Chronik und Zukunft eines außergewöhnlichen Denkmals

Eine bewegte Geschichte – damals und heute

Als einer der ältesten und bedeutendsten Leuchttürme Deutschlands hat der Rote Sand im Laufe der letzten 150 Jahre vielen Stürmen getrotzt. Seine ereignisreiche Geschichte gibt Einblicke in die Herausforderungen, mit denen stetigem Wind und Wetter ausgesetzte Denkmale konfrontiert sind. Der Erhalt des ersten Offshore-Bauwerks der Welt ist seit vielen Jahren eine technische Herausforderung, die sich aktuell unter anderem auch durch die Folgen des Klimawandels drastisch verschärft hat. Auf Dauer scheint die Beibehaltung des aktuellen Standorts nicht machbar und eine Translozierung wird als letzte Lösung in Betracht gezogen, um dieses außergewöhnliche Denkmal zu retten.

In unserer Chronik können Sie die Geschichte des Leuchtturms nachvollziehen und Informationen zum aktuellen Erhaltungszustand und Rettungsoptionen finden.

  • 1882
  • 1964
  • 1982
  • 1987
  • 1992
  • 1999
  • 2011
  • 2012
  • 2013
  • 2018
  • 2019
  • 2021
  • 2022
  • 2023
  • 2024
    • Leuchtturm mit Geschichte

      Der Leuchtturm Roter Sand wird von 1882–1885 rund 48 km von Bremerhaven entfernt in der Außenweser als erstes Offshore Bauwerk der Welt errichtet. Vor allem die Gründung im Meer mit einem sogenannten Caisson ist eine bauliche Pionierleistung. Dabei wird ein elliptischer Stahlzylinder auf den Grund des Meeres abgesenkt und der Sand darunter mit Druckluft entfernt. Der so im Meeresboden eingesunkene und anschließend mit Mauerwerk und Beton verfüllte Caisson dient als Fundament des Leuchtturms.
      Von 1885 bis 1964 – fast 100 Jahre – ist der Leuchtturm Roter Sand in Betrieb.

    • Erloschenes Feuer

      1964 machte der neue Leuchtturm „Alte Weser“ den Leuchtturm „Roter Sand“ überflüssig, so dass der Betrieb seines Hauptfeuers eingestellt wurde. Nach seiner Ausmusterung sollte das historische Wahrzeichen sich selbst überlassen werden und blieb fortan zunehmend vom Einsturz bedroht, was eine große Protestwelle in der Bevölkerung auslöste.

    • Offiziell ein Denkmal

      Der Leuchtturm Roter Sand wird unter Denkmalschutz gestellt.

    • Erste Sanierungsaktionen

      Der Leuchtturm ist Eigentum des Bundes – 1987 überträgt dieser den Besitz auf die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Innerhalb der Stiftung wird die treuhänderische „Stiftung Leuchtturm Roter Sand“ gegründet, die sich dauerhaft um den Erhalt des Bauwerks kümmert.

      Es starten grundlegende Sanierungsarbeiten, denn die Standfestigkeit des Leuchtturms ist durch die langjährige Korrosion und starke Strömung nicht mehr gegeben. In einer spektakulären Aktion wird eine Stahlmanschette über die Gründungsbauten geschoben und vorsichtig abgesenkt, um diese vor Unterspülungen zu schützen. Auch wird die Außenhülle saniert.

    • Grundlegende Instandsetzung

      1992 und in den folgenden Jahren wurden diverse Instandsetzungsarbeiten am Außenbau und im Inneren durchgeführt, wie beispielsweise die Ergänzung zweier Anlegedalben, die Erneuerung der Außenanstriche und vieles mehr.

    • Übernachtungsgäste auf dem Leuchtturm

      Um das Denkmal für alle erlebbar zu machen, werden nun Übernachtungsfahrten zum Leuchtturm angeboten. So konnten die Gäste den Alltag des Leuchtturmwärters erleben.

    • Auszeichnung für den Leuchtturm

      Aufgrund der starken Belastungssituation im offenen Meer veranlasst die Deutsche Stiftung Denkmalschutz eine gutachterliche Bewertung des Meeresbodens hinsichtlich der Standsicherheit des Turms. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die Sandbank für mehrere Millionen Euro stabilisert werden könne. Allerings bestünde bei diesem Eingriff die Ungewissheit, ob die Strömung um den Turm – durch die zusätzlich eingebrachten Materialien – nachteilig beeinflusst und andernorts von der Sandbank Sand abgetragen würde. Da dieses Vorhaben mit hohen Risiken verbunden ist, entscheidet sich die Deutsche Stiftung Denkmlaschutz gegen die Umsetzung.

