Hübsch sehen die unterschiedlich geformten Löcher in den weiß verputzten Gefachen des fast 450 Jahre alten Fachwerkhauses aus. Dreiecke, Kreuze und Sterne schmücken die Giebel und Wände wie ein Muster in Lochstickerei. Doch welchen Sinn haben diese offenen Mauerdurchlässe? Durch sie zog einst beim Keltern der Trauben der Dunst ab. Denn das 1564 erbaute Gebäude war eine Trotte, wie man hier im Hegau sagt. Die Randegger Trotte in Gailingen gilt als bedeutendster Kelterbau Südbadens und ist eine von vier in Gailingen erhaltenen Trotten. Noch heute ziehen sich an den Südhängen des idyllisch am Hochrhein gelegenen Orts die Weinberge entlang. Über den Fluss hinweg blickt man hinüber zu dem Schweizer Ort Diessenhofen. An drei Seiten ist Gailingen von der Schweiz umgeben. Der Begriff Trotte erinnert noch daran, dass die Alemannen den Weinbau einst von Römern übernahmen. Denn er stammt wie der andernorts gebräuchliche Name "Torkel" oder "Torggl" vom lateinischen "torcular" für Presse. Zwei hölzerne Hebelpressen zum Keltern der Trauben, so genannte Baumkeltern, müssen ursprünglich in der Randegger Trotte gestanden haben. Davon zeugen Spuren im Boden des großen, zweischiffigen Raums. Wenn es nach dem Willen des neuen Besitzers geht, könnte durch die Trotte in Zukunft wieder der Duft frisch gepresster Trauben ziehen. Denn er hat das einsturzgefährdete Kulturdenkmal, das lange als Schuppen genutzt wurde, erworben um es vor Verfall und Abriss zu retten. Als lebendigen Ort der Weinbautradition möchte er es der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte Mittel für die dringend notwendige Dachsanierung beisteuern. Doch es bedarf noch großer finanzieller Anstrengungen, um die Trotte langfristig zu retten. Gäbe es einen passenderen Ort für das in der Region schon länger geplante Winzermuseum?
Adresse:
Trottenweg
78262 Gailingen
Baden-Württemberg