„Heimathafen“ der Jugendbauhütte ist die Hansestadt Stralsund, die mit ihren über 800 Einzeldenkmalen zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Zuhause sind die hier eingesetzten Jugendlichen im 1256 gegründeten Heilgeistkloster – dem Stammsitz und Herz der Jugendbauhütte in der historischen Altstadt.
Neben der städtebaulichen Denkmalpflege ist der Erhalt des maritimen Kulturguts einer der Schwerpunkte der Jugendbauhütte in Mecklenburg-Vorpommern. Im Einsatz für die Hansestädte der Küstenregion und ihr Umland verbinden sich hier Seefahrtsgeschichte mit Kaufmannstradition und hanseatischen Baudenkmalen. Die internationale Zusammensetzung der Freiwilligen spiegelt auch heute die weltweite Bedeutung der Hansestädte wider.
Durch eine langjährige enge Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden, dem Management des UNESCO-Weltkulturerbes, dem Deutschen Meeresmuseum, dem Nationalmuseum im polnischen Szczecin und vielen anderen Partnern kann den Freiwilligen eine Vielzahl spannender Einsatzstellen angeboten werden. So kann das gesamte Spektrum der Denkmalpflege abgebildet werden und jedem Bewerber wird das passende, die individuellen Interessen und beruflichen Perspektiven berücksichtigende Angebot unterbreitet. Ob Handwerksbetrieb oder Restaurierungsatelier, historische Werft oder Architekturbüro – das breite Spektrum denkmalpflegerischer Arbeitsgebiete ist nahezu vollständig vertreten. Die Freiwilligen haben die Qual der Wahl.
Unter dem Dach der Jugendbauhütte in Stralsund konnte im September 2020 die Mobile Jugendbauhütte Wismar ihre Arbeit aufnehmen. Sie ist ein für die Hansestadt Wismar bisher einmaliges Projekt, welches an die langjährige Tradition der Jugendbauhüttenarbeit in Wismar anknüpft und auf ihr aufbaut. So kann man hier von der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Wismar und dem Verein „Eisenbahnfreunde Wismar e.V.“ profitieren, der das Bahngelände des ehemaligen Bahnbetriebswerkes als geschütztes Denkmalensemble erhält und belebt. Der Verein stellt der Jugendbauhütte im Ringlokschuppen Werkstatträume zur Verfügung, die mit Fantasie und Ideenreichtum von den Jugendlichen eingerichtet und gestaltet werden. Die historischen Schienenfahrzeuge bilden besonders spannende Sanierungsobjekte zum Arbeiten mit Metall und Holz direkt vor der Tür.
Für die beiden handwerklichen Anleiter ist es wichtig, dass das mobile Team viele denkmalpflegerische Fachbereiche und Handwerkstechniken kennenlernt. Gemeinsam wird auf Spurensuche gegangen und für gestalterische Details und aufwändige handwerkliche Ausarbeitungen an Kulturdenkmalen sensibilisiert. Zahlreiche historische Bauten in der Hansestadt Wismar und in der Umgebung bieten vielfältige Möglichkeiten, traditionelle Handwerkstechniken zu erkunden, zu erlernen und bei Sanierungsarbeiten anzuwenden.
Neben der mobilen Jugendbauhütte bietet die Hansestadt Wismar viele weitere interessante Einsatzmöglichkeiten für die Jugendlichen: Ob Technisches Landesmuseum oder Stadtarchiv, ob traditioneller Handwerksbetrieb oder Denkmalschutzbehörde – hier wird für jeden Geschmack etwas geboten.
Zusätzlich zu der täglichen Arbeit in den verschiedensten Einsatzstellen greifen die Fachseminare die zahlreichen Facetten der Denkmalpflege auf: Im Nationalmuseum von Szczecin erproben die Jugendlichen Restaurierungstechniken, in Stralsund helfen sie beim Erhalt von historischen Boote und können an einem Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – dem zum Kulturhistorischen Museum gehörenden Museumshaus in der Mönchstraße – ihre Grundkenntnisse hinsichtlich der Restaurierung historischer Bausubstanz erweitern. Auf jahrhundertealten Gutsanlagen werden traditionelle Handwerkstechniken vermittelt und neu belebt. Zur Seminargestaltung unserer Jugendbauhütte gehören zudem echte Denkmalbaustellen in Rostock und Greifswald: Hier können die Freiwilligen unter der fachkundigen Anleitung der Hausarchitekten direkt an der denkmalgeschützten Substanz arbeiten. Eine „Patenschaftsbaustelle“ in Pasewalk wird kontinuierlich Jahr für Jahr fortgeführt und dient als Muster- und Modellprojekt für die Seminargestaltung der Jugendbauhütten.
Neben der Arbeit an Seminarprojekten und angeregten Diskussionen über Denkmalpflege sind es vor allem das gemeinsame Kochen und die Freizeitaktivitäten, die den Gruppenzusammenhalt stärken. So wird auf dem Nachbau eines slawischen Handelsschiffes gerudert und die Kulturlandschaft per Fahrrad und Kanu erkundet. Die gemeinsamen Grillabende am Lagerfeuer bleiben noch lange in Erinnerung und es entstehen Freundschaften, die noch lange über das Ende des Freiwilligendienstes hinaus bestehen bleiben.
Hans-Christian Barth
Leitung Jugendbauhütte Wismar-Stralsund
03831 280 206