Dorfkirche Selben
Delitzsch, Sachsen

Dorfkirche Selben

Eines von Delitzsch wertvollsten Baudenkmalen wackelt

Eine grüne Wiese, ein schmaler Bach und eine Dorfkirche aus verputztem Feldstein mit verschiefertem Turm: dieses malerische Ensemble erwartet Besucher im sächsischen Selben, einem Ortsteil von Delitzsch. Das hier gelegene Gotteshaus hat zwar eher bescheidene Dimensionen, ist aber wegen seiner weitgehend unveränderten Ausstattung, dem barocken Kanzelaltar und historischen Bedeutung eines der wertvollsten Baudenkmale der Region. Und ein echter Ankerpunkt für die Dorfgemeinschaft.

Doch die Kirche steht im wahrsten Sinne des Wortes unsicher da. Sie wackelt. Der kleine Sakralbau mit tiefem Fundament in torfhaltigem Boden übersteht durch einen nahegelegenen Tagebau entstandene starke Grundwasserschwankungen nur mit allergrößten Schäden. Im November 2019 musste die Dorfkirche geschlossen werden, da akute Einsturzgefahr bestand. Helfen Sie mit Ihrer Spende, das außergewöhnliche Gotteshaus wieder nutzbar zu machen!

Retten Sie die Dorfkirche Selben!


Hochwertiges Interieur erhalten

Der Vorgängerbau der Kirche aus dem 14. Jahrhundert wurde im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig zerstört und Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Fundament des alten Baus wiederhergestellt. Zwischen 1730 und 1760 wurde das Gotteshaus überformt. Aus dieser Zeit stammt auch das Interieur. Die spätgotische Saalkirche besteht aus Feldstein und wird bekrönt von einem später aufgebrachten turmartigen Dachreiter mit spitzem Helm. Nach Osten schließt ein dreiseitiger Chor mit rundbogigem inzwischen zugemauertem Fenster, nach Norden die Sakristei an.

Im tonnengewölbten Innenraum sorgen das Gestühl mit der dreiseitigen Emporenanlage, die klassizistische Taufe und die Orgel mit klassizistischem Prospekt für einen geschlossenen Eindruck. Die wertvolle Ausstattung ist weitgehend unverändert erhalten. Der außergewöhnliche spätbarocke Kanzelaltar entstand Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Kanzel ist in die Mitte des Altaraufbaus integriert, das Altarbild zeigt die Feier des letzten Abendmahls. Durch die mittige Platzierung kommt der gerade für Protestanten enge theologische Zusammenhang zwischen dem Wort Gottes und der Feier des Abendmahls zum Ausdruck. Kanzelaltäre wie in Selben wurden sowohl regional als auch zeitlich begrenzt errichtet, sodass jeder einzelne wertvoll und erhaltenswert ist. Der Sakralbau mit seinem hochwertigen Interieur ist insgesamt ein bedeutendes historisches Zeitzeugnis.

Dorfkirche Selben muss vor dem Einsturz bewahrt werden

Die Dorfkirche überstand die Jahrhunderte nahezu unbeschadet – bis 1975 durch den Großtagebau das Grundwasser abgesenkt und nach dem Ende der Kohleförderung in den 1990er-Jahren wieder angehoben wurde. Diese großflächige Veränderung des Untergrunds setzte dem Gotteshau massiv zu – wie die extreme Wellenform im Boden zeigt. Die weiteren verheerenden Folgen: Die Kirchenwände driften nach außen, die Statik leidet, starke Auswirkungen auf Einbauten und Bodenfliesen sind ebenfalls zu erkennen. Vor allem der Westgiebel mit dem Dachreiter und die Sakristei sind akut einsturzgefährdet. Der Bau darf daher seit 2019 nicht mehr von der Gemeinde benutzt werden.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half im Jahr 2007 bei Notsicherungsmaßnahmen am Gotteshaus. Um die Kirche zu erhalten, ist jetzt eine statisch-konstruktive Sicherung dringend erforderlich. Spannanker in den Wänden sollen Risse schließen und der Sicherung des Mauerwerks dienen. Dann wird der Fußboden entnommen sowie eine Stahlbetonplatte eingebaut und mit dem aufgehenden Mauerwerk verbunden. Anschließend können die historischen Fliesen wieder eingebaut werden. Bei der Sakristei müssen die Fundamente bis auf tragfähige Bodenschichten erweitert werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt bei der Reparatur des Innenputzes. Dabei soll der Kalkputz, der das Mauerwerk und die Mörtelfugen vor Witterung schützt, gesichert werden.

All diese Maßnahmen sind nötig, um die Kirche überhaupt wieder zugänglich und somit für Gottesdienste nutzbar zu machen. Natürlich soll dabei künftig auch das Orgelspiel nicht fehlen – gerade im „Johann-Sebastian-Bach-Land“. Unterstützen Sie die Rettung des wertvollen Denkmals mit Ihrer Spende!

Spätgotischer Saalbau mit Dachreiter, der Vorgängerbau stammt aus dem 14. Jh., Förderung 2007, 2023

Adresse:
Große Dorfstr.
04509 Delitzsch
Sachsen