Ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert mit moralischem Anspruch
In der hessischen Stadt Limburg an der Lahn wird mit den jahrhundertealten Fachwerkbauten die Geschichte lebendig. Welche Moral und Tugend schon seit dem Mittelalter herrschte, versinnbildlicht das denkmalgeschützte Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert in der Brückengasse 9: Aus dem Fachwerk ragen geschnitzte Köpfe, die die sieben Laster darstellen. Seine Innenräume wurden in den letzten Jahren umfassend restauriert.
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Ein Laster ist keine Todsünde
Die sieben Laster Hochmut, Neid, Unmäßigkeit, Geiz, Wollust, Zorn und Trägheit werden vor allem vom 12. bis zum 15. Jahrhundert in vielen Schriften, überwiegend der Kirche, beschrieben. An profanen Wohnbauten sind sie eine Besonderheit. Häufig werden die Laster mit den Todsünden verwechselt, jedoch wird eine Todsünde mit dem Wissen und der Absicht begangen, diese zu begehen. Ein Laster ist demgegenüber nur eine schlechte Charaktereigenschaft, die es zu ändern gilt. Man weiß nicht genau, seit wann die sieben Männerköpfe aus dem Balkenwerk des Limburger Fachwerkhauses ragen. Jedoch nimmt man an, dass sie beim Wiederaufbau des eingestürzten Hauses im Jahr 1567 entstanden sind.
Aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen weiß man, dass das Fachwerk im Jahr 1679 erneuert wurde. Das Erdgeschoss ist aus Bruchstein errichtet. Darüber erheben sich zwei Fachwerkgeschosse, deren Schwellen aufwändige Schnitzereien zeigen. Die Ständer und Riegel des Fachwerkgerüsts stehen eng zueinander. Der Schaugiebel ist im 1. Obergeschoss und im Giebelfeld mit leicht gebogenen, geschosshohen, ineinander verschlungenen Streben und Andreaskreuzen verziert. Nicht nur die schmucke Fassade, auch die Innenräume mit den zum Teil historischen Decken, Türen und Treppen und bauhistorischen Details, wie bemalten Putzfeldern in den Gefachen, können Geschichte erzählen.
Gewerbe- und Wohnhaus
Das „Haus der sieben Laster“, wie es offiziell seit 1968 heißt, wechselte im Lauf der Jahrhunderte häufig seine Besitzer. 1843 waren in dem Fachwerkbau ein Farben- und Kolonialwarengeschäft, später eine Metzgerei und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Schuhgeschäft untergebracht. Seit 2001 gehört es den heutigen Eigentümern, die es als Wohnhaus und als Kunstmuseum mit Museumsladen eingerichtet haben.
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Fachwerkbau aus der Mitte des 16. Jhd.; Schnitzköpfe mit den sieben Lastern; Fachwerk-Erneuerung 1679; Förderung 2020
Adresse:
Brückengasse 8
65549 Limburg
Hessen
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