte sich DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny daher bereits sowohl an Kulturstaatsministerin Claudia Roth als auch an Finanzminister Christian Lindner. Nun schreibt er erneut, diesmal einen offenen Brief, an die beiden an der Vernichtung eines eingetragenen Denkmals besonders beteiligten Minister.

Skudelny schilderte der „quasi obersten Denkmalschützerin auf Bundesebene“ und dem „obersten Dienstherrn der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben“ in „großer Not“ seine Sorge, dass es die Bundesregierung selbst sei, „die gerade die Akzeptanz der Denkmalschutzgesetzgebung demontiert“. Es gebe keine zeitliche Not, das Generalshotel noch in dieser Woche abzureißen, da derzeit „sowohl die Planungen für den alten Terminal als auch die für den nun nicht mehr geforderten Neubau eines Regierungsterminals neu durchdacht werden“. Ohne Not zerstört also die derzeitige Bundesregierung ihre eigene Geschichte, sie vernichtet Erinnerungskultur, ignoriert Bürgermeinung und übersieht die Expertise von Fachleuten. Es wird versucht, vor einer Neuplanung Fakten zu schaffen.

Skudelny argumentierte mit dem vorgestrigen Tag des offenen Denkmals, an dem „Millionen Besucher ihre Wertschätzung für unsere gebauten Kultur- und Geschichtszeugen bewiesen“ hätten. Das Interesse an den Zeugnissen auch der jüngeren deutschen Geschichte sei immens – „der Abriss des Generalshotels in der Folgewoche entweder gedankenlos oder zynisch”. Schon früher hatte Skudelny empört festgestellt, dass „ein vorbildlicher Umgang des Bundes mit unserer Baukultur nicht zuletzt von hoher Bedeutung für das Rechtsempfinden der Bürger“ wäre. Die Forderungen unterstützen auch weitere Initiativen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz appelliert daher an die beiden Regierungsvertreter, sich für ein Moratorium einzusetzen, damit eine die Entscheidung für den Abriss des Generalshotels neu durchdacht werden kann.

Beim Generalshotel handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sogenanntes Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949 wurde der Bau fertiggestellt. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz. Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen. Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.