Gerade Berlin ist Sinnbild für die Teilung und die Wiedervereinigung Deutschlands, für das Schaffen und das Überwinden von Grenzen. Eines der baulichen Zeugnisse der geteilten Geschichte Deutschlands war das Generalshotel in Berlin, das sich bis Februar 2024 auf dem Areal des Flughafens BER befand. Hier trafen sich einst Helmut Schmidt und Erich Honecker; Fidel Castro, Olof Palme, Pierre Trudeau oder Juri Gagarin kannten es auch. Gebaut wurde es ab 1947 als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sogenanntes Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration. Der Bau war noch vor Gründung der DDR fertig, und stand seit Mitte der 1990er Jahre unter Denkmalschutz. Das Gebäude war in einem Top-Zustand und ein echtes Gesamtkunstwerk – von der historischen Bedeutung ganz zu Schweigen.
Nun wurde das Denkmal und die Geschichte des Ortes zerstört – allen Initiativen, Bitten und Expertenmeinungen zum Trotz. Und dies, um Platz zu machen für einen Flugzeugparkplatz der Flugbereitschaft deutscher Politiker. Im September 2023 wurde mit der Entkernung des wertvollen Bauwerks begonnen, laut Presseberichten haben die äußeren Rückbaumaßnahmen im Januar 2024 begonnen, Anfang Februar war das zerstörerische Werk vollendet und die historisch wichtige Villa dem Erdboden gleichgemacht.
Wie wichtig Erinnerungskultur ist, sollte auch in der Politik inzwischen angekommen sein. Mit diesem Abriss tritt die Bundespolitik Geschichte und Kultur des Landes mit Füßen. Anstatt ein Vorbild zu sein im Einsatz für das Bewahren unserer gebauten Geschichte, beharrten die politischen Entscheider auf der Zerstörung dieses bedeutenden Denkmals der deutsch-deutschen Geschichte. Dies ist umso inakzeptabler, da private Denkmaleigentümer – zurecht – vom Gesetzgeber im öffentlichen Interesse zum Erhalt geschützter Denkmale verpflichtet sind. Im Fall Generalshotel Schönefeld kam die Regierung ihrer eigenen Verantwortung für das kulturelle Erbe nicht nach. Im Gegenteil.
Vor allem das Vorgehen beim Abriss dieses historischen Kulturdenkmals entsetzt – denn immerhin war das Bauwerk in einem einwandfreien Zustand. Da das geplante Regierungs-Flugterminal inzwischen verworfen wurde, ist eine Neuplanung des Areals nötig und möglich . Damit hätte es eine neue Chance für den Erhalt des Denkmals gegeben. Zeit dazu wäre gewesen: Denn der Umzug der Flugbereitschaft ist nicht vor 2034 geplant. Doch der Bund, in dessen Eigentum sich das Generalshotel befand, blieb dogmatisch bei dem Abriss.
Zu einem Überdenken der Flughafen-Pläne waren die Entscheider nicht bereit: alle Vorschläge, Initiativen und Kritiker stießen auf taube Ohren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wandte sich mehrfach an die Verantwortlichen mit dem Ersuchen, den Abriss zumindest aufzuschieben, um die gewonnene Zeit für eine Diskussion und Neubewertung der Pläne zu nutzen. Vergeblich.
Die gesamte Architektur des Generalshotels knüpfte an den Stil des Spätklassizismus der 1920er Jahre an, kurz bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Im Inneren des Hotels befanden sich unter anderem zahlreiche Metallarbeiten des Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn. Die von Kühn geschaffenen schmiedeeisernen Geländer und Gitter im Hotel zeugten eindrucksvoll vom ursprünglichen Stellenwert des Denkmals – und wurden wie die Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten für immer vernichtet beziehungsweise aus ihrem Zusammenhang gerissen. Die Pläne, Teile der Innenausstattung in ein Museum zu bringen, können diesen Verlust nicht wieder gut machen.
