Gutmann-Villa

Der ursprüngliche Bau in der Bertinistraße geht auf das Jahr 1779 zurück, als ein massiv gebautes Kolonistenhaus entstand. Ab 1900 erfolgten bauliche Veränderungen am Wohngebäude und auf dem Grundstück durch Dr. Ernst Heller aus Berlin. Er ließ dort eine Wagenremise, einen noch heute erhaltenen Pferdestall und einen der ersten Tennisplätze in der Region errichten. 1910 wurde die Villa vermutlich durch Paul Schultze-Naumburg abermals komplett umgebaut. In der Zeit von 1914 bis 1931 befand sich das Anwesen im Besitz von Herbert Max Gutmann, der die Villa zusammen mit seiner Frau Daisy Gutmann geb. von Frankenburg und Ludwigsdorff und seinen drei Kindern bewohnte. Herbert Max Gutmann war der zweitälteste Sohn des Bankiers und Dresdner Bank-Gründers Eugen Gutmann und ab 1910 im Vorstand der Dresdner Bank sowie gleichzeitig auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Orientbank. Ab 1918 ließ er viele kleine Anbauten und Umbauten durchführen sowie eine bisweilen raffinierte Neugestaltung der Inneneinrichtung vornehmen, so dass ein unvergleichliches bauliches Ensemble daraus entstand. Als Architekt war Reinhard Mohr tätig, Schüler von Theodor Fischer und Mitarbeiter im Büro von Paul Bonatz, dann Leiter des Potsdamer Hochbauamts bis 1954. Zu den baulichen Besonderheiten zählt ein sogenanntes Arabicum, ein aus zwei Zimmern bestehender Anbau für ein in Damaskus gekauftes historisches Zimmer mit syrischer Boiserie aus dem 18. Jahrhundert. Zur Zimmerausstattung gehören Wand- und Deckenverkleidungen, Fenster sowie eine Frauenempore. Außerhalb des Orients sind nur vier derartiger Zimmer bekannt: Das berühmte Aleppo-Zimmer im Islamischen Museum in Berlin, ein kleineres in Dresden, eines im Metropolitan-Museum in New York und das in Postdam. Zum Anwesen gehören auch ein unterirdischer Gang zum Ufer des Jungfernsees, Tennisplätze, Gewächshäuser eine eigene Turnhalle, die im Stil des Expressionismus entstand und ein gutes Beispiel für das Neues Bauen in Potsdam darstellt. Seit 2002 ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an den Instandsetzungsmaßnahmen am Terassendach des Arabicums beteiligt.

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Verputzter Ziegelbau, 1910 als Umbau älterer Gebäude, 1926 erweitert, Förderung 2002, 2006

Adresse:
Bertiniweg
14469 Potsdam
Brandenburg