Es gibt wenige Denkmäler in Deutschland, an denen sich unsere Geschichte mit allen Auf und Abs besser widerspiegelt, als das Reiterstandbild von Friedrich II., das auf der Prachtstraße "Unter den Linden" in Berlin steht. Am 31. Mai 1851, dem 111. Jahrestag der Thronbesteigung Friedrichs des Großen (1712-86) fand die feierliche Enthüllung seines Reiterdenkmals statt. Das über 13 Meter hohe Kunstwerk wurde von Christian Daniel Rauch (1777-1857) entworfen und 1842-51 realisiert. Es ist eines der Hauptwerke Rauchs und gehört zu den bedeutendsten Reiterdenkmälern des 19. Jahrhunderts. Deutlich erkennbar ist hier der Übergang zum Realismus - nach den Kunstepochen der plakativen Romantik und des antike und vergangene Kunstformen aufgreifenden Klassizismus.
Friedrich II. ist mit seinem Krückstock in historischer Uniform und Dreispitz zu Pferde dargestellt. Auf den Haupttafeln des mehrstöckigen Sockels sind über einer Inschriftenzone teils im Relief teils vollplastisch, Feldherren, Staatsbeamte, Gelehrte, Künstler, die engsten Vertrauten des Königs und die geistigen Väter der Aufklärung um das Ende des 18. Jahrhunderts dargestellt.
Wahrscheinlich ist das auch ein Grund dafür, warum zu DDR-Zeiten das Denkmal wie viele andere nicht sofort eingeschmolzen wurde. Den Zweiten Weltkrieg hatte es mit einer Beton-Hülle unbeschadet überstanden. Doch nach der Spaltung Berlins erklärte die Leitung des "Amtes Museen" im Ost-Berliner Magistrat 1949: "Der königliche Reiter muss weg, ... weil er gegen Osten reitet".
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Gerettet in einer Nacht- und Nebelaktion
In den folgenden Jahren wurde das Reiterdenkmal unter Stroh vor Buntmetalldieben bei einer Baufirma in Potsdam versteckt - und lange vergessen. Gut zehn Jahre später fragte die Firma im Ministerium für Kultur der DDR nach, ob das Denkmal nun eingeschmolzen werden solle. Minister Hans Bentzien (1927-2015) war sich bis dahin nicht mal mehr der Existenz dieses bedeutenden Denkmals deutscher Geschichte bewusst. Darauf verhinderte der Geschichtswissenschaftler die Einschmelzung, konnte aber trotzdem eine "Vollzugsmeldung" mit der Vorlage eines Schrottscheines organisieren. Die mutige Rettung wurde später folgend beschrieben: "Der König kam auf den Tieflader, ... Bartke (ein Abteilungsleiter für Kunst im Ministerium) saß im Fahrerhaus, die weißen Mäuse (Vopos - Verkehrspolizisten) sicherten ab. Dann fuhren sie dort in Potsdam in einer regnerischen Nacht einmal ums Karree und luden die Pracht an anderer Stelle wieder ab."
Wiederaufstellung Unter den Linden
Die Zuwendung zur deutschen Geschichte, die nur schleppend vorangehende Umgestaltung der Straße "Unter den Linden" und vermutlich die mit West-Berlin konkurrierende Vorbereitung zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 trugen dazu bei, dass 1980 Erich Honecker (1912-94) persönlich die Order zur Wiederaufstellung des Reitermonuments gab. Nach einer Restaurierung erhielt das Denkmal sechs Meter östlich von seinem historischen Standort einen dauerhaften neuen Platz. Bei der Restaurierung 1980 wurde jedoch der Rostschutz vernachlässigt. Um die Korrosionsschäden an Sockel und Reiterstandbild beheben zu können, war eine Demontage notwendig, die 1997 vielbeachtet vor den medialen Augen der Welt stattfand. Bis 1999 wurde das Standbild unter erheblicher finanzieller Beteiligung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz restauriert. Am 6. Dezember 2000 schließlich konnte der restaurierte Alte Fritz an seinem historischen Standort neu enthüllt werden.
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Reiterdenkmal aus Bronze, 1839-51 von Christian Daniel Rauch, Förderung 1997, 1999
Adresse:
Unter den Linden
10117 Bezirk Mitte
Berlin
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