Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche
Berlin, Berlin

Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche

Berliner Aufbruch in die Nachkriegsmoderne

Nordwestlich des Berliner Tiergartens errichtete man anlässlich der Internationalen Bauausstellung Berlin 1957 ein neues Stadtviertel im Stil der Nachkriegsmoderne. Das ab 1875 erbaute, gründerzeitliche Wohngebiet war im Krieg fast vollständig zerstört worden, so dass sich über fünfzig Architekten aus 13 Ländern mit der Neugestaltung dieses südlich der Spree gelegenen Stadtgebiets befassten. Als neues religiöses, protestantisches Zentrum wurde 1957 die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche anstelle der 1943 zerstörten, neugotischen Vorgängerkirche eingeweiht.

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Heller und abstrakter Kirchenraum

Der Neubau erfolgte auf den Grundmauern der alten Kirche, bei dem schlichten, einschiffigen Stahlbetonbau bediente sich Senatsbaudirektor Architekt Prof. Lemmer des theologischen Konzepts einer Wegekirche: Der Bau ist räumlich so angeordnet, dass Priester und Gemeinde sich streng in Richtung des Altars orientieren.

Über einer hohen, durch Pilaster vertikal gegliederten Sichtbetonfassade mit drei schlichten Portalen kragt das mehrfach gefaltete, flache Dach weit aus. Der Bau zeigt zeichenhaft die damalige Aufbruchstimmung für neue Wege in der Architektur, insbesondere im Kirchenbau, mit neuen Konstruktionen, Technologien und Materialien - mit Sichtbeton, moderner Glaskunst und Aluminium. Durch private Spenden gelang es, den Innenraum mit herausragenden künstlerischen Werken auszustatten, besonders hervorzuheben ist die große Fensterwand des Malers und Glaskünstlers Georg Meistermann, die viel Licht in das Kircheninnere lässt. Die Wandflächen des Altarraums beeindrucken durch ein großflächiges Mosaik. Das abstrakte, in Erdtönen gehaltene Kunstwerk schafft durch Blattgoldeinlagen eine ganz eigene Atmosphäre.

Markanter Turm als Wahrzeichen des Hansaviertels

Der seitlich anschließende 68 Meter hohe Glockenturm nimmt mit seiner weithin sichtbaren, offenen Gerüstkonstruktion eine im gotischen Sinn filigrane Bauweise auf. Er zählt zu einer der kühnsten realisierten Kirchturmplanungen der Baukunst in Deutschland nach 1945. Er ist in drei Teile gegliedert und besteht im Wesentlichen aus einer bis zur ersten Plattform reichenden Basis mit Spindeltreppenanlage dem Mittelteil mit Glockenanlage und dem Turmabschluss, bestehend aus Turmkrone und Turmkreuz. Mit 2016 und 2017 von der Stiftung zur Verfügung gestellten Mitteln wurde die Betonsanierung von Glockenturm und Kirchenschiff gefördert.

Moderner Stahlbetonbau mit Glockenturm in Betonfachwerk, 1955-57 nach Plänen von Ludwig Lemmer, Förderung 2016/17

Adresse:
Händelallee
10557 Berlin
Berlin