Schloss
Grafenau, Baden-Württemberg
Innenansicht, Schloß, 1607 errichtet (erstes Gebäude des Schlosses), Erweiterung zum vierflügeligen Bauwerk 1733, Maltesersaal im 1. Obergeschoss von 1780

Schloss

Stolz des Ortes

Mitten in Dätzingen, einem Stadtteil von Grafenau in Baden-Württemberg, liegt das repräsentative Malteserschloss. Es ist der Stolz des Ortes, in dem kulturelle Veranstaltungen und Trauungen stattfinden und das Kunst und Antiquitäten sowie das Heimatmuseum beherbergt. 1607 wurde der Vorgängerbau, eine nicht genau zu datierende Wasserburg, umgebaut und 1733 im klassizistischen Stil zur heutigen Schlossanlage erweitert. Der Säulenportikus, der sich über zwei Stockwerke erstreckt, wurde 1810/12 hinzu gefügt, als nach der Säkularisation König Friedrich das Schloss seinem Günstling Graf Carl Ludwig von Dillen schenkte. Aus dessen Zeit stammen auch die kostbaren Panoramatapeten, die leider abgenommen und seit Jahrzehnten unsachgemäß gelagert wurden und heute dringend restaurierungsbedürftig sind. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich dafür ein, sie wiederherzustellen.

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Komturei des Malteserordens

Der katholische Malteserorden war mit Dätzingen, ursprünglich Taittichingen genannt, eng verbunden. Seinen Ursprung teilt er mit dem heute evangelischen Johanniterorden. Diesem schenkte Ritter Ulrich von Taittichingen 1263 all sein Hab und Gut, als er dem weltlichen Leben entsagte. So entstand der Verwaltungsbezirk Rohrdorf-Dätzingen des Johanniterordens, der später zur maltesischen Komturei wurde. Als es nämlich im Jahr 1530 der osmanischen Flotte gelang, Rhodos zu erobern, verloren die Johanniter die Insel und bekamen als Ersatz sieben Jahre später durch den Kaiser die Insel Malta geschenkt, was ihnen den Namen „Malteser“ einbrachte. An sie erinnern heute einige Veduten - Stadtansichten - Maltesischer Niederlassungen im „Maltesersaal“ des Schlosses. Das Malteserkreuz ist heute noch Bestandteil des Stadtwappens.

Kostbare Panoramatapete aus französischer Manufaktur

Nachdem die Außen- und Innensanierung - 2009 auch mit Beteiligung der DSD - inzwischen erfolgen konnte, soll nun ein weiterer Schatz des Malteserschlosses präsentiert werden: Die Panoramatapete „Les chasses de Compiègne“, die zwischen 1812 und 1815 von Carle Vernet entworfen und in der Manufaktur Jaquemart & Bénard in Paris gefertigt wurde. Sie ist nach dem heutigen Kenntnisstand das einzige Exemplar seiner Art in Deutschland und ein wichtiges Beispiel einer der wenigen, noch erhaltenen Raumdekorationen des 19. Jahrhunderts. Leider ist ein Großteil der eingelagerten Tapete gravierend geschädigt und dringend restaurierungsbedürftig. Nach Abnahme der Tapeten 1961, bei der diese getrennt und in einzelne Bahnen zerschnitten wurde, lagerte man diese unfachmännisch in Rollen. Die Korrosionsauswirkungen der Nägel haben Teile der wertvollen Wandbespannung darüber hinaus sehr angegriffen. 2019 konnte sie an einen Stuttgarter Restaurator übergeben werden, der das fragile Kunstwerk konserviert, restauriert und die Bahnen in der Abfolge der Episoden wieder zusammengefügt hat. Die wertvollen Tapeten werden nun vorsichtig auf mobile, mit Papierwabenplatten verstärkte Holzrahmen aufgebracht, um sie im Schloss präsentieren zu können.

Vierflügelanlage, 1607 über älterem Bestand, 1733 erweitert, Anbau 1812, Förderung 2009, 2019

Adresse:
Schloßstr.
71120 Grafenau
Baden-Württemberg