Leprosenhaus
Münster, Nordrhein-Westfalen
Foto: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0

Leprosenhaus

Ein Haus für die armen Kinder Gottes

Etwas außerhalb der Stadt findet sich das „Kinderhaus“, das ehemalige Leprosenhaus der Stadt Münster. Der Name bezieht sich auf die damals übliche Bezeichnung der Leprakranken, die als „arme Kinder Gottes“ bezeichnet wurden. Um die Bevölkerung vor der drohenden Ansteckung zu schützen, wurden sie im Mittelalter außerhalb der Städte isolierte und in in sich abgeschlossenen Leprosen- oder Siechenhäusern untergebracht.

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Umnutzung eines Seuchenhauses

Im 14. Jahrhundert stiftete der Münsteraner Udo von Tinnen das Kinderhaus. Dort erhielten die leprakranken Bürger nicht nur Nahrung und Versorgung, sondern auch geistliche Betreuung. Nachdem die Seuche eingedämmt wurde, diente das Gebäude im 17. Jahrhundert als Waisen- und Armenhaus. Das ehemalige Leprosenhaus ist in seinen wesentlichen Teilen bis heute erhalten.

Die gesamte Anlage wurde von einer Mauer umschlossen, dazu gehörten Gärten zur Eigenversorgung, die von einem eigenen Geistlichen betreute St. Josephskirche mit einem Turm aus dem 17. Jahrhundert, ein Friedhof sowie das eigentliche Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert. Nach Eindämmung der Seuche um 1650 diente der um ein Arbeitshaus erweiterte Bau für verwaiste Kinder, die in der Manufaktur für Wolltuche arbeiteten. Später fungierte das Gebäude als Armenhaus.

Ein Museum bewahrt die Geschichte

Aufgrund der stetigen sozialen Nutzung, der kaum veränderten Architektur sowie der erhaltenen Gärten und der Kapelle ist das Leprosenhaus ein wichtiges sozialgeschichtliches Abbild. Doch auch an ihr sind die Spuren der Zeit nicht vorübergezogen: Die Auflager der Deckenbalken waren schadhaft, außerdem fanden sich Holzschäden an der Fachwerkkonstruktion und den Gefachen durch aufsteigende Feuchtigkeit. Auch die Dachdeckung und -entwässerung mussten dringend saniert werden.

Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnten wichtige Maßnahmen zur Instandsetzung durchgeführt und der Erhalt dieses wichtigen Denkmals sichergestellt werden. Auch heute noch wird die Anlage für soziale Zwecke genutzt und beherbergt außerdem ein Lepramuseum, das die Geschichte des Gebäudes bewahrt.

Fachwerkbauten, 1580, Erweiterung 1662-71, Förderung 2003

Adresse:
Kinderhaus
48159 Münster
Nordrhein-Westfalen

Das Leprosenhaus erzählt seine Geschichte
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