      Der Leuchtturm wird durch die Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“ ausgezeichnet.

    • Sanierung der Fenster

      Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz führt die Sanierung der historischen Fenster durch.

    • Gutachten zur Gewässersohle

      Um die drohenden Unterspülungen des Caissons durch die starke Strömung zu untersuchen, veranlasst die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein Gutachten zur Verbesserung des Kolkschutzes im unmittelbaren Umfeld des Leuchtturms Roter Sand.

      Es wird kontinuierlich in Abständen Sand aus Vertiefungsarbeiten an der Fahrrinne beim Leuchtturm aufgeschüttet.

    • Keine Besucherfahrten mehr

      Die letzten touristsichen Übernachtungsfahrten fanden 2018 statt; aufgrund der Sicherheitssituation musste das Angebot eingestellt werden. Insgesamt gab es in dieser Zeit mehr als 1.000 Übernachtungs- und über 6.000 Tagesbesucher.

    • Schadensfeststellung

      Um den Zustand des Denkmals und die Möglichkeiten zu seinem Erhalt zu untersuchen, hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz – ­begleitet durch das Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur – ein Gutachten beauftragt, das die vorhandenen Schäden und Gefährdungen feststellt sowie Erhaltungsmöglichkeiten sondiert.

      Mehr Informationen:
      Gutachten zu Sanierungsmöglichkeiten vom 14. Juni 2019

    • Zukunft des Roten Sandes

      2021 findet das Kolloquium „Zukunft des Roten Sand“ statt, bei dem mit Experten die Erhaltungsmöglichkeiten des Leuchtturms diskutiert werden. Ein Ergebnis der Tagung ist, dass der Leuchtturm nicht an die heutigen Belastungen angepasst ist; steigender Meeresspiegel, stärkerer Wellengang und seine Offshore-Lage in einem Nationalpark erschweren die Sanierungsvorhaben zusätzlich.

    • Untersuchungen zu Sanierungsvarianten

      Seit 2022 wird kontinuierlich in Expertenkonferenzen und mittels weiterer Gutachten und Untersuchungen intensiv erörtert und darum gerungen, in welcher Form dieses einzigartige Bauwerk erhalten werden kann – denn geomorphologische Veränderungen am Meeresgrund stellen eine zunehmende Gefahr für die Standsicherheit des Leuchtturmes dar.

      Drei mögliche Sanierungsvarianten werden u.a. gutachterlich näher untersucht:

      1. Sanierung in situ
      2. neue Gründung im Meer und Translozierung des Turmoberteils auf den neuen Gründungskörper
      3. Translozierung des Turmoberteils an Land

      Mehr Informationen:
      Gutachten zur Translozierung vom 31. März 2022

    • Ausblick: Translozierung als letzte Lösung

      Trotz aller Bemühungen ist der Leuchtturm – auch durch die Folgen des Klimawandels – akut bedroht. Der steigende Meeresspiegel, ein stärkerer Wellenschlag und häufigere Belastungsfälle und Unterspülungen der Turmgründung setzen ihm so zu, dass seine Standsicherheit in Gefahr ist.
      Nach derzeitigem Wissenstand liegt der Schluss nahe, dass lediglich die Translozierung an Land oder auf eine landnah gelegene vorhandene Aufschüttung im Meer eine machbare Lösung sein kann. Diese Entscheidung fällt schwer, ist jedoch die letzte Lösung, den Leuchtturm zu bewahren.

      Mehr Informationen:
      Gutachten zur Translozierung vom 31. März 2022
      Informationen zur Zukunft des Roten Sandes vom 3. Mai 2023

    • Auf der Suche nach einer Lösung

      Der exponiert gelegene Leuchtturm ist vor Ort heute mehr denn je gefährdet – bedingt durch den Anstieg des Meeresspiegels und vermehrte klimabedingte Extremwetterereignisse. Damit er nicht früher oder später ins Meer kippt, muss nach einem neuen Standort gesucht werden. Doch welche technischen Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein und welche muss der neue Standort erfüllen? Um über den aktuellen Sachstand zu einer nachhaltigen Instandhaltung des Denkmals zu informieren, lud die Deutsche Stiftung Denkmalschutz am 10. April 2024 erneut zu einer Informationsveranstaltung in das Historische Museum in Bremerhaven ein. 

      Mehr Informationen:
      Informationen zur Zukunft des Roten Sandes vom 10. April 2024