15.10.2012 – Presse

Lebensgeschichten auf Grabsteinen

Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz überbringt Fördervertrag in Nebel auf Amrum 

Kurzfassung: Für die Restaurierung und Wiederaufstellung der historischen Grabsteine auf dem alten Friedhof der St. Clemenskirche in Nebel überbringt am 17. Oktober 2012 Dr. Günter Klatt, Ortskurator Husum/Nordfriesland der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), um 16.30 Uhr einen Fördervertrag über 40.000 Euro an Pastorin Friederike Heinecke. Die sorgfältig gestalteten Grabsteine, die in ihren Inschriften über besondere Schicksale und Lebensläufe der Verstorbenen berichten, zählen damit zu den über 130 Projekten, die die private, bundesweit tätige Denkmalschutz-Stiftung dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale bisher allein in Schleswig-Holstein fördern konnte.

(c) Fotostudio-Kinka Tadsen

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Langfassung: Für die Restaurierung und Wiederaufstellung der historischen Grabsteine auf dem alten Friedhof der St. Clemenskirche in der Ortschaft Nebel auf der Insel Amrum überbringt am 17. Oktober 2012 Dr. Günter Klatt, Ortskurator Husum/Nordfriesland der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), um 16.30 Uhr einen Fördervertrag über 40.000 Euro an Pastorin Friederike Heinecke von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. 

Die Küstenlinie Nordfrieslands unterliegt auf Grund der Höhe des Meeresspiegels, der Gezeiten und der Sturmfluten permanenten Veränderungen. Über die letzten Jahrhunderte wurden Teile des Festlandes abgetrennt, Inseln in Teilen oder als Ganzes abgetragen und neue Sandbänke entstanden. Von den heutigen Besiedlungen können daher nur wenige, darunter Nebel, auf eine Jahrhunderte währende Geschichte bauen. 

Die heutige Küstenlinie ist im Wesentlichen das Ergebnis der Sturmflut von 1634, die über mehrere Wochen dauernd erhebliche Landesteile dauerhaft unbewohnbar machte. Die Bevölkerung zog sich auf höher gelegene Gebiete zurück und rettete auch ihr wertvolles Kunstgut. Auch die sie umgebenden Friedhöfe wurden in Mitleidenschaft gezogen. Im aufgeweichten Boden verloren die Grabsteine ihre Standfestigkeit, fielen um und wurden verschwemmt. So ist zu erklären, dass die historischen Grabsteine auf dem alten Friedhof in Nebel nicht mehr immer das ursprüngliche Grab kennzeichnen, heute teilweise besonders präsentiert werden oder auch wahllos am Erdwall der Einfriedung zu finden sind.

Der überwiegende Teil der Grabsteine wurde aus 'Obernkirchner Sandstein' geschlagen, der aus dem Weser-Wiehengebirge eigens zu diesem Zweck importiert wurde. Gefertigt wurden sie von insularen Steinmetzen wie dem Amrumer Jan Peters. Die sehr aufwendigen Inschriften, die über besondere Schicksale, Lebensläufe, Ahnen und Nachkommen sowie über die Todesursache der Verstorbenen berichten, werden häufig ergänzt durch plastischen Bildschmuck von hoher künstlerischer Qualität und einer tradierten Ikonologie. Auf Grund des hohen Informationsgehalts werden diese auch die "redenden Steine" genannt. 

Ein Teil der Steine wird im Eingangsbereich des Friedhofs gut lesbar um einen Gedenkstein herum präsentiert. Hier finden auch die Führungen statt, in welchen die Geschichte der Steine und der Verstorbenen erläutert wird. Der weitaus größte Teil der Steine lehnt an der Einfriedung des Friedhofs und ist teilweise nur mit Mühe zu betrachten. Gerade diese nicht aufrecht stehenden Steine weisen Fehlstellen, oberflächliche Verwitterung und Flechtenbildung auf. Nach einer Bestandsaufnahme und Voruntersuchungen soll nun eine Restaurierung und Neupräsentation der Grabsteine erfolgen. 

Die Kirchgemeinde wird die durch die Kommune geplante angrenzende Ausstellungshalle und den neuen Weg der dann aufgestellten historischen Grabsteine in ihr Präsentations- und Führungskonzept einbeziehen. 

Die Grabsteine zählen nun zu den über 130 Projekten, die die private, bundesweit tätige Denkmalschutz-Stiftung dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale bisher allein in Schleswig-Holstein fördern konnte.