06.04.2018 – Hessen

Ortskurator besichtigt Bauarbeiten im Alten Zollhaus in Bad Karlshafen

Etwas in Deutschland Einzigartiges entsteht

Kurzfassung: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte im vergangenen Jahr 100.000 Euro für die Natursteinarbeiten am Alten Zollhaus in Bad Karlshafen zur Verfügung. Nun besucht Veronika Kühnapfel, Ortskuratorin Werratal der DSD, am 9. April 2018 um 12.00 Uhr gemeinsam mit Holger Petri von Lotto Hessen Denkmaleigentümerin Madeleine Kelly, um sich bei einem Presse- und Fototermin vor Ort die Maßnahmen erläutern zu lassen. Das Alte Zollhaus gehört zu den über 190 Projekten, die die private Denkmalpflegestiftung dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Hessen gefördert hat.

Altes Zollhaus in Karlshafen © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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Altes Zollhaus in Karlshafen © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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Langfassung: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte im vergangenen Jahr 100.000 Euro für die Natursteinarbeiten am Alten Zollhaus in Bad Karlshafen zur Verfügung. Nun besucht Veronika Kühnapfel, Ortskuratorin Werratal der DSD, am 9. April 2018 um 12.00 Uhr gemeinsam mit Holger Petri von Lotto Hessen Denkmaleigentümerin Madeleine Kelly, um sich bei einem Presse- und Fototermin vor Ort die Maßnahmen erläutern zu lassen.

An der Diemelmündung in die Weser gründete Landgraf Karl von Hessen-Kassel Bad Karlshafen, das mit dem Hafen und einem geplanten Kanal die Landgrafschaft direkt mit der Nordsee verbinden sollte. Als Bewohner siedelte er französisch-hugenottische Glaubensflüchtlinge an. Die rechtwinkeligen Straßenzüge der Stadt wurden um das zentrale Hafenbecken errichtet.

Zunächst entstanden einheitliche, verputzte Zeilenbauten mit Eckbetonung. In einer zweiten Phase, als die barocke Handels- und Manufakturstadt großen wirtschaftlichen Aufschwung genommen hatte, errichteten die erfolgreichen Handelsfamilien besonders an der Weserstraße große repräsentative Handelshäuser. Bad Karlshafen ist heute neben Erlangen das besterhaltene Beispiel einer deutschen Hugenottenstadt des 17. und 18. Jahrhunderts.

Gegenüber der ehemaligen Schiffsumschlagstelle der Weser, nahe am Fluss, entstand 1765 das Zoll- und Lagerhaus. Bis heute erinnert es anschaulich an die lokale Geschichte und die Wirtschaftskraft der barocken Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es als Wohnhaus, später im Obergeschoss als Hugenottenmuseum und im Erdgeschoss als Restaurant. Seit 2015 steht der Bau leer. Zukünftig will der Deutsche Kinderverein das Gebäude mieten und hier ein Haus für misshandelte Kinder einrichten.

Der massive, teilunterkellerte Putzbau erhebt sich eingeschossig über einem Sandsteinsockel und wird von einem hohen Mansarddach mit Dachhäuschen in den Achsen gedeckt. In der Hausmitte auf der Südseite lässt sich das Haus über eine Sandsteintreppe durch ein zweiflügeliges Portal mit Natursteingewänden betreten. Große Hochrechteckfenster mit Natursteingewänden belichten das Gebäude. Den Hauptraum im Erdgeschoss prägen Sandsteinsäulen aus dem einstigen Kloster Helmarshausen.

Das barocke Zoll- und Lagerhaus gehört zu den wichtigen Funktionsbauten der Stadt. Das Gebäude fügt sich architektonisch in den Baustil der Planstadt ein. Die geplante Nutzung des Gebäudes als Haus für misshandelte Kinder soll in enger Zusammenarbeit mit dem Rechtsmedizinischen Institut der Berliner Charité durchgeführt werden. Unterstützt wird das bislang in Deutschland einzigartige Konzept vom Deutschen Kinderverein, der das Haus betreiben wird.

Aufgrund eines um 1975 in das Kellergeschoss eingebauten Betonbodens steigt im Sockelbereich Feuchtigkeit auf. An den Fassaden findet man an den Sandsteinteilen Risse und Abplatzungen. Die Fenstervergitterungen sind teilweise korrodiert. Die Dachentwässerung ist undicht, die Haustechnik mangelhaft und die Wärmedämmung unzureichend.

Das Alte Zollhaus gehört zu den über 190 Projekten, die die DSD dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Hessen gefördert hat.