Kleingartenanlage Römerstadt II
Frankfurt, Hessen
Foto: Matthias Matzak

Kleingartenanlage Römerstadt II

Selbstversorgergärten für Arbeiter im Neuen Frankfurt

Licht, Luft, Sonne und Stadtgrün war das Credo des Neuen Frankfurts, einem Stadtplanungsprogramm, das vor allem zur Beseitigung der akuten Wohnungsnot ins Leben gerufen wurde. In Anlehnung an die Englische Gartenstadtbewegung wurde 1927 unter des Leitung des Stadtrats Ernst May in der Siedlung Römerstadt II auch eine Kleingartenanlage mit Selbstversorgergärten für die Mieter der Wohnblöcke errichtet. Eine der Gartenlauben, von keiner Geringeren entworfen als Margarete Schütte-Lihotzky, der Erfinderin der Einbauküche, ist noch fast original erhalten. Allerdings mussten Fensterscheiben ersetzt, Holzteile überarbeitet und das Dach erneuert werden. Dabei konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützen.

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Maximale Möglichkeiten auf minimalem Raum

In den 1920er Jahren wollte man mit dem Wohnungsbauprogramm erschwingliche und lebenswerte Wohnungen für die vielen neuen Arbeiter erstellen, die in die prosperierende Großstadt Frankfurt zogen. Die normierte Bauweise senkte durch eine einheitliche Planung und gleiche Bauteile die Kosten. Zudem sollten die Wohnungen „praktisch“ und schön gestaltet sein. So hatte die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky in der Abteilung Typisierung des Hochbauamts die „Frankfurter Küche“ entwickelt – den ersten Prototyp der heutigen Einbauküche, der international Beachtung fand. In der Folge wurde sie damit betraut, nach denselben Grundsätzen eine einheitliche Gartenlaube für die Kleingartenanlage Römerstadt zu entwerfen. Diese sollte nicht nur der Unterbringung von Werkzeug, sondern auch dem Schutz und der Erholung der Gartenbesitzer dienen.

Auf knapp vier Quadratmetern waren eine Schlafgelegenheit, ein Werkzeugschrank, eine Fahrradkammer und eine überdeckte Terrasse untergebracht. In den originalen Plänen finden sich neben der Schlafbank ein Tisch, ein Hocker und ein Regal. Die Gartenhäuschen standen jeweils auf 270 Quadratmeter großen Parzellen, die einen maximalen Ertrag von Obst und Gemüse möglich machen sollten. Das unscheinbare Häuschen ist von hohem sozial- und stadtgeschichtlichen Wert und offenbart seine Besonderheit erst auf den zweiten Blick: Die Gartenlaube ist Zeugnis einer bedeutenden Neuerung im standardisierten Bauwesen, ihr Garten ein Zeichen für gesellschaftlichen Wandel in der städtischen Lebensmittelversorgung.

Wiederherstellung als Musterbeispiel

In der Kleingartenanlage steht die Laube auf Parzelle 16, die heute beispielhaft zeigt, wie die Kleingärten damals angelegt waren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte dabei unterstützen, das nicht originale sanierungsbedürftige Dach zu entfernen, damit das ursprüngliche Pyramidendach wieder angebracht werden konnte. Auch stark verwitterte Farben konnten wiederhergestellt, der originale Holzboden freigelegt und Fensterscheiben und fehlende Fensterläden ersetzt werden.

Kleingartenanlage von 1927, Gartenlaube von Margarete Schütte-Lihotzky entworfen, Förderung 2023.

Adresse:
In der Römerstadt
60439 Frankfurt
Hessen