09.02.2011 – Presse

So viel Rücksicht wie möglich

Denkmalschutz- und Behindertenexperten diskutierten zwei Tage lang in Berlin und Brandenburg

„Barrierefreiheit im Denkmal verlangt eine spezielle und auf das jeweilige Denkmal eingehende Herangehensweise. Kompromisse müssen gefunden werden. Es bedarf hierfür des Einfühlungsvermögens und einer gewissen Kreativität - von allen Seiten,“ so der Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bei der gestrigen Eröffnung des Fachgesprächs „Denkmalschutz und Barrierefreiheit“, das heute in Berlin zu Ende ging. 35 Experten aus Denkmalschutzorganisationen und Behindertenverbänden diskutierten gemeinsam, wie sich bei denkmalgeschützten Bauwerken denkmalpflegerische Aspekte mit den Ansprüchen der Menschen im Rollstuhl bzw. von Personen mit Seh-, Hör- und Lernbeeinträchtigungen vereinbaren lassen. Veranstalter des Treffens war die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V. (ISL), das Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit e. V. (BKB ) und die DSD. Die Begegnung fand unter der Schirmherrschaft des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, in dessen Amtssitz, dem Kleisthaus, einem herausragenden Beispiel des Neoklassizismus in Berlin, statt.

Denkmale müssen genutzt werden, sollen sie nicht verfallen. Doch die Ansprüche an ein Bauwerk ändern sich mit der Zeit. Oftmals kollidieren in historischen Gebäuden der Wunsch nach Barrierefreiheit – aber auch nach Brandschutz und Klimaschutz – mit dem Bemühen um größtmöglichen Erhalt der vorhandenen Bausubstanz. Rampen, Haustüren, Aufzüge und behindertengerechte WC-Anlagen sind nur einige der diskutierten Stichworte. Deshalb standen bei der Gesprächsrunde vor allem praktische Beispiele im Vordergrund. Neben dem Neuen Museum in Berlin besuchten die Teilnehmer die Schlösser Blankensee und Fürstlich Drehna in Brandenburg, um vor Ort Lösungsmodelle zu besichtigen. Weitere Beispiele wurden in Referaten vorgestellt, unter anderem das Landesmuseum Mainz oder Entwürfe aus dem Ausland. Am Ende tauschten sich der Berliner Landeskonservator, Professor Dr. Jörg Haspel, und der Berliner Landesbehindertenbeauftragte, Dr. Jürgen Schneider, bei einem Podiumsgespräch über die derzeitige Lage von Denkmalschutz und Barrierefreiheit in Berlin aus.

Menschen mit einer Behinderung sind heute durchweg in den Alltag integriert. Doch fühlen sie sich häufig weniger durch ihre physische Einschränkung behindert als durch Gedankenlosigkeit, etwa wenn öffentliche und kulturelle Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken, Konzertsäle oder Rathäuser in Baudenkmälern nicht oder nur schwer zugänglich sind. Die Gespräche der beiden letzten Tage lassen auf Besserung hoffen.

Teilnehmende Organisationen:

Bundestransferstelle Städtebaulicher Denkmalschutz,
Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung,
Aktionsgemeinschaft Privates Denkmaleigentum,
Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege
Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen
Preußische Stiftung Schlösser und Gärten
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland
Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland
Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband
Deutscher Gehörlosen-Bund
Deutscher Schwerhörigenbund
Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle
Behindertenverband Leipzig
Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Leipzig und
Deutsche Stiftung Denkmalschutz.  

Kontakt und weitere Informationen:

          Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V. – ISL

          Eileen Moritz 

          E-Mail: emoritz@isl-ev.de

BKB Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit e. V. Klemens Kruse Marienstraße 30 10117 Berlin Tel.: 0 30 / 3 00 23 10 10 Fax: 0 30 / 3 00 23 10 11 info@barrierefreiheit.de www.barrierefreiheit.de

Dr. Holger Rescher, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Tel. 0228 9091113