22.01.2024 – Thüringen

Ehemaliges Schauspielhaus in Erfurt

Reduziert elegante Formensprache

Bei einem Pressetermin am Donnerstag, den 25. Januar 2024 um 10.00 Uhr übergibt Lars Ludwig, Ortskurator Erfurt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), im Beisein von Jens Ellmrich von Lotto Thüringen für die Restaurierung der Metallleuchter im ehemaligen Schauspielhaus (KulturQuartier) in Erfurt einen symbolischen Fördervertrag über 27.500 Euro an Tely Büchner vom Vorstand der Genossenschaft KulturQuartier Schauspielhaus eG. Die Kulturstätte gehört somit zu den über 530 Objekten, die die private DSD dank privater Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Thüringen fördern konnte.

Das Schauspielhaus ist ein wichtiges Sachzeugnis der Vereins- und Theaterkultur und -architektur des späten 19. und ganzen 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu den zahlreichen Theatern in Thüringer Residenzstädten, die im Auftrag der Fürstenhäuser entstanden, handelt es sich beim Erfurter Schauspielhaus um ein aus einer bürgerlichen Gründung hervorgegangenes Theater. Deshalb und insbesondere als ein über 120 Jahre kontinuierlich genutzter kultureller Veranstaltungsort besitzt der Bau besondere stadtgeschichtliche Bedeutung.

Die 1791 gegründete „Ressource-Gesellschaft" ließ sich 1897 ein Vereinshaus errichten, das von 1946 bis 1949 zum Schauspielhaus mit einem großen Saal umgebaut wurde. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus zwei Baukörpern. Nach Norden findet sich das Saal- und Bühnengebäude von 1949, nach Osten ein zweigeschossiger Mehrzweckbau, das ehemalige Vereinslokal von 1897 mit ausgebautem Dachgeschoss. Die Fassaden der vielgliedrigen Baukörper wurden in neobarocken bzw. neoklassizistischen Formen gestaltet und dekoriert. Seit 2003 stand das Gebäude leer, wird aber derzeit kulturell zwischengenutzt von der Genossenschaft KulturQuartier Schauspielhaus, die Erfurter Bürger zur Wiederbelebung und Umnutzung des Bauwerks gegründet haben.

Zum Objekt:

Sowohl die anspruchsvolle Außen- als auch die Innenarchitektur sind architekturgeschichtlich bedeutend, wobei die Umbauphasen von 1946/1949 und 1974/1978 sowie 1983/1984 als Zeugnis der Nachkriegs- bzw. DDR-Architektur einen eigenen Wert besitzen. Die Leuchter aus Edelstahl, aber auch teilweise poliertem Stahl oder lackiertem Stahl wurden im Rahmen der letzten Innenraum-Umgestaltung in den Jahren 1983/1984 für das Schauspielhaus von Erfurter Metallgestaltern entworfen und hergestellt. Durch Ihre Opulenz und Vielgestalt sind die Leuchten ein zeittypisches Zeugnis der DDR Moderne in den frühen 1980er Jahren. Die Formensprache ist reduziert elegant und strahlt eine hohe Wertigkeit aus. Gleichzeitig prägen die Leuchter die Foyer- und Saalbereiche des – in seinem Ursprung – gründerzeitlich geprägten Schauspielhauses, ohne diese zu dominieren.