Das althochdeutsche Wort Gaden bedeutet „Raum“ und wurde in Süddeutschland insbesondere im Zusammenhang mit Kirchenburgen und Wehrkirchen verwendet. Die historischen Kirchgaden in Thüngersheim sind ein Ensemble aus sechs mittelalterlichen bis spätmittelalterlichen Gebäuden der ehemaligen Eigenbefestigung der Kirchenburganlage von St. Michael. Sie grenzen im Norden an den Kirchhof und die Ölbergkapelle, im Osten an das Rathaus und im Süden an die Kirchgasse. Die zwischen 1400 und 1824 entstandenen Gebäude wurden innen an den Außenmauern der Kirchenburg angelegt, um in diesen fensterlosen Lagerräumen in Notzeiten die Erntevorräte sicher aufbewahren zu können. Später öffnete man die Gaden zur Straße hin und nutzte sie als Scheunen.
Das Außenmauerwerk der fünf älteren Gaden diente bis zu einer Höhe von rund 3,5 Metern ursprünglich als Wehrmauer. Das Mauerwerk konnte durch eine im Mörtel gefundene Münze in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts datiert werden.
Die historischen Kirchgaden in Thüngersheim gehören zu den über 220 Projekten, die die in Bonn ansässige Denkmalstiftung dank privater Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.