19.08.2011 – Presse

In der Gnadenkapelle werden die Tugenden aufpoliert

Ortskurator überbringt Fördervertrag in Kevelaer 

Kurzfassung: Bei der Restaurierung des Mosaikfussbodens in der Gnadenkapelle im Marienwallfahrtsort Kevelaer erhält Pfarrer Rolf Lohmann Unterstützung von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Der Fördervertrag in Höhe von 20.000 Euro erreicht ihn in diesen Tagen. Die Kevelaerer Gnadenkapelle ist nunmehr eines von über 270 Projekten, die die 1985 gegründete Bonner Denkmalschutz-Stiftung dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte. 

Langfassung: Bei der Restaurierung des Mosaikfussbodens in der Gna­denkapelle im Marienwallfahrtsort Kevelaer erhalten Pfarrer Rolf Lohmann und die Katholische Kirchengemeinde St. Marien Unterstützung von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Der Fördervertrag in Höhe von 20.000 Euro erreicht ihn in diesen Tagen. Neben der DSD beteiligen sich auch Bund, Land und Bistum an der Renovierungsmaßnahme. 

Hendrick Busman war ein frommer Mann. Auf seinem Weg von Weeze nach Geldern betete der Händler täglich und vernahm 1641 nahe dem Dorf Kevelaer eine Stimme, die ihn zum Bau einer Kapelle aufforderte. Auch Busmans Frau Mechel Schrouse war fromm. Kurz vor Pfingsten 1642 sah sie nachts in glänzendem Licht ein Heiligenhäuschen, in dem ein Kupferstich der Luxemburger Marienfigur Trösterin der Betrübten aufbewahrt wurde, das ihr kurz zuvor zum Kauf angeboten worden war. Hendrick Busman bat seine Frau, das Bild zu kaufen, und obschon die beiden nicht reich waren, errichteten sie das Heiligenhäuschen bei Kevelaer. Als sich in Kevelaer Heilungswunder ereigneten, folgten rasch Pilgerströme und Prozessionen, so dass man 1643 eine erste Wallfahrtskirche errichtete, die heutige Kerzenkapelle. Der Backsteinsaal in gotischen Formen mit einem fensterlosen, dreiseitigen Chorabschluss und einer nördlichen Vorhalle wurde von Hendrick van Arssen nach dem Vorbild der Klosterkirche St. Maria in't Zand in Roermond gestaltet. 

Wenig später schützte man den Busman’schen Bildstock durch die heute noch bestehende sechseckige Gnadenkapelle, die auf einem hohen backsteinernen Sandsteinsockel steht. Die Ecken betonen sandsteinerne Strebepfeiler und Eckquaderungen. Über dem rundbogigen Eingangsportal mit zwei Flügeln ist ein querovales Rundfenster eingesetzt. Die Form des Rundfensters, das wie das Portal von Sandsteingewänden gefasst wird, wiederholt sich auf allen Seiten des Kapellenbaus. Ein profiliertes Traufgesims schließt den Bau ab. Der hinter dem 1663 geweihten Altar stehende Bildstock ist in der Prozessionszeit durch ein portalartiges Fenster von außen sichtbar. Der Kupferstich mit der Luxemburger Madonna befindet sich in einer silbernen Lectica von 1640. 1681 in eine reich verzierte Silberplatte eingelassen, versah man ihn 1892 mit einer goldenen Krone. Unter dem Bild befindet sich ein Gedenkstein für die beiden Stifter. 

Das an römische Vorbilder angelehnte Bodenmosaik, das Friedrich Stummel entwarf und Antonio Gobbo aus Venedig 1895 ausführte, zeigt in einem sechseckigen, zentralen Bildfeld die Darstellung der Fons Aquarum Viventium, den Brunnen lebendigen Wassers. Darum gruppieren sich Darstellungen der Kardinaltugenden Tapferkeit, Klugheit, Gerechtigkeit und Maß. Geometrisch gestaltete Streifen, Flechtbänder, Mäander und Klötzchenfriese rahmen die einzelnen Bilder. Die zahlreichen Besucher haben die Mosaikfelder mittlerweile so stark abgenutzt, dass die oberste Schicht teilweise schon Verluste aufweist. Auch Ausbrüche und offene Fugen sind zu beseitigen. 

Die Kevelaerer Gnadenkapelle ist nunmehr eines von über 270 Projekten, die die 1985 gegründete Bonner Denkmalschutz-Stiftung dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte. Im Landkreis Kleve gehören Schloss Leyenburg in Rheurdt, Klostergut Graefenthal in Goch und Haus Vlassrath in Straelen dazu. 

Bonn, den 19. August 2011/Schi