Am Anfang war der Mensch! Kardinal Frings (1887-1978) war zeitlebens als Schlitzohr bekannt. Von ihm stammt der Begriff "fringsen", ein anderes Wort für Naturalienhandel, den der damalige Erzbischof von Köln im Nachkriegsjahr 1946 aufgrund der schlechten Versorgungslage einführte. Der Ur-Kölner war gegen Ende seiner Amtszeit fast blind. Und so kam es, dass der Entwurf des Architekten Gottfried Böhm beim Bau der Wallfahrtskirche in Velbert-Neviges 1964/65 doch noch den Zuschlag bekam - obwohl zuvor ein anderer Architekt die Ausschreibung gewonnen hatte.
Böhms Entwurf für "Maria, Königin des Friedens" ist ein Paradebeispiel für die Architektur der 60er Jahre: eine Kirche aus reinem Sichtbeton. Die Rohheit des Materials , im Französischen "béton brut" genannt, gibt dem Baustil aus seinen Namen - Brutalismus. Die ungewöhnlichen Formen des Baus - ineinander verschachtelten Kuben, wie ein zerklüfteter Fels, asymmetrisch und expressiv - ertastete der fast blinde Kardinal Frings am Entwurfsmodell. Beeindruckt ließ er einen zweiten Wettbewerb mit neuen Vorgaben ausschreiben; mit dem Ziel, im zweiten Angang Böhms Entwurf zu realisieren.
Marienerscheinung begründet den Wallfahrtsort Neviges
Am Anfang stand ein göttliches "Wunder". Dem Dorstener Franziskanermönch Antonius Schirley soll 1676 im Gebet die Heilige Mutter Gottes erschienen sein. Maria hätte zu ihm gesprochen: "Bring mich nach dem Hardenberg, da will ich verehret sein!" Neviges ist ein alter Name für den Hardenberger Bach. Als der schwerkranke Fürstbischof von Paderborn und Münster, Ferdinand von Fürstenberg, nach schwerer Krankheit nach Neviges gepilgerte und danach unerwartet gesund geworden war, finanzierte er die Fertigstellung des dortigen Franziskanerklosters. Papst Clemens XII. (1652-1740) versprach ein paar Jahre später allen Hardenberg-Pilgern völligen Ablass der Sündenstrafen. Besonders in Krisenzeiten kamen viele Pilger nach Neviges, in den 1930er und 50er Jahren oft 1000 am Tag.
Kirche für 6.000 Gläubige
Der Grundstein des neuen Mariendoms an der Pilgerstätte wurde 1966 gelegt, die Kirchenweihe erfolgte zwei Jahre später. Die Kirche ist mit über 6.000 Plätzen nach dem Kölner Dom die zweitgrößte der Erzdiözese. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte 2015 die Sanierung des Daches und setzte sich so für den Erhalt dieses außergewöhnlichen Sakralbaus ein - einem der beeindruckendsten Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne.
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Betonbau mit kristallinen Formen von Gottfried Böhm, 1966-68, Förderung 2015.
Adresse:
Elberfelder Str.
42553 Velbert
Nordrhein-Westfalen
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