Russische Gedächtniskirche
Leipzig, Sachsen

Russische Gedächtniskirche

Ein Stück Russland in Leipzig

Ein Patriarchenkreuz thront auf der vergoldeten Zwiebelkuppel, die den 55 Meter hohen Turm der St. Alexi-Gedächtniskirche zur Russischen Ehre Leipzig, wie sie mit vollem Namen heißt. Während sich Autos, Busse und Straßenbahnen über die nahegelegene Kreuzung schieben, schirmt eine von Linden gesäumte Grünfläche das Gotteshaus ab. Von hier öffnet sich ein freier Blick auf den imposanten, zweigeschossigen Sakralbau. Der Standort der Kirche wurde mit Bedacht gewählt. Er liegt im Südosten Leipzigs, wo 1813 die bis dahin größte und verlustreichste Feldschlacht der Geschichte Mitteleuropas ausgefochten wurde. Zwischen dem 16. und 19. Oktober fügten die verbündeten russischen, preußischen, österreichischen und schwedischen Truppen dem französischen Heer eine vernichtende Niederlage zu, die Napoleons Vorherrschaft in Europa beendete. Zehntausende Soldaten verloren in der Völkerschlacht ihr Leben. Mit 22.000 Toten hatten die Russen als stärkste Streitmacht die meisten Opfer zu beklagen.

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Mahnmal für die Toten der Befreiungskriege

Fast ein Jahrhundert verging, bis beschlossen wurde, den Gefallenen ein Denkmal zu setzen. Zur 100-Jahr-Feier, die auch den Anlass zur Errichtung des Völkerschlachtdenkmals bot, entschied man sich im Zarenreich für eine Kirche als Ort des Gedenkens. Die Stadt Leipzig stellte das 2.500 Quadratmeter große Grundstück unentgeltlich zur Verfügung, die Baukosten in Höhe von einer Million Mark wurden von russischer Seite aufgebracht - mehr als die Hälfte davon waren Spenden. Nach nur zehn Monaten waren die Arbeiten abgeschlossen, am 17. Oktober 1913 wurde das Gotteshaus eingeweiht, einen Tag früher als das kaum zwei Kilometer entfernte Völkerschlachtdenkmal.

Unter den russisch-orthodoxen Gotteshäusern in Deutschland ist St. Alexi die einzige Gedächtniskirche. In der Krypta sind Särge mit den sterblichen Überresten mehrerer Gefallener aufgebahrt. Sie sind Mahnung und Erinnerung zugleich - ebenso wie originale Standarten von 1813 und zahlreiche Gedenktafeln. Zwei davon wurden an der Fassade angebracht. Sie umrahmen das reich verzierte Rundbogenportal, das den Eingang zum Untergeschoss, der sogenannten Winterkirche, bildet. Ihren größten Raum nutzt die Gemeinde, die rund 300 Mitglieder unterschiedlicher Nationen vereint, für Andachten und kleinere Veranstaltungen.

Beeindruckende Innenausstattung aus der Zarenzeit

Die sonntäglichen Gottesdienste, an denen regelmäßig rund 100 Gläubige teilnehmen, finden in der darüberliegenden Hauptkirche statt. Sie erhebt sich turmähnlich auf dem plattformartigen Untergeschoss. Zwei Freitreppen, die von achteckigen Laternen mit dem russischen Doppeladler flankiert werden, führen zum oberen Eingang. In dem stuhllosen Innenraum, den die Gottesdienstbesucher komplett füllen, zieht eine siebenreihige, 18 Meter hohe Ikonostase die Aufmerksamkeit auf sich. In orthodoxen Kirchen trennt diese mit Ikonen geschmückte Zwischenwand das Kirchenschiff und den Altarraum. Sie ist das bedeutendste Ausstattungsstück und laut Inschrift "ein herzinniges Geschenk der Donkosaken". Die 78 religiösen Bilder - zum Teil sind sie mit Halbedelsteinen verziert - wurden mit Lackfarbe auf Zedernholz gemalt. Sie stammen vom Moskauer Künstler Luka Martjanowitsch Jemeljanow, von dessen Werken in Russland nur wenige erhalten sind. Ein weiteres Schmuckstück ist der riesige, 800 Kilogramm schwere Bronzeleuchter mit 68 Schalen, den Zar Nikolaus II. gestiftet hat.

2012 und 2014 wurden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Mittel für die Sanierung des Turmes und von Ikonen zur Verfügung gestellt.

Prachtvoller, weiß verputzter Bau mit Sandsteingliederungen mit Stahlbetonkuppel, 1912/13 nach Entwürfen von Wladimir A. Pokrowski, Förderung 2012, 2014/15

Adresse:
Philipp-Rosenthal-Straße
04103 Leipzig
Sachsen