Rainhaus
Lindau (Bodensee), Bayern

Rainhaus

Denkmal unter Quarantäne

Lindau am Bodensee ist einer der schönsten Flecken Deutschlands - heute wie damals. Aber das bedeutet nicht, dass es hier keine Probleme gab. Die Pest im Europa des späten Mittelalters führte zu der Einsicht, dass kranke Menschen in spezielle Einrichtungen gehören - vor allem, um sie von den Gesunden fernzuhalten.

So entstanden die ersten Quarantänehäuser, darunter auch das Rainhaus damals weit vor den Toren der Inselstadt Lindau. Der zweigeschossige Massivbau entstand 1586 für Epidemiezeiten. Gegen Bezahlung wurden Familien einquartiert, in denen ansteckende Krankheitsfälle aufgetreten waren, 40 Tage lang, bis sie als nicht mehr ansteckend, als "rein" galten.

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Symbol jahrhundertelanger Fürsorge

Das Rainhaus ist Symbol und Denkmal des ersten sozialen Engagements und der Fürsorge für Kranke in Lindau, auch wenn sich diese Fürsorge in keiner Weise mit heutigen Maßstäben messen kann. Denn noch bis ins späte 18. Jahrhundert waren solche Spitäler eher Ausnahme als Regel. 1808 ließ eine Lindauer Firma im Rainhaus auf Antrag bei der Gemeinde Wolle verarbeiten, um durch den Zugewinn die Ernährung der "dortigen Individuen" verbessern zu können. 1820 kaufte die Stadt Lindau das Gebäude, um es als echtes Krankenhaus zu nutzen. Ab der Privatisierung und Auflösung des Spitals 1872 wohnten meist Arme in dem Renaissancebau, denn wer es sich leisten konnte, wohnte auf der Insel und nicht vor der Insel Lindau.

Das Rainhaus ist ein wichtiges Denkmal, denn es zeigt die Baukultur der Patrizier - der städtischen Oberschicht im reichen Handelsort Lindau. Der originale Grundriss hat sich weitgehend bis heute erhalten. An den Giebelseiten besitzt das Gebäude gestufte Treppengiebel, an den Traufseiten mittige Zwerchhäuser, quer zum Hauptdach aufgesetzte Dachaufbauten. Die repräsentative Wirkung entfaltet sich schon von weitem - wohl auch absichtlich, denn wer gesund war, machte jahrhundertelang einen großen Bogen um das Haus.

Akut einsturzgefährdet

Seit 2010 stand das Rainhaus leer, noch dazu in einem Feuchtgebiet auf weichem Untergrund. Nach ständigen Akten von Vandalismus wurde das Grundstück eingezäunt. Nach Abschluss der Restaurierung wurde hier ein Projekt für inklusives Wohnen verwirklicht: Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung. Mit 2016 und 2017 von der Stiftung zur Verfügung gestellten Mitteln wurde die Sanierung von Dach und Natursteinfassade gefördert.

Repräsentativer Renaissancebau, 1586 nach Plänen von Hans Furttenbach, Förderung 2016, 2017

Adresse:
Rainhausgasse
88131 Lindau (Bodensee)
Bayern