31.08.2017 – Baden-Württemberg

Ortskuratorium Stuttgart lädt ein zum Vortrag über die bedrohte Nachkriegsmoderne in Deutschland

Beispiel für die "bedrohte Nachkriegsmoderne": Reuchlinhaus in Pforzheim © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Denkmale von Morgen

Am Donnerstag, dem 7. September 2017 um 17.00 Uhr laden Gisela Lasartzyk, Ortskuratorin Stuttgart der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), und Charlotte Löffler vom Kulturreferat des Collegiums Augustinum in das Augustinum Stuttgart-Killesberg, Oskar-Schlemmer-Straße 5 in 70191 Stuttgart ein.

Es referiert Karl-Eberhard Feußner, Leiter der DenkmalAkademie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, über „Bedrohte Nachkriegsmoderne in Deutschland - Denkmale von morgen“. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, Spenden kommen den von der DSD geförderten Denkmalen zugute.

Während Jahrhunderte alte Baukunst meist Wertschätzung und Pflege erfährt, sind die Bauten der Nachkriegsjahrzehnte oft dem Spott ausgesetzt und vom Abriss bedroht. Vielfach denken die Menschen an anonyme und überdimensionierte Zweckbauten, die ihnen grau, groß und trostlos vorkommen. Doch lohnt ein differenzierter Blick, zu dem Feußner in seinem Vortrag Seh-Beispiele gibt. Mit den vorgestellten Bauwerken der 1950er und 1960er Jahre, die aus der Nähe betrachtet werden, stellt Feußner die Qualität des Bauens der damaligen Zeit vor und hebt sie vielen erstmals ins Bewusstsein.

Als „frischen Wind“ und „junge demokratische offene Bauweise“ wurde in den frühen 1950er Jahren die neue Bauweise begrüßt. Als freundliche, helle, leichte Planungen galten die neuen Bauten. „Es war aber keine neue Architektursprache,“ so Feußner, „sondern ein Wiederaufgreifen eines internationalen Stils, der in den 1920er und 1930er Jahren Verbreitung fand“. So gewann insbesondere Mies van der Rohe starken Einfluss auf die modernen Architekten der Nachkriegszeit, aber auch das Schaffen anderer Vorgängerarchitekten oder der amerikanische Siedlungsbau inspirierte.

Während sich architektonische Qualität im Westen facettenreicher Gestaltungen erfreute, kennzeichnete das Bauen im Osten die Kolossalbauweise des Sozialistischen Realismus. Ulrich Müther war da eine Ausnahme mit seinen kühnen Schalentragwerken, siehe den Warnemünder Teepott mit seiner besonderen Dachkonstruktion.

Die Beispiele, etwa das Düsseldorfer Dreischeibenhaus, die Unibibliothek Bonn, das Pforzheimer Reuchlinhaus, der Berliner Bierpinsel, das Klinikum Aachen, kennzeichnen jeweils andere Merkmale. Alle sind auf ihre Weise einzigartig und deshalb erhaltenswert.