19.09.2018 – Schleswig-Holstein

Lübecks mittelalterliche Holzkeller

Teilnehmer der Jugendbauhütte Lübeck © Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Bauen wie im 12. Jahrhundert

Anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres 2018 zeigen das Museum für Vor- und Frühgeschichte und der Verband der Landesarchäologen im Gropius-Bau, dem ehemaligen Kunstgewerbemuseum Berlin, im Ortsteil Kreuzberg, vom 21. September 2018 bis 6. Januar 2019 die Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“. Präsentiert werden mit 1.000 Exponaten die spektakulärsten archäologischen Neufunde der vergangenen 20 Jahre von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert zu den Themengebieten Mobilität, Konflikt, Austausch und Innovation. Die Jugendbauhütte Lübeck der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) beteiligt sich mit der „lebendigen Baustelle“, bei der ein mittelalterlicher Lübecker Keller erlebbar wird, an der Ausstellung.

Neben einem von der Jugendbauhütte bereits für die Archäologie gefertigten Modell im Maßstab 1:10 wird der „Lübsche Keller“ im Maßstab 1:1 auch als Bauprozess in der Ausstellung nach- und fertiggestellt. Für die Ausstellung wurde bereits ein halbfertiger Keller mit Schwellenkranz, sechs Ständern, einem Rähm und Wandbohlen sowie mehreren Eichenstämmen aus Lübecker Wäldern zur Weiterbearbeitung in Berlin vorgefertigt.

Den Lübschen Keller fand man während einer Großgrabung auf der Lübecker Altstadtinsel von 2009 bis 2016 auf nahezu jedem Grundstück. Bauweise und Holzverbindungen unterschieden sich dabei nicht, nur die Größe der Keller. Die Holzkeller wurden als Stecksystem ohne zusätzliche Verbindungselemente aus dem Eichenholz der Stadtwälder gebaut. Der älteste konnte dendrochronologisch auf 1176 datiert werden.

Die aus der Stadtgründungszeit stammenden Bauelemente wurden von Archäologen rekonstruiert und von den Freiwilligen der Jugendbauhütte Lübeck in der Größe 6,30 Meter mal 4,60 Meter mal 2,40 Meter nachgebaut. Er wird mit authentischen Werkzeugen und historischen Handwerkstechniken rekonstruiert. Die Freiwilligen der Jugendbauhütte werden an jedem Öffnungstag der Ausstellung aktiv an der Rekonstruktion des Lübschen Holzkellers aus dem 12. Jahrhundert arbeiten. Zuschauen, aber auch mitmachen ist erlaubt.

Unterstützt wird das Keller-Projekt von der Lübecker Possehl-Stiftung und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018. Von den Lübecker Jugendbauhüttlern wurde eigens für die Ausstellung im Gropiusbau ein zwölfminütiger Film zum Kellerprojekt gedreht. Das Filmprojekt wurde vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein gefördert.