Weithin sichtbar steht das 71,4 Meter hohe Fördergerüst des Deutschen Bergbau-Museum Bochum sinnbildlich für die durch die Montanindustrie geprägte Geschichte des Ruhrgebiets. Der nachts durch Licht in Szene gesetzte Förderturm wurde 1943/44 nach Plänen des Industriearchitekten Fritz Schupp (1896-1974) für die Zeche Germania in Dortmund entworfen. Nach deren Schließung brachte man 1973 das 650 Tonnen schwere Industriedenkmal nach Bochum, wo es den Eingang zum größten Bergbaumuseum der Welt markiert und zum Wahrzeichen der Stadt wurde. Der Koloss aus Stahl, der auch als Aussichtsplattform dient, war stark von Korrosionsschäden gezeichnet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte bei den Sanierungsmaßnahmen.
Als eines der meistbesuchten Museen des Landes hat das Deutsche
Bergbau-Museum Bochum eine hohe Strahlkraft. Auf 12.000
Quadratmetern Grundfläche zeigt es die Geschichte des Bergbaus aus
der vorgeschichtlichen Zeit bis heute und dient als Zentrum für die
Forschung zur Geschichte und der technischen Entwicklung der
Montanindustrie. Im Anschauungsbergwerk in 20 Meter Tiefe zeigen
heute ehemalige Kumpel auf 1,4 Kilometern Länge, wie die Arbeit und
Technik des Bergbaus vonstattenging.
Darüber hinaus sind unzählige Exponate zum Bergbau in Bochum zu
sehen. Dazu gehören auch viele bergbauliche Utensilien, mit deren
Sammlung und Ausstellung die Westfälische Bergwerkschaftskasse
bereits 1860 den Grundstein legte – damals noch für den Unterricht
der Bergbauschule. Ende der 1920er Jahre ergriff man die Chance,
das Museum auf dem Gelände der Großviehschlachthalle zu errichten,
die Eröffnung wurde 1930 gefeiert. Ab 1936 wurde das
Anschauungsbergwerk eingerichtet, das in den folgenden Kriegsjahren
vielen Bürgern Bochums zum Schutz vor Luftangriffen diente.
Fritz Schupp, der Industriearchitekt des Förderturms, wurde
sieben Jahre zuvor auch für den Neubau des schnell wachsenden
Museums beauftragt, dessen Bauausführung Heinrich Holzapfel
zwischen 1935 und 1942 übernahm. Der Museumsbau weist die
Formensprache des Industriebaus auf, verfügt zum Beispiel über
kubische Baukörper, hochrechteckige Fenster und eine Betonung der
Ecken. In der Gestaltung des Eingangsbereichs ist zudem die
Ästhetik der NS-Machthaber zu erkennen. Nach dem Krieg wurde Schupp
bis 1957 für weitere Gebäude des Bergbaumuseums beauftragt, die in
den 1970er und -80er Jahren erweitert wurden. 2009 kam der
„Schwarze Diamant“ hinzu, ein tiefschwarzes Gebäude nach Plänen der
Bentheim Crouwel Architekten, das bei Sonnenschein glänzt und den
Schnitt durch ein Stollensystem darstellt.
Hingucker des Museums bleibt dennoch Schupps Förderturm. Er wurde
in der so genannten Vollwandbauweise errichtet. Alle Verbindungen
wurden durch Nieten hergestellt. Zur Zeit seiner Entstehung gehörte
er zu den modernsten und leistungsstärksten Exemplaren seiner Art.
Zeitweise stand es schlecht um den geschichtsträchtigen Stahlbau:
Manche Nieten waren vollständig abgesprengt. Auch mit Unterstützung
der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte der Förderturm des
Deutschen Bergbau-Museums instandgesetzt werden.