Haus Plettner
Bezirk Spandau, Berlin
Foto: Joachim Liebe / DSD

Haus Plettner

Die Villa am See

Versteckt an dem Havelsee „Scharfe Lanke“ im Hauptstadtbezirk Spandau liegt das „Haus Plettner“ auf einem idyllischen Seegrundstück. Von der Straßenseite aus wirkt das Grundstück auf den ersten Blick verschlossen und dunkel, zum See hin öffnet es sich jedoch und präsentiert sich im Stile des Brutalismus der 1970er Jahre.

Die Villa am See ist ein Pionier und eine Seltenheit. Bevor der Immobilienhändler Hans-Peter Plettner den Bau bei den Architektenbrüdern Jan und Rolf Rave in Auftrag gab, wurde Sichtbeton hauptsächlich als Stilmittel öffentlicher Gebäude und großer Wohnkomplexe verwendet. Bei der Villa wurde jedoch einfach etwas Neues ausprobiert und die Fortschritte der 1950er und -60er weitergedacht. So entstand ein Einfamilienhaus mit sichtbarer Betonfassade; eine Innovation, welche die Weichen für die architektonische Entwicklung von heute stellte. Deshalb unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Instandsetzung des Denkmals im Jahr 2014.

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Roher Beton trifft Einfamilienhaus

Die Villa am See übersetzt die Merkmale des Brutalismus mit Leichtigkeit in die Konstruktion eines Einfamilienhauses. Anders, als man es zunächst denken könnte, leitet sich Brutalismus nicht von dem Wort „brutal“ ab, sondern kommt von dem Französischem „béton brut“ und bedeutet einfach nur „roher Beton“. Merkmale sind folglich konsequente Sichtbetonfassaden und monumentale Blockformen.

So besteht die Villa aus einem massigen Garagenkubus zur Straßenseite und einem hohen Wohnkubus zur Seeseite. Beide Kuben haben die stilistische Blockform und Sichtbetonfassade, welche jedoch oft von großen Fenstern aufgebrochen wird, um das Innere des Hauses hell zu halten. Im Innern liegen Küche und Essbereich halbgeschossig über dem Wohnzimmer. Die wandhohen Fenster des Wohnzimmers lassen sich zu einer Terrasse mit Garten- und Seeblick öffnen. Im Obergeschoss befinden sich die Schlafräume und ein großer Balkon. Abgerundet wird das Hausdesign durch einen rechteckigen Pool, der zwischen Garagen- und Wohnkubus liegt.

Der bröckelnde Glanz der Villa

Umwelteinflüsse wie Witterung und Temperaturunterschiede führten zu Schäden an der Villa. Dazu gehörten Betonabplatzungen, Risse und Verfärbungen. Das endete sogar darin, dass einige in den Beton eingegossene Stahlverstärkungen freilagen, so dass diese zu rosten begannen. Zudem waren viele Wände durchfeuchtet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Instandsetzung der Betonfassade. Dabei war nicht nur die konkrete Sanierungsmaßnahme von Bedeutung, sondern auch der Wissenszuwachs bezüglich des Erhalts von Sichtbeton allgemein. Es wurde nämlich ein spezieller Instandsetzungsmörtel von Experten entwickelt und verbaut. Dieses Wissen kann auch zukünftig bei Instandsetzungen von Denkmalen insbesondere der jüngeren Vergangenheit wertvoll sein.

Bauten des Brutalismus waren bereits zu ihrer Entstehungszeit viel Kritik ausgesetzt, die teilweise bis heute anhält. Sie werden als klobig, düster und hässlich empfunden. Aber man darf nicht vergessen, welche Ideen und Ziele dahinterstehen. In der Nachkriegszeit verkörperten sie gesellschaftlichen Aufbruch und Fortschritt und erinnern uns heutzutage an diesen Zeitgeist. Seit einiger Zeit gibt es sogar eine kleine Renaissance des Baustils. Beispiele sind die Erweiterung des Sprengel Museums in Hannover oder auch das E20 Wohnhaus in Pliezhausen.

Durch die Instandsetzung der Villa bleibt diese uns also auch zukünftig als wegweisendes Objekt erhalten.

Sichtbetonbau, 1970/71 nach Entwurf von Jan und Rolf Rave, Förderung 2014

Adresse:
Scharfe Lanke
13595 Bezirk Spandau
Berlin