Was Decken verbergen können
Die Spurensuche am Baudenkmal geht bis unter die „Haut“ der historisch gewachsenen Architektur. Sie umfasst auch Bereiche, die nicht mit bloßem Auge sichtbar sind: Raumdecken etwa können täuschen.
Die Decke bildet den oberen Abschluss eines umbauten Raums. Sie kann prachtvoll gewölbt, überkuppelt oder flach aus Bohlen, Balken und Brettern ausgeführt sein. Aber nicht immer ist der optische Raumabschluss auch identisch mit der Konstruktion. Grund dafür können gestalterische Überlegungen sein, aber auch Schallschutz oder wärmedämmende Eigenschaften einer abgehängten Decke. Oft werden solche verborgenen Zeitschichten und Umnutzungen im Zuge einer Restaurierung entdeckt.
Eine unscheinbare, glatt verputzte Zimmerdecke verbirgt möglicherweise eine jahrhundertealte Balkenkonstruktion, die einst im Mittelalter sichtbar war. Damals schmückte man die tragende Holzkonstruktion in der beheizbaren Wohnstube oft aufwendig mit farbiger Bemalung. Später änderte sich die Mode. Seit dem 17. Jahrhundert kamen verputzte Decken auf; teilweise mit Stuckzier und großflächigen Malereien veredelt. In der Moderne galt wiederum dies als unzeitgemäß. Schlichte, klare Formen wurden zur Richtschnur. Nicht nur der Zeitgeschmack, auch gewandelte Nutzungsanforderungen und Raumfunktionen können zum „Verschwinden“ einer historischen Decke führen. Oft blieb das Bestehende dabei einfach unter der neu eingezogenen Zwischendecke erhalten.
Auch die Gewölbe vieler Kirchen zeugen vom Wechsel der Zeiten. Häufig wurden Gewölbe erst im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit in den flachgedeckten Kirchenraum eingezogen. Die Kreuzgratgewölbe der Gotik verbarg man im Barock gern unter einem weitgespannten, bemalten Deckenhimmel. Illusionistische Malerei konnte diese Decke sogar scheinbar ganz zum Verschwinden bringen: kunstvolle Augentäuscherei (fachsprachl.: Trompe-l'œil).