St. Johannis
Lüneburg, Niedersachsen

St. Johannis

Älteste Kirche Lüneburgs mit kostbarem Orgelschatz

In Lüneburgs beeindruckender, mittelalterlicher Altstadt spielt sie definitiv eine Hauptrolle: Am Fuß des Platzes „Am Sande“ gelegen, prägt St. Johannis mit dem 108 Meter hohen Turm die Stadtsilhouette. Das älteste Gotteshaus Lüneburgs zeugt mit seiner prachtvollen Ausstattung von der einstigen Bedeutung der Hansestadt. Für den Sakralbau beauftragte man 1551 Europas berühmtesten Orgelbauer Hendrik Niehoff (um 1495-1560). Nur in Lüneburg blieb sein Werk in seinen wesentlichen Grundbestandteilen erhalten. Damit stellt die Orgel ein Klangdenkmal von einem unschätzbaren Wert dar. Helfen Sie mit Ihrer Spende beim Erhalt des Instruments!

Spenden Sie für St. Johannis in Lüneburg!


Klangdenkmal der Renaissance

Durch den Abbau von Salz gehörte Lüneburg schon früh zu den Handelsstädten der Hanse und erlebte im Mittelalter großen Reichtum. Vier große Kirchen leistete sich die Stadt, St. Johannis ist die älteste von ihnen. Ein Vorgängerbau wurde erstmals 1174 erwähnt. Der Kernbau, ab 1298 errichtet, umfasst einen quadratischen Westturm, eine dreischiffige Halle über vier Jochen und einen einschiffigen, zweijochigen Chor. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde sie um die westlichen Joche des Seitenschiffs, der Kapellen und dem Nordseitenschiff sowie die Sakristei erweitert. Nach einem Brand im Jahr 1406 erneuerte man den Glockenturm und den Turmhelm. Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau der Nordseitenchöre. Die heutige, fünfschiffige Hallenkirche mit dem mächtigen, fast quadratischen Turm im Westen ist einer der bedeutendsten Bauten der norddeutschen Backsteingotik.

Mit der Orgel von Hendrik Niehoff findet sich ein einzigartiges Klangdenkmal unter ihrem Dach. Der Niederländer aus einer Orgelbauerdynastie hatte mit seiner Brabanter Orgel einen Standard geschaffen, der für die nächsten hundert Jahre den Orgelbau in den Niederlanden und dem Bereich der Hanse prägen sollte: Vor allem die Aufteilung der Pfeifen in Instrumentengruppen, die einzeln über Register am Spielpult des Organisten ansteuerbar waren, war eine Innovation, die der Orgel ein ganz neues Klangspektrum verliehen. Auch war es nun möglich, in unterschiedlichen Lautstärken zu spielen.

Nicht nur die neuen Register, auch die gruppenweise und teilweise halbrunde Anordnung der Pfeifen im Prospekt sind eine Neuerung der niederländischen Renaissance und in St. Johannis gut zu erkennen. Zudem ist das so genannte Rückpositiv, der Orgelteil hinter dem Organisten, ein typischer Bauteil Brabanter Orgeln, mit dem der Organist an seinen Manualen einen Dialog erschaffen konnte. Die Orgel ist so groß, dass sie die gesamte Westwand der Kirche bis unter das Dach ausfüllt. Die Proportionen der Renaissance-Orgel entsprechen den Intervallen in der Musik. Wie in der Verkündigung bei Jesajah und Johannes in der Bibel machen die drei musizierenden Engel, die sich auf dem Rückpositiv befinden, Musik zur Ehre Gottes. Ganz oben auf der Orgel befinden sich drei Tabernakelaufsätze mit jeweils drei Etagen, von denen der höchste das Gottessymbol und die beiden niedrigeren ein Bild der Sonne und des Mondes tragen.

Von Böhm erweitert, von Bach gespielt

Die erste Überholung der Orgel nahm Friedrich Stellwagen (1603-1660) aus Lübeck 1652 vor, bei der er sie auch vergrößerte. Auf Veranlassung des Organisten Georg Böhm (1661-1733) erweiterte Matthias Dropa (um 1650/1660-1732) – ein Schüler des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger (1648-1719) – von 1712 bis 1715 die Orgel im Stil des norddeutschen Orgelbarock. In dieser Zeit kamen die mit Schnitzereien verzierten Pedaltürme rechts und links des Hauptinstruments und der große Engel oben hinzu. Georg Böhm hatte einen Schüler, der später sehr berühmt werden sollte: Johann Sebastian Bach (1685-1750). Dieser war mit 14 Jahren nach Lüneburg gekommen, weil er von einer Schule ein Stipendium als Sopranist erhalten hatte. Offensichtlich kam der Stimmbruch schnell, sodass er stattdessen bei Georg Böhm in die Lehre ging. Abschriften, die Johann Sebastian Bach von den Werken Böhms vorgenommen hatte – und die damals nur Schüler machen durften – sind noch erhalten. Seitdem wird die Orgel von St. Johannis auch Bach-Böhm-Orgel genannt.

Bedeutende Orgel benötigt Restaurierung – bitte helfen Sie!

Nach mehreren Veränderungen über die Jahrhunderte ist die Orgel heute wieder im Zustand nach den Überarbeitungen durch Dropa. Jedoch muss sie dringend überholt werden. Durch Eingriffe in die Holzkonstruktion ist ihre Statik geschwächt, die Balganlage ist zu schwach für die Windversorgung und die Windladen versorgen die Pfeifen nicht ausreichend. Zudem soll der individuelle Renaissance-Klang der Orgel wieder zu hören sein, der derzeit durch verschiedene Eingriffe nicht mehr zu erleben ist. Helfen Sie mit Ihrer Spende, die wertvolle Orgel zu restaurieren!

Gotische Halle, Ende 13. bis Mitte 14. Jh., bis Ende 15. Jh. erweitert, mehrfach erneuert, Förderung 2006-08, 2011-12 und 2024.

Adresse:
Bei der St. Johanniskirche
21335 Lüneburg
Niedersachsen