20.12.2012 – Presse

Handwebstühle für kostbare Stoffe

Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert in Krefeld

Kurzfassung: Eine freudige Nachricht für Hansgeorg Hauser vom Förderverein Haus der Seidenkultur Paramentenweberei Hubert Gotzes e.V. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) fördert insbesondere die Dachdeckerarbeiten am Haupthaus und an den Flügeln des Hauses der Seidenkultur mit 30.000 Euro. Das Dokument erreicht den Vereinsvorsitzenden in diesen Tagen. Das Haus der Seidenkultur gehört somit zu den über 300 Projekten, die die private Denkmalstiftung mit Sitz in Bonn dank individueller Spenden und Mitteln der GlücksSpirale - der Lotterie, die Gutes tut - allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.

Langfassung: Um das ehrenamtlich organisierte Museum im Haus der Seidenkultur weiterhin öffentlich zugänglich zu halten, muss der Förderverein umfangreiche Auflagen erfüllen, wie die Schaffung eines zweiten Rettungsweges oder die Verstärkung von Decken, Wänden, Türen, Treppen und Dächern. Auf diesem Hintergrund dürfte sich Hansgeorg Hauser vom Förderverein Haus der Seidenkultur Paramentenweberei Hubert Gotzes e.V. über die Nachricht freuen, dass auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) insbesondere die Dachdeckerarbeiten am Haupthaus und an den Flügeln des denkmalgeschützten Museumsgebäudes mit 30.000 Euro fördert. Das Dokument erreicht den Vereinsvorsitzenden in diesen Tagen.

Krefelds Geschichte ist eng mit der Textilherstellung und Seidenweberei verbunden. Anschaulich wird diese Geschichte im heutigen Haus der Seidenkultur. Hubert Gotzes, ein selbständiger Paramenten-, Paramentenstoff- und Fahnenfabrikant kaufte für sein florierendes Unternehmen 1908 ein Haus in der Luisenstrasse 15, worin sich heute das Museum Haus der Seidenkultur befindet. Den giebelständigen, zweigeschossigen Putzbau ließ bereits der Seidenwarenfabrikant Gottfried Diepers 1868 errichten. Das Haus passt sich in seiner Fassadengestaltung, den Hochrechteckfenstern, den mit floralem Stuck verzierten Geschossfries und der verzierten, vorkragenden Traufzone unauffällig den Nachbarhäusern an. Allein der Eingangsbereich ragt leicht aus der Flucht heraus. Innen haben sich das originale Treppenhaus und eine aufwendige Holztreppe erhalten. Da das Handweben besondere Anforderungen an das Gebäude stellte, schließt sich an das Vorderhaus ein schmalerer, langer Websaal mit extra großen Fenstern an, die die Webstühle ausreichend belichteten. Der Saal steht zugleich für eine neue Art der Arbeitsorganisation, denn vor der Mitte des 19. Jahrhunderts webte man weitgehend in Heimarbeit. Die neu entstehenden Fabriken machten nun die Fertigung kostbarer Gewebe auf den neuen, hochtechnisierten Jacquard-Handwebstühlen möglich. Die Firma, die sich auf die Herstellung dieser mit Gold- und Silberfäden durchwirkten Stoffe für kostbare Paramente spezialisiert hatte, behielt den Websaal nahezu einhundert Jahre unverändert bei. Noch heute stehen die acht hölzernen Webstühle an den historischen Plätzen.

Die Firma wurde als Familienunternehmen mit Hubert Gotzes und seinen vier Söhnen geführt. Im Haus wurden die Stoffe nicht nur gewebt, sondern in gesonderten Räumen auch zugeschnitten und bestickt. Eine Zweigniederlassung gab es zu Beginn des letzten Jahrhunderts auch in den USA. Bis in die 1980er Jahre wurden in der Luisenstraße auf den historischen Jacquard-Handwebstühlen Stoffe hergestellt. Erst mit dem Tod des letzten Webers 1989 stellte der damalige Besitzer Erwin Maus den Geschäftsbetrieb 1992 ein. Um die Weberei mit den Webstühlen der Nachwelt zu erhalten, veräußerte er das Haus an die Kulturstiftung NRW und die Sparkassenstiftung Krefeld, die die Immobilie 2000 dem Förderverein übergaben, um daraus ein lebendiges Museum der Seidenkultur mit Webvorführungen, Ausstellungen und Präsentationen zu machen.

Das Haus der Seidenkultur ist eines von über 300 Projekten, die die Denkmalschutz-Stiftung mit Sitz in Bonn dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.