20.11.2015 – Hessen

Vierter Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für die Bergkirche in Wiesbaden

Wiesbadens Programmkirche

Kurzfassung: Einen Fördervertrag über 60.000 Euro für die Fassadensanierung der Bergkirche in Wiesbaden überbringt Carla Schulte-Kalms, Ortskuratorin Wiesbaden der DSD, am 24. November 2015 um 11.30 Uhr vor Ort an Pfarrer Markus Nett. Die Vorläuferin der Kirchen des "Wiesbadener Programms" ist eines der über 170 Projekte, die die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.

Bergkirche in Wiesbaden © Deutsche Stiftung Denkmaldchutz/Zimpel

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Langfassung: Bereits dreimal hat sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) an der Fassadensanierung der Bergkirche in Wiesbaden beteiligt. Nun überbringt Carla Schulte-Kalms, Ortskuratorin Wiesbaden der DSD, am Dienstag, den 24. November 2015 um 11.30 Uhr vor Ort im Beisein von Andreas Marx von Lotto Hessen einen vierten Fördervertrag an Pfarrer Markus Nett. Mit den 60.000 Euro werden die Arbeiten an der Westfassade unterstützt. Für die Maßnahmen stehen weitere Mittel vom Bund, vom Landesamt für Denkmalpflege und von der Landeskirche zur Verfügung.

Nahezu 40 Jahre bemühten sich die Wiesbadener Protestanten um den Bau einer zweiten evangelischen Kirche in der heutigen Landeshauptstadt, bevor 1876 mit deren Bau begonnen wurde. Drei Jahre später stellte der aus Norddeutschland stammende Architekt Johannes Otzen den neugotischen Backsteinbau zu Himmelfahrt 1879 fertig.

Der Bau gehört zu den wenigen noch nahezu unverändert überkommenen Kirchenbauten Otzens. Orientiert hat sich der Architekt einerseits an der kirchenamtlichen Richtlinie des sogenannten "Eisenacher Regulativ" zum Kirchenbau mit kreuzförmigem Grundriss und geostetem Chor. Andererseits verkürzte er Langhaus und Querschiff und bildete die Seitenschiffe lediglich als Gang aus. Indem er auch noch die Vierung zu einem Achteck erweiterte, schuf Otzen einen Zentralraum ohne große Trennung von Altar, Kanzel und Gemeinde. Der Architekt wollte durch seine Akzente eine "protestantische Predigtkirche" schaffen. Sein Anliegen formulierte 1890 der Wiesbadener Pfarrer Emil Veesenmeyer als Wiesbadener Programm, das den Beginn des modernen evangelischen Kirchenbaus markiert und erstmals mit dem Bau der Wiesbadener Ringkirche von Otzen in die Praxis umgesetzt wurde.

Der schiefergedeckte Turm der Bergkirche ruht auf einer achteckigen Stahlkonstruktion, die von vier Widerlagertürmen gehalten wird. Die Kreuzarme sind als Satteldächer ausgebildet, während der Chor ein gewalmtes Dach erhielt. Die Gestaltung der Fenster mit bunten figürlichen Glasmalereien orientiert sich an frühgotischen Vorbildern.

Der Innenraum ist nahezu bauzeitlich überkommen. Lediglich die dunkelblaue Gewölbefarbe wurde 1905 hell übermalt. Die Wände sind überwiegend ornamental mit unterschiedlichen Pflanzenmotiven gefasst. Überlebensgroße figürliche Malereien existieren von den Evangelisten und den Reformatoren. Mit zunehmender Höhe hat man offenbar auch mehr Gold verarbeitet, um einen prächtigen "Himmelsraum" darzustellen. Als Behang für den gemauerten Altar hat der Architekt ein Antependium in Gestalt einer Perlenstickerei entworfen.

Typische altersbedingte Schäden wie offene Fugen, gesprengte Einzelsteine, Schalenbildung an den Natursteinen sowie vermooste Teilbereiche bestimmen das Gesamtbild der Kirche. Nach der Aufstellung des Gerüsts wurden weitere gravierende Befestigungsprobleme der Sandsteinapplikationen und offene Rollschichten festgestellt.

Die Bergkirche gehört zu den über 170 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.