29.08.2022 – Sachsen

Das verlorene Herrengut in Bösenbrunn

Viel erhaltenswerte Originalsubstanz

Dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) für die Dachinstandsetzung über dem Haupthaus des Rittergutes in Bösenbrunn 30.000 Euro zur Verfügung. Das Gut gehört somit zu den über 820 Objekten, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Sachsen fördern konnte. Das Herrenhaus ist von ortsbildprägender Größe und Gestalt, obwohl die Wirtschaftsgebäude des Ritterguts nicht mehr vorhanden oder stark verändert sind. Der ehemalige Teich wurde ebenfalls verfüllt.

Der Bau wurde vermutlich 1727 unter Einbeziehung von Resten eines Vorgängerbaus im Keller- und Erdgeschoss errichtet. Das Rittergut wurde über die Zeiten vererbt oder verkauft. Die letzte Inhaberfamilie Koch, Teppichfabrikant in Oelsnitz, wurde 1945 vertrieben. Die Sprengung des Anwesens durch die sowjetische Armee verhinderten ein mutiger Bürgermeister und eine glückliche Fügung.

Zum Objekt

Der Baukörper des zweigeschossigen Herrenhauses unter einem hohen Mansarddach ist schlicht gestaltet. Auf Hof- und Westseite gliedert ein nur knapp hervorspringender Mittelrisalit die Fassade. Im Erdgeschoss befindet sich eine zweiflügelige Tür als Mitteleingang mit einem Allianzwappen und der Jahreszahl 1727. Die Fenster auf allen vier Seiten sind regelmäßig übereinander angeordnet. Ihnen sind auch stehende Gaupen in der unteren Mansardetage zugeordnet, nur auf der Südseite fehlen sie. Die gestalterischen Grundzüge der Fassaden des repräsentativen barocken Herrenhauses fehlen heute, sind indes noch erkenn- und wiederherstellbar.

Das Erdgeschoss betritt man über eine geräumige Diele, die als zentraler Raum angelegt worden ist. Gegenüber der Hauseingangstür liegt die zweiläufige, breite und bequeme Holztreppe mit Geländer, Holzbalustern und breitem, profilierten Handlauf. Die Raumstruktur des Erdgeschosses wiederholt sich im Obergeschoss weitgehend. Das untere Mansardgeschoss ist vermutlich als Vollgeschoss angelegt worden, denn die Treppenanlage ist bis dort geführt worden, Räume wurden hier jedoch nie fertiggestellt.

Das Erscheinungsbild des Herrenhauses aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird durch vorausgegangene Sanierungen und Reparaturen beeinträchtigt, aber nicht gänzlich zerstört. Erhaltenswert sind insbesondere die großzügige Raumstruktur, das Dach- und Fachwerk der beiden Mansardgeschosse, die barocke Holztreppe, Stuckdecken, profilierte Wandpaneele, Holzdielen, Füllungstüren sowie zahlreiche Raum- und Farbfassungen.