All das zeigt: Dieses Denkmal war einzigartig. Mit dem Abriss des Generalshotels ist Deutschland um ein herausragendes Beispiel eines Repräsentationsbau der Nachkriegszeit ärmer. Ein außergewöhnliches Zeitdokument und authentisches Zeugnis der deutschen Geschichte wurde unwiederbringlich zerstört – und das von denen, die Vorbild sein sollten im Umgang mit unseren Kulturdenkmalen. Die Zerstörung des Generalshotels ist ein Armutszeugnis und macht mehr als nachdenklich darüber, welchen Stellenwert Kultur, Geschichte und Erinnerung in Deutschland hat.
02. Feburar 2024
Bundesregierung ignorierte ihre Vorbildfunktion - Ein Nachruf auf das Generalshotel
Kurzfassung: Im Umgang mit dem ihr anvertrauten historischen Erbe ist die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion nicht nachgekommen. Sie hat mit dem Abbruch des Generalshotels unter Verweigerung von Dialog, Partizipation und Transparenz ein Stück deutscher Geschichte zerstört. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) steht fassungslos vor der Empathielosigkeit von Politik und Verwaltung gegenüber dem weithin vernehmlichen Bürgerwillen. Bis zuletzt befand sich das ehemalige Generalshotel als außergewöhnliches Zeitdokument und außerordentliches Zeugnis der deutschen Geschichte in gutem Zustand. Die Vernichtung dieses Kulturdenkmals im Eigentum des Bundes bedeutet nichts anderes als den Sieg unbeweglicher Bürokraten über Bürgerengagement und Fachkompetenz. Ein demokratisches Gemeinwesen sieht anders aus. Eine fortschrittliche Politik – die die Vergangenheit zu schätzen weiß, um die Zukunft gestalten zu können – ebenfalls.
Langfassung: Mit dem Abbruch des Generalshotels hat die Bundesregierung unter Verweigerung von Dialog, Partizipation und Transparenz ein Stück deutscher Geschichte zerstört. Sie hat die Expertise von Fachleuten beiseitegeschoben und Erinnerungskultur vernichtet. Und sie hat die eindringlichen Appelle zahlreicher Bürger ignoriert.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) steht fassungslos vor der Empathielosigkeit von Politik und Verwaltung gegenüber dem weithin geäußerten und vernehmlichen Bürgerwillen. Im sorgsamen Umgang mit dem historischen Erbe ist die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion nicht nachgekommen.
Das luxuriös ausgestattete Empfangs- und sogenannte Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration wurde 1949, noch vor Gründung der DDR fertiggestellt. Es handelte sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich die sowjetische Militäradministration 1961 auch vom Generalshotel. Nach Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz.
Einen eigenen Stellenwert besaß die Architektur, die an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft. Nicht weniger ungewöhnlich war die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn machen den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber deutlich.
Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zuletzt befand sich das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand als ein außergewöhnliches Zeitdokument und außerordentliches Zeugnis der deutschen Geschichte.
Die Vernichtung dieses Kulturdenkmals bedeutet nichts anderes als den Sieg unbeweglicher Bürokraten über Bürgerengagement und Fachkompetenz. Ein demokratisches Gemeinwesen sieht anders aus, so Stiftungsvorstand Dr. Steffen Skudelny. Eine fortschrittliche Politik, die die Vergangenheit zu schätzen weiß, um die Zukunft gestalten zu können, ebenfalls.
15. September 2023
Bund agiert kulturlos
Ist der Abriss des Generalshotels Zeichen einer neuen Kulturpolitik?
Mit dem Abriss des Generalshotels, der am gestrigen Tag begonnen hat, zerstört die Bundesregierung ohne Not ein Stück deutscher Geschichte. Sie vernichtet Erinnerungskultur und nimmt weder die Expertise von Fachleuten noch die dringlichen Appelle vieler Bürger zur Kenntnis. Sie ignoriert den brandenburgischen Landtag, das sich gegen den Abriss erklärt hat. Das Vorgehen aller beteiligten Ministerien ist kein gutes Beispiel für die ansonsten von der Ampel beschworene moderne Politik der Partizipation, Dialogbereitschaft und Transparenz.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) steht fassungslos vor der Empathielosigkeit von Politik und Verwaltung gegenüber dem weithin vernehmlichen Bürgerwillen. Im Umgang mit dem historischen Erbe kommt die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion nicht nach. Der DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken: „Ein vorbildlicher und sensibler Umgang des Bundes mit den Denkmalen der jüngeren deutschen Geschichte wäre gerade derzeit ein wichtiges Signal, das in die Zukunft trägt. Warum verweigert man so hartleibig das Gespräch über mögliche Neuplanungen?“
Der Beginn der Vernichtung eines Kulturdenkmals heute in Berlin bedeutet den Sieg unbeweglicher Bürokraten über den Partizipationswunsch der Bürger, den sich ein demokratisches Gemeinwesen ansonsten wünscht.
"Argumentation ist unsinnig"
Während Millionen Menschen am 10. September bundesweit den Tag des offenen Denkmals feierten und ihr Interesse an historischen Bauten demonstrierten ist für den 14. September der Abriss eines besonderen Zeugnisses der deutschen Geschichte angekündigt: des Generalshotels auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) fordert von der Bundesregierung ein Moratorium des Abrisses, um von Fachleuten aufgezeigte neue Lösungen zu diskutieren.
Die Experten wiesen verschiedentlich darauf hin, dass die 2011 beschlossene Planung weitgehend überholt ist. Bei den ohnehin anstehenden Planänderungen sei daher eine andere Flächenverteilungen nicht nur möglich, sondern sinnvoll und funktionaler. “Durch eine Verschiebung der benötigten Flächen, die nach der Entscheidung für die Beibehaltung des Provisoriums des Regierungsterminals möglich ist, ist der Abriss des Generalshotels nicht mehr zu rechtfertigen. Eine auch funktionellere Flächenverteilung hätte den zusätzlichen Effekt eines besseren Lärmschutzes für die Bewohner von Schönefeld“, so der Flughafenplaner Dieter Faulenbach-da Costa. Der Verzicht des Flughafenbetreibers auf die zivile Nutzung der Kapazitäten im Norden des BER böte ausreichend Fläche für die Bedürfnisse der Flugbereitschaft, auch ohne das Grundstück des Generalshotels.
„Die letzten Versuche der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben den gesamten Umzug der Flugbereitschaft und damit die Einstellung der Leerflüge vom Abriss des Generalshotels abhängig zu machen“, bezeichnete Skudelny als reine Stimmungsmache: „Diese Argumentation ist unsinnig! In den 10 Jahren seit dem Beschluss hat sich die Welt weitergedreht. Wir reden doch von einer winzigen Fläche bezogen auf das geplante Areal. Heute sollte die Bewahrung und Nutzung bebauter Substanz allein aus Gründen der Nachhaltigkeit selbstverständlich sein.“ Ein transparentes Verfahren und der Dialog fehle.
Mit seiner Sorge um das Generalshotel wandte sich DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny daher heute erneut mit offenen Briefen sowohl an Kulturstaatsministerin Claudia Roth als auch an Finanzminister Christian Lindner mit dem Appell zur Rettung eines außergewöhnlichen Zeugnisses der jüngeren deutschen Geschichte.
Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich für den Erhalt des Generalshotels ein
Millionen Menschen feierten am vergangenen Sonntag den Tag des offenen Denkmals, an zahlreichen Orten mit politischer Prominenz. Für kurz danach, den 14. September, ist der Abriss eines besonderen Denkmals, eines Zeugnisses der deutschen Geschichte angekündigt: des Generalshotels auf dem Flughafen Berlin- Schönefeld. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) möchte dies verhindern.
Mit seiner Sorge um das Generalshotel wandte sich DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny daher bereits sowohl an Kulturstaatsministerin Claudia Roth als auch an Finanzminister Christian Lindner. Nun schreibt er erneut, diesmal einen offenen Brief, an die beiden an der Vernichtung eines eingetragenen Denkmals besonders beteiligten Minister.
