26.04.2017 – Niedersachsen

Besuch in der Neuen Inselkirche in Spiekeroog

Wo Rost sich breitmacht

Kurzfassung: Für Restaurierungsmaßnahmen an der Neuen Inselkirche in Spiekeroog stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) Ende vergangenen Jahres dank der Ursula und Hubert Rothärmel-Stiftung und der Lotterie GlücksSpirale einen Fördervertrag in Höhe von 100.000 Euro zur Verfügung. Nun besucht Micaela Schweers-Sander, Ortskuratorin Wilhelmshaven der DSD, am Samstag, den 29. April 2017 um 13.00 Uhr zu einem Pressetermin vor Ort Pastor Andreas Flug, um sich einen Eindruck von den anstehenden Arbeiten zu verschaffen. Die 1961 eingeweihte Neue Inselkirche gehört zu den über 360 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte.

Neue Inselkirche in Spiekeroog © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Siebert

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Neue Inselkirche in Spiekeroog © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Siebert

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Langfassung: Für die Mauerwerks- und Fugensanierung des Westgiebels und die Restaurierung der Betondickglasfenster im Westgiebel und im Chorraum der Neuen Inselkirche in Spiekeroog stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der treuhänderischen Ursula und Hubert Rothärmel-Stiftung in der DSD und der Lotterie GlücksSpirale Ende vergangenen Jahres einen Fördervertrag über 100.000 Euro zur Verfügung. Nun besucht Micaela Schweers-Sander, Ortskuratorin Wilhelmshaven der DSD, am Samstag, den 29. April 2017 um 13.00 Uhr Pastor Andreas Flug, um sich bei einem Foto- und Pressetermin vor Ort einen Eindruck von den anstehenden Arbeiten zu verschaffen.

Das Nordseeheilbad Spiekeroog ist eine 5,7 Kilometer vom Festland entfernte ostfriesische Insel im niedersächsischen Wattenmeer mit einer Fläche von 18,25 Quadratkilometern. Die autofreie Insel ist über eine Fährverbindung mit dem Sielhafen Neuharlingersiel verbunden. Auf Spiekeroog leben ständig rund 800 Einwohner, zentraler Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus, dem letztlich auch der Bau der Neuen Inselkirche zu verdanken ist. Die neue Evangelische Kirche wurde aufgrund der steigenden Zahl an Feriengästen 1961 als sogenannte Sommerkirche nach Plänen des Architekten Dr. Hans Eschebach erbaut.

Architektonisch handelt es sich bei der Inselkirche um eine ansprechende Kombination verschiedener Baukörper, zu denen das Kirchenschiff mit angedeuteten Seitenschiffen, ein freistehender Glockenturm und in Anlehnung an römisch-frühchristliche Architekturelemente ein ungewöhnlicher Atriumvorbau an der Westseite gehört. Hier befand sich in der Antike der Taufbrunnen, da der Eintritt in die Kirche durch die Taufe vollzogen wurde. Auf Spiekeroog gibt es den Taufbrunnen nicht, dafür jedoch lädt der offene Vorraum zum Sitzen und Verweilen ein.

Im Inneren scheint die Kirche ein umgekehrter Schiffsrumpf zu sein, der sich zu den Seiten abstützt und Raum für die beiden Pseudoseitenschiffe öffnet. Die Innengestaltung spielt ebenfalls in Form und Materialwahl auf das Schiff an als das wichtigste Transportmittel der Insel. Die Fenster bestehen aus Betondickglas. Auch an der Südseite im Chor befindet sich ein hochrechteckiges Betondickglasfensterfeld, dem Westfenster ähnlich, das den Chorraum mit farbigen Licht erfüllt. Die Betondickglasfenster stammen von Heinz Lilienthal, der zu den im Kirchenbau der Nachkriegsjahre wegweisenden deutschen Glasmalern gehört. Sie passen sich in Gestaltung und Motivwahl eindrucksvoll in das Gesamtbild ein. Die Orgel stammt aus der Werkstatt Janke aus Bovenden bei Göttingen. Hier sind die spanischen Trompeten besonders, die im norddeutschen Raum ansonsten nicht beheimatet sind.

Inzwischen sind die Fugendichtungen defekt und Feuchtigkeit dringt in das Bauwerk ein. Weil der Beton teilweise porös ist, kam es zu Abplatzungen und Rissen. Neben Mauerwerk und Fugen müssen auch die Betondickglasfenster dringend am Westgiebel und im Chorraum restauriert werden. Diese Arbeiten werden durch die im Beton verlaufende Bewehrung erschwert, wo der Rost den Beton auseinanderdrückt.

Die Neue Inselkirche in Spiekeroog gehört zu den über 360 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte.