Domus Judaeorum
Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg
Foto: Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd

Domus Judaeorum

Die wundersame Wiederentdeckung

Wie viel Glück ein Haus aus dem Mittelalter haben muss, um die Jahrhunderte zu überstehen, ist kaum vorstellbar. Insbesondere, wenn es ein jüdisches Haus war. Das Patrizierhaus in der Imhofstraße in Schwäbisch Gmünd hatte dieses Glück und ist heute das älteste Haus der Stadt. Eine dendrochronologische Untersuchung, mit der sich ganz genau bestimmen lässt, wann Holz beziehungsweise der Ursprungsbaum gefällt wurde, ergab: Die Holzstützen im Dach wurden im Jahr 1288 verbaut, die Grundmauern könnten noch älter sein. Eine Sensation! Jedoch haben die im Lauf der Jahrhunderte getätigten Umbauten Spuren und Schäden am Haus hinterlassen. Helfen Sie, das historisch bedeutende Gebäude zu retten!

Bitte spenden Sie für das Domus Judaeorum in Schwäbisch Gmünd!


Das Haus der Juden

Weiteren bauhistorische Untersuchungen zeigten: Das „Haus der Juden“ (lat. Domus Judaeorum) war und ist etwas Besonderes. Der mittelalterliche Massivbau wurde um 1500 profaniert, d. h. es wurde nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt. Damals wurde die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. Zuvor – das legen Untersuchungen nahe – diente es als jüdisches Gemeindehaus. Vermutlich war es Synagoge, Schule und Versammlungsort in einem und enthielt auch die Wohnung des Rabbiners.

Der dreigeschossige verputzte Steinbau weist eine durchgehende Halle im Erdgeschoss auf, im obersten Geschoss befand sich ein großer, ursprünglich wohl vertäfelter Saal. Das Haus liegt am höchsten Punkt des Viertels, das einst „Judenhof“ hieß und ist selbst knapp 20 Meter hoch – und damit fast ein Turm, der sogar auf der historischen Stadtansicht des Merian-Stichs aus dem 17. Jahrhundert klar zu erkennen ist. Es ist davon auszugehen, dass der ungewöhnlich hohe Massivbau mit dem großen Saal als Repräsentationsbau und Teil eines Adelshofes erbaut wurde. Zeichen für den Umbau zum „Haus der Juden“ wurden nicht gefunden. Nachgewiesen ist aber, dass das Haus über die Jahrhunderte mehrfach verändert wurde – ganze zehn Bauphasen sind belegt.

Desolater Zustand, Hilfe dringend benötigt!

Der Zustand ist mangels Bauunterhaltung desolat: undichte Dächer, durch Feuchtigkeit geschädigte Dach- und Deckenkonstruktionen, der Giebel hat sich geneigt, es lassen sich Setzungen feststellen, der Außenputz platzt von den Wänden. Die vielen Umbauphasen haben dazu geführt, dass sich die Lastabtragung von den Außenwänden ins Gebäudeinnere verlagert hat. Dadurch sind die Decken überlastet und rutschen von ihren Auflagern ab; das Mauerwerk bricht auf, da es Zugkräfte aufnehmen muss, für die es nicht geeignet ist. Zudem hat der nachträgliche Einbau von Fenstern um 1500 die Standsicherheit beeinträchtigt.

2016 fand mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz eine erste statische Sicherung statt. Nun muss es weitergehen! Die Umfassungswände und die Decken müssen statisch ertüchtigt und das Dach stabilisiert werden. Außerdem sollen die historischen Putz- und Malschichtbefunde im Haus restauratorisch gesichert und konserviert werden. Helfen Sie mit Ihrer Spende, um dieses große Stück jüdischer Geschichte in Deutschland zu erhalten und als Museum am authentischen Ort erlebbar zu machen!

Mittelalterlicher Massivbau, 1288, um 1500 profaniert, Förderung 2016 und 2024.

Adresse:
Imhofstr.
73525 Schwäbisch Gmünd
Baden-Württemberg