17.04.2024 – Bayern

DSD hilft weiterhin verlässlich der Kirche St. Martin in Memmingen

Die Turmstube wird in diesem Jahr statisch gesichert

Eine Rissbildung in der Turmstube der St. Martinskirche in Memmingen zwingt zum Handeln. Die von der Rissbildung betroffene Wand liegt nicht auf ganzer Wandlänge auf dem tragenden Balken auf. Für die statische Sicherung der Längswand stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) daher 6.164 Euro zur Verfügung. Die bereits in der Liste der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgütern verzeichnete St. Martinskirche gehört seit 2015 zu den über 590 Projekten, die die private DSD dank Spenden, Erträgen ihrer Treuhandstiftungen sowie Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte. Bislang reichte die DSD rund 440.000 Euro für Maßnahmen am Dach und am Turmkreuz, für statische Maßnahmen und die Inventarrestaurierung an diesem ortsbildprägenden Denkmal aus.

Zum Objekt

Als dreischiffige Basilika mit eingezogenem und erhöhtem Chor wurde St. Martin zwischen 1325 bis 1500 an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 10. und 12. Jahrhundert errichtet. Der monumentale gotische Bau besitzt einen der höchsten Kirchtürme Oberschwabens. Mit seinen etwa 65 Metern ragt er weit über die Dachlandschaft der Memminger Altstadt empor. Der aus dem 15. Jahrhundert stammende Dachstuhl über dem Mittelschiff ist einer der beiden bislang frühesten Beispiele eines "Liegenden Stuhls" im deutschen Sprachraum. Der Plan, das Dachgeschoss ins Mittelschiff einzubeziehen, um eine eindrucksvolle Raumhöhe zu gewinnen, gleichzeitig jedoch den Blick zur Decke durch möglichst wenig Holzelemente nicht zu versperren, führte zu dieser damals neuartigen Lösung.

Hervorzuheben ist insbesondere die wertvolle Kirchenausstattung. Dazu zählen neben den Decken- und Wandmalereien aus dem späten Mittelalter vor allem das zweireihige mit 63 Sitzflächen versehene und aus Eichenholz gefertigte Chorgestühl aus dem frühen 16. Jahrhundert. Mit seinem umfangreichen Skulpturenprogramm und zahlreichen Intarsienfeldern ist es ein außergewöhnlich reiches Beispiel für ein spätgotisches Gestühl im süddeutschen Raum und zeugt von der hohen handwerklichen Fertigkeit lokaler Künstler.

Einzigartig dürften auch die 23 Büsten der Stifter und Meister sein, die in ausdrucksstarken Bildnissen den bürgerlichen Kosmos der freien Reichsstadt Memmingen repräsentieren. Der Taufstein von 1524 aus Rotmarmor, der Kreuzaltar von 1531, das schmiedeeiserne Chorgitter von 1603 und die hauptsächlich aus Nussbaum mit Vergoldungen gefertigte Kanzel von circa 1700 ergänzen die überregional bedeutende Kirchenausstattung.