„Es hat sich ausgeweimart, meine Herren, wir gehen jetzt dessauern!" beschrieb der Maler Lyonel Feininger (1871-1956) im Februar 1925 den bevorstehenden Umzug des Staatlichen Bauhauses von Weimar nach Dessau. Dessau hatte vor anderen Städten den Vorzug erhalten, weil es die finanziellen Mittel für einen Hochschulneubau bereitstellen konnte. Doch eigentlich war der Umzug der Bauhausschule eine erste Flucht vor deutschnationaler Gesinnung. 1925 sah sich der Gründer und Direktor des Bauhauses, Walter Gropius (1883-1969), zum Wechsel der staatlichen Kunsthochschule von Weimar nach Dessau genötigt, weil es zuvor Bestrebungen deutschnationaler Abgeordneter im thüringischen Landtag gegeben hatte, das Bauhaus in Weimar aufzulösen. Die Industriestadt Dessau hingegen zeigte sich avantgardistischen Ideen gegenüber aufgeschlossener.
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Bis heute maßgeblich für die Architektur des 20. Jahrhunderts
Für die Lehrer wurden 1925/26 ein Einzelgebäude als Direktorenhaus und drei Doppelhäuser auf einem flachen, mit Kiefern bepflanzten Gelände gebaut. Das ehemalige Meisterhaus Nr. 3 in der Ebertallee 63 ist als Teil des gesamten Ensembles der Meisterhäuser entstanden. Es ist der erhalten gebliebene Teil eines der Doppelhäuser und wurde von Lyonel Feininger bewohnt, der schon 1919 von Gropius als Leiter der Graphischen Werkstatt an die Kunsthochschule berufen worden war. Das ebenfalls 1919 gegründete „Staatliches Bauhaus“ hat Kunst und Handwerk maßgeblich zusammengeführt und ist bis heute aktuell geblieben.
Damals entartet – heute UNESCO-Weltkulturerbe
Nach dem Auszug der Bauhausmeister 1932/33 infolge der Schließung des Bauhauses in Dessau wurden die Häuser 1939 an die Junkerwerke verkauft und teilweise umgestaltet. Während der Luftangriffe auf Dessau 1945 erlitt die Siedlung erheblichen Schaden, das Direktorenhaus wurde total zerstört. Nach 1945 folgten mehrere entstellende Umbauten, die durch die Nutzung der Doppelhäuser als Mehrfamilienhäuser notwendig geworden waren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat im Jahr 1994 die Restaurierung der Fenster gefördert – und somit zum Erhalt eines Denkmalkomplexes beigetragen, der längst als Weltkulturerbe gilt.
Tür an Tür mit Kandinsky und Klee
Nennen wir sie: die bedeutendsten Doppelhaushälften Deutschlands - Baujahr 1925, Bauhaus pur, Baumeister berühmt. Auf der einen Seite wohnten Paul Klee (1879-1940) und seine Frau Lily, auf der anderen Seite Wassily Kandinsky (1866-1944) und Gattin Nina. Die Maler zählen zu den bedeutendsten Expressionisten der Kunstgeschichte. Fast sieben Jahre wohnten sie Tür an Tür, lehrten beide in Walter Gropius´ Kunstschule, dem 1919 gegründeten „Staatlichen Bauhaus“, das Kunst und Handwerk zusammenführte und bis heute aktuell geblieben ist.
Bis heute Stilikonen der Architektur
In Dessau entstanden drei Doppelhäuser für Lehrer und das Direktorenhaus für Schulgründer Gropius. Kubische klare Bauformen sowie glatte Wände mit Fenstereinschnitten bestimmen das Bild von außen. Die Farbigkeit im Inneren des Doppelhauses Kandinsky/Klee kann heute durch das Engagement der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wieder beeindrucken. Denn nach dem Bauhaus-Verbot durch die Nazis wurden die Meisterhäuser lange Jahre zweckentfremdet.
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