Possenturm
Sondershausen, Thüringen

Possenturm

Ein Aussichtsturm mit acht Ecken und Kanten

Auch wenn der Possenturm mit dem bloßen Auge nicht aus jeder Himmelsrichtung von Weitem zu sehen ist, bietet der achteckige Fachwerkturm mit seinen acht, sich nach oben verjüngenden Geschossen, doch eine außergewöhnliche Aussicht. Nach etwas mehr als 200 Stufen gewährt der Turm einen umfassenden Blick auf den Brocken, den Inselsberg, die Goldene Aue mit dem Kyffhäuser, auf das Thüringer Becken und natürlich das im Tal liegende Sondershausen – also ein berauschendes Panorama. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half, dieses besondere Denkmal zu erhalten.

Blick in die Ferne vom höchsten Fachwerkturm Europas

Der Possenturm befindet sich, wie sollte es anders sein, auf dem Berg Possen und ragt aus einem weitläufigen Park empor, in dem auch heute noch eine achteckige Reithalle aus Fachwerk, ein Bärenzwinger und ein Wildgatter erhalten sind. Dieses große und waldreiche Areal war für die in Sondershausen residierenden Fürsten über Generationen hinweg ein geeigneter Platz zum Jagen.

Das 42,l8 Meter hohe Denkmal ist im Jahr 1781 in nur elf Monaten Bauzeit entstanden und steht, gegründet auf der Kuppe eines Sandsteinfelsens, auf einem Hausteinsockel. Fürst Christian Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen hatte den Bau des Aussichtsturmes in Auftrag gegeben. Es gibt das amüsante Gerücht, der Regent habe diesen Turm erbaut, um seinen Bediensteten allzeit auf die Finger schauen zu können. Jedoch kamen Ende des 18. Jahrhunderts auch eine neu entdeckte „Sehlust“ und die Lust an der freien Natur auf, die wohl das wahre Motiv hinter dem Bau sein dürften. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Turm zur Luftbeobachtung genutzt – seine Höhe schaffte beste Voraussetzungen dafür. Zudem diente der Possenturm einst als wichtige Landmarke bei der Vermessung des Schwarzburger Landes.

Wer auf dem Weg nach oben über die hölzerne Treppe bereits neugierig ist und einen Blick riskieren möchte, dem ermöglichen jeweils vier Fenster in jedem Stockwerk eine Aussicht in jede Himmelsrichtung. Von dem Fundament mit 8,5 Meter Durchmesser aus, wird das Denkmal nach oben hin um circa einen Meter schmaler – das ist für damalige Verhältnisse eine besondere Konstruktionsleistung. Eine auskragende Schweifhaube, ebenfalls mit vier stehenden Fenstern, deckt den höchsten Fachwerkturm Europas.

Vom Einsturz bedroht – mit Spenden gerettet

Im Frühjahr 2001 musste der Turm gesperrt werden, weil Einsturzgefahr bestand. Ein Gutachten hatte ergeben, dass durch das undichte Dach und den losen Wetterschutz Nässe eingedrungen war und die Holzkonstruktion schwer geschädigt hatte. Das Holz war nicht nur feucht, sondern auch von Pilzen und Bakterien befallen, wodurch die Stabilität des Turmes erheblich gefährdet war. 1965 hatte man fünf Seiten des Turmes zum Schutz gegen das Wetter mit Wellblech verkleidet. Diese Platten hatten sich im Laufe der Zeit gelockert, so dass auch in den Zwischenräumen ein hervorragender Nährboden für Feuchte und Fäulnis gedieh.

Dank zahlreicher Spenden konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Mittel bereitstellen, damit das Fundament und der Stand des Turmes gesichert, die Konstruktionen aus Eichen-, Kiefern- und Nadelhölzern sowie die Ausfachungen des Fachwerkes ausgebessert und das Dach wieder eingedeckt werden konnte. Zudem wurde das Wellblech gegen eine gut belüftete Wetterschutzschale aus Lärchenbrettern ausgetauscht. Nach nur zwei Jahren Restaurierung konnte der Turm 2004 wiedereröffnet werden.

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Aussichtsturm in Fachwerkbauweise, 1781, Förderung 2002-04

Adresse:
99706 Sondershausen
Thüringen