21.08.2012 – Presse

Eine Kirche für ein Kopfreliquiar

Ortskuratorin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz überbringt Fördervertrag in Kiedrich

Kurzfassung: Carla Schulte-Kalms, Ortskuratorin Wiesbaden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) überbringt am 23. August 2012 um 12.00 Uhr im Beisein von Bezirksleiter Andreas Marx von Lotto Hessen einen Fördervertrag über 80.000 Euro für die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der katholischen Kirche St. Valentinus und St. Dionysius in Kiedrich an Paul Beiler von der dortigen Kirchengemeinde. Das Gotteshaus ist nunmehr eines von über 120 Projekten, die die private Denkmalschutz-Stiftung mit Sitz in Bonn seit ihrer Gründung 1985 dank privater Spenden und Mitteln der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.

(c) Lotto Hessen • Dipl.-Ing. Georg Gröschen (Bezirksarchitekt Diözesanbauamt), Hermann Alt (Architekt), Andreas Marx (Lotto Hessen), Carla Schulte-Kalms (Ortskuratorin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz), Dr. Robert Nandkisore (Pfarrer)

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Langfassung: Die Schäden an der katholischen Kirche St. Valentinus und St. Dionysius in Kiedrich im Rheingau-Taunus-Kreis sind nicht ungewöhnlich, Verschmutzungen der Oberflächen, Feuchteschäden, damit einhergehend Salzausblühungen, Abplatzungen und Rissbildungen, schließlich ausgedünnte Malschichten. Nun wird das Gotteshaus grundlegend saniert. Für die Maßnahmen stellen Bund, Land und Bistum nicht unerhebliche Mittel zur Verfügung. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) unterstützt die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten. Einen entsprechenden Fördervertrag in Höhe von 80.000 Euro überbringt Carla Schulte-Kalms, Ortskuratorin Wiesbaden der DSD, im Beisein von Bezirksleiter Andreas Marx von Lotto Hessen am 23. August 2012 um 12.00 Uhr an Paul Beiler der katholischen Kirchengemeinde St. Valentinus.

Im Rheingau liegt am Südhang des Taunus der Ort Kiedrich, der erstmals in einer Urkunde des Erzbistums Mainz im 10. Jahrhundert erwähnt wird. Das Ortszentrum dominiert die mittelalterliche Valentinus und Dionysius-Kirche. Zwischen 1330 und 1380 erbaute die Gemeinde eine dreischiffige, niedrig gewölbte Hallenkirche als würdige Aufbewahrungsstätte für das Kopfreliquiar des heiligen Valentinus. Um 1410 kam der viergeschossige Turm über dem westlichen Mittelschiff hinzu. In diese Zeit fiel auch der Umbau der Westportalanlage. Gegen Ende des Jahrhunderts erweiterte man den Chor, danach vergrößerte man das Mittelschiff und stockte die Seitenschiffe auf. Neben einer Vielzahl von Altären, Gemälden und Statuen sind ein spätgotisches Laiengestühl von 1510 sowie das Chorgestühl von 1490 überkommen. Der Erhalt dieser die Bedeutung der Wallfahrtskirche widerspiegelnden Ausstattung ist dem Engagement des englischen Mäzen Baronet Sir John Sutton zu verdanken. Dieser initiierte zwischen 1857 und 1876 eine Regotisierung des Kircheninneren. Damals wurde auch das verlorengegangene Schmuckwerk der Orgel rekonstruiert und die Raumhülle restauriert. Der Lettner und das Sakralhäuschen wurden unter Verwendung mittelalterlicher Originalteile wiederaufgebaut. Sutton trug weitere mittelalterliche Ausstattungsstücke hinzu.

Die zugehörige Totenkapelle St. Michael mit dem erdgeschossigen Karner und der Heiltumskapelle im Obergeschoss wurde 1434 begonnen und zehn Jahre später fertiggestellt. Dem rechteckigen Bau mit steilem Satteldach fügte man eine Außenkanzel für die großen Pilgerscharen an. Sie standen vor der als Schauseite ausgearbeiteten Nordseite. An der westlichen Giebelwand geht der schmale Treppenturm über quadratischem Grundriss in Höhe des ersten Geschosses in ein Achteck über. Im Karner befinden sich ein um 1500 entstandenes Grab Christi und ein einhundert Jahre jüngerer kreuztragender Christus. In der Kapelle befindet sich eine lebensgroße, von sieben Engelsköpfen getragene doppelte Mondsichelmadonna. Sie wurde wohl um 1520 von Peter Schro, einem Schüler des Bildhauers Hans Backoffen, geschaffen. Der Aufsatz, ein siebenarmiger Kronleuchter aus dem Jahr 1512, gilt als Meisterwerk spätgotischer Schmiedekunst.

Die katholische Kirche St. Valentinus und St. Dionysius ist eines von über 120 Projekten, die die private Denkmalschutz-Stiftung in Bonn seit ihrer Gründung 1985 dank privater Spenden und Mitteln der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.