14.11.2015 – Bayern

DSD-Fördervertrag für St. Martin in Memmingen

Dachstuhl aus dem frühen 15. Jahrhundert wird instandgesetzt

Kurzfassung: Einen symbolischen Fördervertrag über 110.000 Euro für die Dachinstandsetzung über dem Mittelschiff der St. Martinskirche in Memmingen überbringt Bernt von Hagen, Ortskurator Augsburg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), am Dienstag, den 17. November 2015 um 11.00 Uhr vor Ort zusammen mit Michael Vivell von Lotto Bayern an Dekan Christoph Schieder. St. Martin mit seinem Dachstuhl aus dem frühen 15. Jahrhundert ist eines der über 320 Projekte, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.

Langfassung: Vor drei Jahren setzte die Gemeinde der St. Martinskirche in Memmingen das Turmoktogon instand, und in den beiden jüngsten Jahren wurde das Äußere der Kirche wiederhergestellt. Daneben wurden umfangreiche statische, restauratorische und Bauforschungs-Untersuchungen durchgeführt. Nun steht die Dachinstandsetzung über dem Mittelschiff an. Dabei hilft die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär die Stiftung seit 1991 ist. Den symbolischen Fördervertrag über 110.000 Euro überbringt Bernt von Hagen, Ortskurator Augsburg der DSD, am Dienstag, den 17. November 2015 um 11.00 Uhr vor Ort zusammen mit Michael Vivell von Lotto Bayern an Dekan Christoph Schieder.

Die lutherische Kirche St. Martin mit dem höchsten evangelischen Kirchturm Südbayerns ist als Teil des überregional bedeutenden Altstadtensembles von Memmingen in die Liste der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten eingetragen worden. Der Dachstuhl des Mittelschiffs, den dendrochronologische Untersuchungen auf das Jahr 1406 datiert haben, stellt zusammen mit dem Dachwerk der wesentlich kleineren Johanniterkirche in Schwäbisch-Hall das bislang früheste Beispiel des "Liegenden Stuhls" im deutschen Sprachraum dar.

Um 1410 erhielt das Mittelschiff seine jetzige Höhe und das vierte quadratische Turmgeschoss wurde aufgesetzt. 1438 baute man die südöstliche Vorhalle an, 1458 wurden die Seitenschiffe neu eingewölbt. Ab 1470 kamen die Kapellen am südlichen Seitenschiff hinzu. Zwischen 1489 und 1491 verlängerte man das Langhaus nach Westen und baute zwischen 1496 und 1500 den Chor. Um die über den Hochgaden liegenden Binderbalken des Dachwerks unsichtbar zu machen und die Kirche im Kathedralstil aufzuwerten, wurde 1845 die 570 Quadratmeter große Fläche des Mittelschiffs durch das aus Holz konstruierte, mit Gips verkleidete Rippengewölbe überfangen und durch sogenannte Schlaudern – Verankerungen, die ein dünnwandiges Bauwerk zusammenbinden – an den gotischen Hängewerken befestigt.

Der Sakralbau besitzt eine hochwertige Ausstattung. Besonders erwähnenswert sind das überregional bedeutende zweireihige Chorgestühl von 1501/1508 mit 70 Skulpturen und 81 Intarsienfeldern. Einzigartig ist die aus 23 Brustbildern bestehende "Bürgergalerie". Persönlichkeiten des urbanen Lebens, also der Stadtpolitik, der Geistlichkeit, des Handwerks und Handels, repräsentieren in vitalen Bildnissen den bürgerlichen Kosmos einer freien Reichsstadt. Darüber hinaus haben sich weitere hochkarätige Kunstwerke und Ausstattungsstücke aus verschiedenen Jahrhunderten erhalten. Wertvoller Wandmalereibestand aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit ist nicht nur im Kirchenraum, sondern zum großen Teil auch oberhalb der später eingebauten Deckenkonstruktionen im Dachraum erhalten.

Die Schäden an den Dachstühlen sind vor allem konstruktiv, so an der Turmholzkonstruktion, so am Fassaden-Fugennetz.

St. Martin in Memmingen ist eines von über 320 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.