Skudelny schilderte der „quasi obersten Denkmalschützerin auf Bundesebene“ und dem „obersten Dienstherrn der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben“ in „großer Not“ seine Sorge, dass es die Bundesregierung selbst sei, „die gerade die Akzeptanz der Denkmalschutzgesetzgebung demontiert“. Es gebe keine zeitliche Not, das Generalshotel noch in dieser Woche abzureißen, da derzeit „sowohl die Planungen für den alten Terminal als auch die für den nun nicht mehr geforderten Neubau eines Regierungsterminals neu durchdacht werden“. Ohne Not zerstört also die derzeitige Bundesregierung ihre eigene Geschichte, sie vernichtet Erinnerungskultur, ignoriert Bürgermeinung und übersieht die Expertise von Fachleuten. Es wird versucht, vor einer Neuplanung Fakten zu schaffen.
Skudelny argumentierte mit dem vorgestrigen Tag des offenen Denkmals, an dem „Millionen Besucher ihre Wertschätzung für unsere gebauten Kultur- und Geschichtszeugen bewiesen“ hätten. Das Interesse an den Zeugnissen auch der jüngeren deutschen Geschichte sei immens – „der Abriss des Generalshotels in der Folgewoche entweder gedankenlos oder zynisch”. Schon früher hatte Skudelny empört festgestellt, dass „ein vorbildlicher Umgang des Bundes mit unserer Baukultur nicht zuletzt von hoher Bedeutung für das Rechtsempfinden der Bürger“ wäre. Die Forderungen unterstützen auch weitere Initiativen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz appelliert daher an die beiden Regierungsvertreter, sich für ein Moratorium einzusetzen, damit eine die Entscheidung für den Abriss des Generalshotels neu durchdacht werden kann.
Beim Generalshotel handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sogenanntes Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949 wurde der Bau fertiggestellt. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz. Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen. Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.
31. August 2023
Bund vernichtet mit dem Generalshotel in Schönefeld die eigene Geschichte
Wo bleibt hier die Vorbildfunktion des Staates?
In einem offenen, inzwischen zweiten Brief an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zeigt sich Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), enttäuscht über die abwiegelnde Antwort des Vorstandssprechers der Bundesbehörde, Dr. Christoph Krupp. Dessen Schreiben zur geplanten Zerstörung des Generalshotels am Flughafen in Schönefeld, von Krupp „euphemistisch als „Rückbau“ tituliert“, beantworte die gestellten Fragen leider nicht, so Skudelny in seinem Schreiben. Den Brief mit dem dringenden Appell für ein Moratorium erhielten auch Claudia Roth als die für den Denkmalschutz auf Bundesebene zuständige Kulturstaatsministerin und Bundesfinanzminister Christian Lindner, dem die Bundesanstalt zugeordnet ist.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, als private Stiftung die größte bundesweit tätige Initiative für den Denkmalschutz in Deutschland, „fragt nach nachvollziehbaren Gründen des hastigen Abrisses eines Kulturdenkmals.“ Das Schreiben der DSD versteht sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass der Erhalt geschützter Denkmale vom Gesetzgeber im öffentlichen Interesse jedem privaten Denkmaleigentümer abverlangt und zugemutet wird. Wenn der Bund und die verantwortlichen Bundesbehörden sich selbst dieser Verantwortung für das kulturelle Erbe entziehen, stelle sich die Frage nach der Vorbildfunktion der Regierung. Es brauche „niemand mehr Staatsverdrossenheit selbst in der Mitte der Gesellschaft zu beklagen, wenn Bundesregierung und Bundesbehörden derart rüde mit einem hochkarätigen Denkmal der deutschen Geschichte umgehen.“
Durch die Veröffentlichung des Abrissbeginns am 14. September 2023, unmittelbar nach dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals, an dem jedes Jahr Millionen Bürger ihr Interesse für den Denkmalschutz demonstrieren, werde unnötigerweise Termindruck aufgebaut. Dagegen setzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf ein Moratorium der endgültigen Zerstörung des Generalshotels.
Weiterführende Informationen:
Den Volltext des offenen Briefes, finden Sie hier.
15. August 2023
Vor dem Abriss mutig neu denken
Deutsche Stiftung Denkmalschutz fordert Aussetzen der Abrisspläne für das Generalshotel in Schönefeld
„Es ist völlig unverständlich, dass einerseits ein Ideenwettbewerb für das Areal von Terminal 5 des BER erfolgt, andererseits am Abriss des Generalshotels im direkten Vorfeld festgehalten wird“, so Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Chance für eine Neubewertung der Erhaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten eines außergewöhnlichen Denkmals deutscher Geschichte werde bewusst vertan. Nach der Entscheidung, den provisorischen Standort des Regierungsflughafens beizubehalten und auszubauen, erfolgen in den nächsten Jahren Neuplanungen für die notwendigen Bauten und Flächen der Flugbereitschaft. Dabei könnten und müssten auch alternative und ebenso funktionale Standorte für die Flugzeugparkplätze in der Abwägung der Belange des Denkmalschutzes neu erwogen werden. Bereits im Planfeststellungsbeschluss von 2011 wurde den Denkmalschutzbelangen von der Planfeststellungsbehörde „erhebliches Gewicht“ beigemessen. Die Abrisspläne zeugen nicht von gelerntem nachhaltigem Umgang mit Ressourcen. Die strikte Verweigerung des geforderten Abriss-Moratoriums für ein völlig intaktes Baudenkmal trotz der erfolgten und noch anstehenden Planungsänderungen mache ihn fassungslos, so Skudelny. Man solle den Mut für einen neuen Ansatz aufbringen und die vorhandene Zeit bis zum Umzug der Flugbereitschaft 2034 (!) nutzen, statt Fehlentwicklungen einfach weiter zu verfolgen. Antworten auf entsprechende Anschreiben der größten privaten Denkmalschutz-Stiftung in Deutschland an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) und alle beteiligten Bundesminister waren noch nicht erfolgt, als der Sprecher der BIMA den Beginn des beschönigend „Rückbau“ titulierten Abrisses noch im September verkündete. Ministerpräsident Dietmar Woidke hat bereits darauf hingewiesen, der geplante Abriss „bewegt nicht nur Historiker und Denkmalschützer, er bewegt vor allem die Menschen in Brandenburg“. Die bundesweit tätige Deutsche Stiftung Denkmalschutz ergänzt hierzu: ... und weit darüber hinaus!
Zum Denkmal:
Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sog. Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949, noch vor Gründung der DDR, war der Bau fertiggestellt. Es handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz.
Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen.
Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.
4. August 2023
Gegen den Abriss des Generalshotels in Schönefeld
Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich für den Erhalt des Denkmals ein
Einen Stopp der Abrissvorbereitungen und eine Revision des Abrissbeschlusses zum denkmalgeschützten Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens Schönefeld fordert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD). In einem Schreiben an die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bezeichnet die private Stiftung den Abrissbeschluss von 2011 für das 1949 fertig gestellte Empfangs- und Gästehaus als „historische Fehlentscheidung“.
Inzwischen wurde die Neubauplanung des Geländes für ein Regierungsterminal aufgegeben. Dass trotzdem an den Abrissplänen des seit 1996 geschützten Denkmals festgehalten wird, sei nicht nachvollziehbar, empören sich Dr. Steffen Skudelny als Vorstand und Prof. Dr. Gerd Weiß als Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission der DSD. „Ein vorbildlicher Umgang des Bundes mit unserer Baukultur wäre nicht zuletzt von hoher Bedeutung für das Rechtsempfinden der Bürger“, formulieren die Stiftungsrepräsentanten. Sie sehen durch die Aufgabe der Neubebauung eine Chance für ein grundlegendes Überdenken der Pläne. Für das außergewöhnliche Zeitdokument und bedeutende Zeugnis der deutschen Geschichte mit einem hohem bauhistorische Wert sollten vielmehr neue Konzepte für eine Erhaltung und zukünftige Nutzung erarbeitet werden. Dies Forderungen unterstützen auch weitere Initiativen vor Ort. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz appelliert daher an alle beteiligten Institutionen und ihre Leitungen, sich für eine Revision der Entscheidung für den Abriss des Generalshotels, wenigstens aber für ein Moratorium einzusetzen.
Zum Denkmal:
Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sog. Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949, noch vor Gründung der DDR, war der Bau fertiggestellt. Es handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz.
Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen. Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.