Sie ist ein Symbol für das jahrzehntelange friedliche Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in der Hauptstadt, aber auch für die Verbundenheit der Muslimen untereinander: Seit 1928 lädt die Berliner Moschee Muslime aller Länder und Glaubensrichtungen zum Gebet ein. Auch Anhänger anderer Religionen und Freidenker sind als Gäste und Gesprächspartner ausdrücklich willkommen. Lediglich „von politischen Unterhaltungen jeder Art bittet die Moslemische Gemeinschaft abzusehen“, so hieß es bereits 1929 in einem Zeitungsporträt über das Gotteshaus. Sein damaliger Geschäftsführer, der Schriftsteller und Koran-Übersetzer Hugo („Hamid“) Marcus war vom Judentum zum Islam konvertiert, blieb aber Mitglied der Jüdischen Gemeinde und setzte sich weiterhin für die Rechte von Homosexuellen ein. Seine muslimischen Glaubensbrüder halfen ihm 1938 bei der Flucht vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung in die Schweiz.
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Taj Mahal im Villenviertel
Die Wilmersdorfer Moschee wurde 1924 bis 1928 von der damals noch in Britisch-Indien ansässigen Lahore Ahmadiya Bewegung gebaut, um einen würdigen Gebetsort für die in Berlin weilenden Muslime zu schaffen. Der Berliner Architekten Karl Alfred Herrmann orientierte sich am indischen Mogulstil nach dem Vorbild des Taj Mahal. Das Ensemble besteht aus der kuppelbekrönten Moschee, zwei flankierenden Minaretten und einem benachbarten Wohnhaus für den Imam. Wegen der knappen Geldmittel wurden Zierelemente sparsam in Gips, Holz und Beton ausgeführt. Auch musste bei der Bauausführung Rücksicht auf das rauere Berliner Klima genommen werden. Am Ende des Zweiten Weltkrieges dienten die Minarette als Maschinengewehrstellungen, deshalb geriet das Gebäude schwer unter Beschuss. Die Minarette stürzten ein und die Kuppel der Moschee erhielt einen Artillerievolltreffer. Aus Spendengeldern wurde das Ensemble in der Nachkriegszeit wiederaufgebaut, blieb aber ein Flickenteppich diverser Notreparaturen.
Märchenhafte Ausstrahlung
Das Dach der Moschee wurde bereits in den 1990er-Jahren saniert, mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wird derzeit auch die märchenhafte Aura des Taj Mahal von Wilmersdorf wiederhergestellt. Holzfenster waren größtenteils kaputt, der unansehnliche Außenputz und die Zierelemente aus Beton zerbröselten. Wände und Decken des Imamhauses waren durch Feuchtigkeit geschädigt, Parkettfußböden, Türen und Innenaustattung restaurierungsbedürftig. Nun soll auch der Grauschleier auf der Außenfassade des Imamhauses verschwinden. Die Moschees strahlt schon wieder blütenweiß mit zart abgestuften Grüntönen im Eingangsbereich. Im Jahr 2019 wurden auch die Schäden an der Kuppel und Wänden im Moscheehauptraum beseitigt und die ursprüngliche Farbfassung wiederhergestellt. Das älteste erhaltene islamische Gotteshaus in Deutschland ist längst ein touristischer Anziehungspunkt, zumal in der Nähe auch eine russisch-orthodoxe und eine dänische Kirche stehen. Restauriert wird das Symbol religiöser Toleranz sicher noch mehr Besucher in seinen Bann ziehen.
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Kuppelbau im sog. indischen Mogulstil, 1924-28 von Karl A. Herrmann, Förderung 1996, 2017-21
Adresse:
Brienner Straße
10713 Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf,
Berlin
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