Der leuchtende Fingerabdruck der Zeit
Die Altersbestimmung durch Thermo-Lumineszenz (auch TL-Datierung) kann ausschließlich an gebrannten Objekten wie Backsteinen oder Keramik durchgeführt werden. Bei diesem Datierungsverfahren wird der Zeitpunkt des letzten Brennens bestimmt. Allerdings ist die Genauigkeit begrenzt. Diese Methode arbeitet nicht zerstörungsfrei. Es müssen Proben des Originalmaterials entnommen werden. In der Bau- und Denkmalforschung wird das Verfahren eher selten angewandt, kann aber bei einer groben Datierung nach Epochen, beispielsweise zum Zweck einer Echtheitsbestimmung antiker Keramiken, helfen.
Bei der Thermo-Lumineszenz-Datierung machen sich die Physiker eine spezielle Eigenschaft mancher natürlich vorkommender Materialien, wie Quarz oder Feldspat, zunutze. Diese speichern in ihrem Kristallgitter Energie, die z.B. durch kosmische Strahlung verursacht ist. Diese Energie geben sie bei Erhitzung in Form von sichtbarem Licht ab. Danach beginnt die Aufnahme von Energie aufs Neue. Quarze und Feldspate wiederum sind als mineralogische Bestandteile in gebrannter Keramik enthalten. Beim Brennvorgang wurde die TL-Uhr auf „Null“ gesetzt. Je älter die Probe, desto stärker ist die Lumineszenz, die sich bei erneuter Erhitzung auf 300-500 °C beobachten und messen lässt. Auf diese Weise lässt sich die akkumulierte Strahlendosis seit dem letzten Brennvorgang und damit das Alter beispielsweise eines Ziegels bestimmen.
Die labortechnisch aufwendige Methode wird meist in der Archäologie und Mittelalterforschung, beispielsweise zur Altersbestimmung von Ziegeln bei frühmittelalterlichen Kirchenbauten herangezogen. Insbesondere wenn keinerlei historische Dokumente vorliegen, um die Baugeschichte zu rekonstruieren, ist die Methode aufschlussreich. Zur Datierung antiker Keramik nutzte man die TL-Methode erstmals in den 1950er und 60er Jahren.