Ehem. Trauerhalle / Fritz Bauer Forum
Bochum, Nordrhein-Westfalen
Foto: Richard Lensit, Fritz Bauer Forum / Buxus Stiftung

Ehem. Trauerhalle / Fritz Bauer Forum

Eine Trauerhalle wird zum Ort des Erinnerns

Die nicht mehr genutzte Trauerhalle Havkenscheid auf dem Bochumer Zentralfriedhof soll als Fritz Bauer Forum ein Ort für Demokratie und Erinnerungskultur sowie ein internationales Lernzentrum mit Bibliothek werden. Der denkmalgeschützte Bau im Stil des Brutalismus und die neue Nutzung ergänzen sich optimal. Es entsteht eine symbolträchtige Symbiose aus Form und Funktion. Die Sanierungsarbeiten haben 2021 begonnen – auch dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

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Menschlichkeit im Nachkriegsdeutschland

„Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“ Dieses Zitat von Fritz Bauer soll künftig über dem Eingang der ehemaligen Trauerhalle stehen, als Aufforderung und Hoffnung für die Menschen. Fritz Bauer (1903-1968) war einer der bekanntesten Juristen im Nachkriegsdeutschland. Er hat sich für die Aufarbeitung der NS-Verbrechen eingesetzt – in einer Zeit, in der die Justiz zu Teilen noch aus ehemaligen Funktionären des nationalsozialistischen Regimes bestand. Als hessischer Generalstaatsanwalt initiierte er den ersten Frankfurter Auschwitzprozess. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis Fritz Bauers Wirken entsprechend gewürdigt wurde.

Betonbau mit hellem Kern

Die ehemalige Trauerhalle, die nach einer Zeit des Leerstandes und des Vergessens saniert wird, liegt direkt neben dem Neuen Jüdischen Friedhof. Der Entwurf stammt vom Bochumer Stadtbaumeister Ferdinand Keilmann (1907-1979). Als frühes Mitglied der NSDAP war er unter anderem an der Planung von Hitlers Welthauptstadt „Germania“ beteiligt. Nach 1945 und zwei Entnazifizierungsverfahren arbeitete Keilmann seit 1950 bis zu seiner Pensionierung im Bochumer Hochbauamt. Die von ihm entworfene Trauerhalle wurde 1973/74 im Stil des Brutalismus gebaut und ist von Anfang an als weltoffener Ort ohne religiöse Symbole angelegt worden. Der Baustil leitet sich nicht – wie man vermuten könnte – vom Wort „brutal“ ab, sondern von „béton brut“, französisch für rohen Beton, also Sichtbeton.

Die Trauerhalle besteht nur aus einem großzügigen Raum. Die Fassade gliedert sich in drei übereinander angeordnete Bereiche, die im Erdgeschoss auf Stahlbetonstützen ruhen. Zwischen den Stützen sind farbige Bleiverglasungen gespannt, die der Bochumer Künstler Egon Becker mit abstrakten Formen geschaffen hat. Auf das Erdgeschoss des skulptural gestalteten Baus folgt ein weit auskragendes horizontales und walmdachartig ansteigendes Gestaltungelement aus unverputztem Beton, darüber ein vertikal, mehrfach eckig vor- und zurückspringender sowie gestaffelter Betonaufbau, der ebenfalls nicht verputzt wurde. Der 100 Quadratmeter große Innenraum ist dank der Buntglasfenster lichtdurchflutet und zeichnet sich zudem durch einen Fußboden aus roten Klinkerplatten aus.

Neues Konzept gefunden

Jahrelang lag die nicht mehr genutzte Trauerhalle vergessen hinter Büschen und wucherte immer mehr zu. 2019 schließlich werden per Ausschreibung Ideen für eine neue Nutzung gesucht. Das Konzept des Fritz Bauer Forums überzeugt – auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz: Sie unterstützt die Restaurierung der Bleiverglasungen sowie die Sanierung der Betonfassaden finanziell.

Die ehemalige Trauerhalle aus den Jahren 1973/74 wurde im Stil des Brutalismus errichtet. Heute beherbergt das Gebäude eine Bibliothek. Gefördert 2022.

Adresse:
Feldmark
44803 Bochum
Nordrhein-Westfalen