17.06.2010 – Presse

Gleich zwei Dome standen Pate für St. Petri in Bremen

Der St. Petri Dom in Bremen – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Der Bremer Dom bildet im Zentrum der Stadt mit der Kirche "Unser Lieben Frauen" und dem Rathaus eine Bautengruppe, die das Zusammenwirken von weltlicher und kirchlicher Macht eindrucksvoll darstellt. Zunächst stand wohl eine hölzerne Kirche an der Stelle des heutigen Domes, die dem Bau des ersten steinernen Gebäudes 805 weichen musste. Im 11. Jahrhundert folgte eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei Krypten, über denen sich die Chöre erhoben. Diese Basilika erhielt im 13. Jahrhundert eine Doppelturmfassade, wurde eingewöbt und mit Kapellenanbauten erweitert. Den weiteren Umbau in eine spätgotische Hallenkirche brachte erst die Reformation zum Stillstand. Nach langer Vernachlässigung wurde der Petri-Dom von 1888 bis 1901 umfassend restauriert, ebenso von 1973 bis 1981. Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts erzwangen neue Rissbildungen in der Außenhülle, Verschmutzungen, Versalzungen, Absandungen und Abplatzungen erneut Naturstein- und Steinmetzarbeiten, an denen sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2005 und 2009 mit insgesamt über 65.000 Euro beteiligte.

Der Bremer St. Petri Dom erhebt sich an einem markanten und erhöhten Punkt im Stadtgefüge nordöstlich der Weser. Ein erster Kirchenbau, vermutlich noch aus Holz erbaut, lässt sich aufgrund archäologischer Grabungen für das 9. Jahrhundert nachweisen. Nach den Vorbildern der Dome zu Köln und Benevent hatte man das heute bestehende Bauwerk als dreischiffige Hallenkirche begonnen und zu Beginn des 12. Jahrhunderts als frühromanische Pfeilerbasilika ausgeführt.

Erzbischof Gerhard II. ließ die Basilika im 13. Jahrhundert nach rheinisch-westfäli­schen Vorbildern einwölben. Die Türme im Westen wurden verstärkt und erhielten eine Blendnischengliederung mit Rundbögen. Bis 1346 stockte man den Nordturm um drei Geschosse auf und krönte ihn mit einem achtseitigen gotischen Helm, an den Seitenschiffen baute man Kapellen an. Nach einem Brand begannen 1502 die Arbeiten zur Umgestaltung der spätgotischen Nordschiffhalle mit ihrem wunderbaren Netzgewölbe. Doch verhinderten die Wirren der Reformationszeit deren Abschluss. Bis auf eine kurze Unterbrechung hielt der Rat der Stadt den Dom zwischen 1532 und 1638 geschlossen, da das Glaubensbekenntnis des Domkapitels dem des Rates widersprach. In den kommenden Jahren verschwand ein Großteil des Inventars, stürzte sogar der Südturm mit den acht Glocken ein. Daraufhin erzwang König Friedrich III. von Dänemark die Öffnung des Kirchengebäudes für lutherische Gottesdienste.

Im Laufe der nächsten Jahrhunderte erhielt das Gotteshaus sein heutiges Gesicht: eine Kanzel in frühbarocken Formen, rund 90 Renaissance- und Barock-Epitaphe von Geistlichen und Bürgern, die neugestaltete Fassade, den wiederaufgebauten Südturm und einen zusätzlichen Vierungsturm, schließlich die weitere Ausgestaltung des Kircheninneren mit neobyzantinischen Stilelementen. Die letzte große Renovierung in den 1970er Jahren befreite das Bauwerk von letzten Kriegsschäden, frischte die Malerei auf und barg bei einer archäologischen Grabung in den mittelalterlichen Bischofsgräbern bedeutende Funde.

Heute präsentiert sich der geschichtsträchtige Bau mit einem Querhaus im Osten, zwei über Krypten errichteten Chören, einem südlichen Seitenschiff mit Kapellen und anstelle des verlorenen nördlichen Seitenschiffs einer Halle. Seit jeher war im Süden der Kirche das Domkloster angebaut, dessen Reste jedoch 1923 nach einem Brand durch das Domgemeinde- und Konzerthaus "Glocke" ersetzt wurde.

Für viele Besucher dürfte eine Visite in St. Petri angesichts der reichen Ausstattung überraschende Eindrücke bereithalten, wie sie im Norden nur noch Kirchen in Stralsund, Rostock und Wismar zu bieten haben. Nicht zuletzt das reich verzierte Bronzetaufbecken eines vermutlich norddeutschen Künstlers aus dem 13. Jahrhundert, Reste des Chorgestühls nach Magdeburger Vorbild aus dem 14. Jahrhundert, plastischer Schmuck westfälischer Herkunft des 15./16. Jahrhunderts und Ausschmückungen der 1940er bis 1990er Jahre wie die farbigen Glasfenster, neugestaltete Altäre und Kunstverglasungen lohnen den Abstecher.