30.04.2018 – Nordrhein-Westfalen

Preis der Stiftung „Kleines Bürgerhaus“ wird dieses Jahr in Witten verliehen

10.000 Euro für Küsterhaus in Rheda-Wiedenbrück

Kurzfassung: Die treuhänderische Stiftung „Kleines Bürgerhaus“ in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) vergibt am 3. Mai 2018 um 19.00 Uhr im Rahmen des 8. Westfälischen Tags für Denkmalpflege in Witten den alle zwei Jahre mit 10.000 Euro dotierten Preis „scheinbar unscheinbar“. Der Preis wird für herausragende Leistungen zur Erforschung, Erhaltung und Präsentation des Bautypus „Kleines Bürgerhaus“ verliehen, diesmal an das Küsterhaus St. Vit, Am Lattenbusch 5 in Rheda-Wiedenbrück, einem Projekt des Vereins Dorf-Aktiv e.V. Für die Stiftung „Kleines Bürgerhaus“ spiegeln sich in dem kleinen 1658 erbauten Küsterhaus viele große Entwicklungen sowohl der Stadt- als auch der Dorfgeschichte. Dass das Gebäude durch ein überlegtes und von vielen Bürgern mitgetragenes Konzept eine neue Zukunft erhalten hat, wird durch den Preis ausgezeichnet.

Langfassung: Im Zwei-Jahres-Rhythmus vergibt die treuhänderische Stiftung „Kleines Bürgerhaus“ in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) im Rahmen des 8. Westfälischen Tags für Denkmalpflege, der in diesem Jahr am 3. und 4. Mai im Haus Witten in Witten stattfindet, den mit 10.000 Euro dotierten Preis „scheinbar unscheinbar“. Der Preis für herausragende Leistungen zur Erforschung, Erhaltung und Präsentation des Bautypus „Kleines Bürgerhaus“ wird am Donnerstag, den 3. Mai 2018 um 19.00 Uhr an das Küsterhaus St. Vit, Am Lattenbusch 5 in Rheda-Wiedenbrück, einem Projekt des Vereins Dorf-Aktiv e.V., verliehen. Den Preis nimmt Vereinsvorsitzender Ludger Vollenkemper entgegen, die Laudatio hält Dr. Fred Kaspar, Vorstandsvorsitzender und Gründungsstifter der DSD-Treuhandstiftung.

Für die Stiftung „Kleines Bürgerhaus“ spiegeln sich in dem kleinen 1658 erbauten Küsterhaus viele große Entwicklungen sowohl der Stadtgeschichte als auch der Dorfgeschichte. Dass das Gebäude durch ein überlegtes und von vielen Bürgern mitgetragenes Konzept des Vereins Dorf-Aktiv e.V. eine neue Zukunft erhalten hat, die seine 360-jährige Geschichte erlebbar erhält, wird durch den Preis ausgezeichnet.

Das ehemalige Küsterhaus liegt mitten im historischen Ortskern von St. Vit, gleich neben der barocken Pfarrkirche, dem Friedhof und einigen Streuobstwiesen. Mit sich ändernder Nutzung wurde das Haus mehrfach umgebaut und erweitert. Das eingeschossige Vierständer-Fachwerkhaus mit Chronogramm im Dielentorbogen wurde um 1900 durch ein rückwärtig quer angebautes, zweigeschossiges Backsteinhaus erweitert. In der Mitte der Ostseite des Fachwerkgebäudes befindet sich eine geschosshohe, rundbogige Tordurchfahrt mit beschnitztem Sturzbogen und verbrettertem Giebeldreieck. Fast quadratische Gefache und gegenständige Ständer prägen die Fassaden. Ein Satteldach mit Sparrendachstuhl und doppelt stehendem Stuhl deckt den Bau. Das Innere dominiert die hohe Deele mit Sandsteinplattenboden. Mächtige Kopfbänder steifen das Ständerwerk der Deckenbalkenkonstruktion aus. Die seitlichen Hillen sind ebenso erhalten wie bauzeitliche Türen und die Treppe. Im Massivanbau mit Mittelflur sind die Bodenfliesen bauzeitlich. Das Kammerfach hat man umgebaut, und die Lucht zur Zweigeschossigkeit verändert. Das Küsterhaus wird künftig als Dorfgemeinschaftshaus genutzt.

Eine lobende Erwähnung und 2.000 Euro Preisgeld erhält Eduard Dieks für die Gademe, Klosterstraße 26/28 in Unna. Die kleinen, komfortlosen Mietwohnungen des 17. Jahrhunderts verschwanden im Lauf des 20. Jahrhunderts weitgehend aus den Stadtbildern. Die beiden Gademe an der Klosterstraße gehören zur letzten noch erhaltenen Reihenbebauung dieser Art in Unna. Sie waren Teil einer langen, um 1610 am Rande eines großen Adelshofes errichteten Mietshausreihe mit zehn Einheiten. Die Wohnungen wurden bereits 1777 zwangsversteigert, zusammengefügt und verändert.

Der Preis „scheinbar unscheinbar“ gilt dem Bautypus „Kleines Bürgerhaus“, also Bauten, die von den Unterschichten und der unteren Mittelschicht in Städten und geschlossenen Dörfern errichtet und bewohnt wurden und den Menschen als Arbeitsort dienten. Ziel der Auszeichnung ist die Unterstützung von Forschung, Öffentlichkeitsarbeit und Anstrengungen zum Erhalt des noch überlieferten historischen Bestandes. Der Preis kann in den drei Kategorien „Grundlagenforschung“, „Öffentlichkeitsarbeit“ und „wegweisendes Rettungskonzept“ vergeben werden.