11.02.2019 – Bayern

DSD-Ortskurator besucht das Schusterhaus in Kochel am See

Schusterhaus in Kochel am See © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe

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Ein Innenraum im Schusterhaus in Kochel am See © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe

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Zeit- und regionaltypische Veränderungen

50.000 Euro stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlücksSpirale im vergangenen Jahr für die Dächerinstandsetzung des Schusterhauses in Kochel am See zur Verfügung. Nun besucht Axel Hofstadt, Ortskurator München der DSD, am Donnerstag, den 14. Februar 2019 um 11.00 Uhr im Beisein von Bürgermeister Thomas Holz und Beatrix Numberger von Lotto Bayern den Vorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte im Zweiseenland Kochel e.V., Max Leutenbauer, um sich bei einem Presse- und Fototermin vor Ort die anstehenden Arbeiten von Architekt Michael Holzer erläutern zu lassen. Das Schusterhaus, das künftig als Museum und in der Tenne als Veranstaltungsraum genutzt werden soll, ist eines der über 420 Projekte, die die private Denkmalstiftung dank Spenden, Erträge ihrer Treuhandstiftungen und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.

Das sogenannte Schusterhaus liegt in der Ortsmitte von Kochel. Nachweisbar sind 12 Besitzer des äußerlich ortstypischen Kleinbauernanwesens. Erster Lehensnehmer dieser 1581 gegründeten Sölde war Andre Reiser. Das bruchsteinerne Erdgeschoss von 1580/1581 ist weiterhin erhalten. Der zweigeschossige Flachsatteldachbau mit einem Obergeschoss in Blockbauweise und einer verschalten, nachträglich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angebrachten Giebellaube umläuft beim Wohnteil auf der Westseite im ersten Obergeschoss dreiseitig eine Laube mit eng gestellten, reich verzierten Brettbalustern. Die Blechdeckung wirkt altertümlich. Die Tenne am östlichen Ende ist mit senkrechten Brettern verkleidet und Bundwerk ausgestattet. Das Obergeschoss mit hölzernem Dach datiert auf 1782, der Rundholzboden im Stall auf 1844. 1938 erfolgte der Einbau eines kleinen Ladengeschäfts, 1955 der Anbau eines Waschhauses und eines Schweinestalls. Im Erdgeschoss des Wohnteils finden sich Küche, Speisekammer, Kammer, WC, Flur und Treppe sowie in der ehemaligen Stube die Schusterwerkstätte und ein kleines Ladengeschäft. Im Obergeschoss sind vier Kammern, ein Lagerraum für Leder und der Flur mit Treppe untergebracht, im Wirtschaftsteil Tenne, Stall, Durchfahrt und Anbau. Abgesehen vom Einbau der Toilette und dem Anbau ist das Gebäude unverändert erhalten. Von 1647 bis 2010 wirkte hier ununterbrochen ein Schuster. Die Ausstattung der Schusterei ist vollständig erhalten und soll museal präsentiert werden. Typologisch fortschrittlich ist die beim Schusterhäusl vorliegende Integration eines giebelseitig erschlossenen Hausflurs in das Vierraumsystem. Die zeit- und regionaltypischen Veränderungen des späten 19. Jahrhunderts betreffen Farbigkeit, Fenster, Türen und Lauben, die des 20. Jahrhunderts die sekundäre Blechdeckung statt des Schindeldachs und den Schaufenstereinbau.